„Du beherrschst das Element des Feuers, Alexis." Die Worte sickerten nur langsam zu mir durch, noch länger dauerte es bis ich den Sinn des Satzes verstand.
Mein Blick senkte sich langsam auf den Boden.
Feuer.
Ich trage das Feuer in mir. Jede Faser meines Körpers wehrte sich dagegen, das zu akzeptieren.
„Alexis –" Fiona kam zu mir, wollte eine Hand auf meine Schulter legen, doch ich wich schnell zur Seite aus. „Nicht, Fiona." Meine Stimme war leise und zitterte. Ich sah weiter auf den Boden, um nicht den Blicken der anderen zu begegnen. Ich musste es einfach in Frage stellen.
„Woher wollt ihr wissen, dass ihr damit richtigliegt?", fragte ich leise in den großen Raum hinein. Es konnte doch nur Einbildung sein. Das stimmte nicht! Es konnte nicht stimmen.
„Zuerst war es am wahrscheinlichsten, dass dein Element das Wasser ist.", sagte Joel. „Aber als dein Körper in der Nacht entflammte, wussten wir, dass wir falsch lagen." Mein Herz krampfte sich bei diesen Worten zusammen. Ich muss hier raus...
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begann ich auf die große Tür zuzugehen, wurde aber von Joel am Arm gefasst, nicht zu fest. Ich zuckte zusammen und entzog ihn ihm. Ich begegnete kurz seinen Blick, und in meinen Augen musste Angst liegen. Ich begann schneller zu gehen. Meine Schritte hallten von den hohen Wänden der Bibliothek wieder, das Geräusch der sich öffnenden Tür ebenfalls.
Mir traten Tränen in die Augen als ich den Korridor entlangrannte. Wie sollte ich das jemals akzeptieren?
×××
Der Sand des Strandes war warm von den Sonnen. Die Wellen rauschten und schwappten ans Ufer, als gäbe es nichts Anderes auf dieser Welt. Meine Augen aber hatten den Horizont fixiert. Da draußen schien das große Nichts zu existieren, lediglich das endlose blau des Meeres.
Entfernt hinter mir hörte ich den fröhlichen Lärm des Marktes: Stimmen und Musik. Ich wusste nicht wie lange ich hier schon stand, aber das war mir auch egal. Ich brauchte diese Zeit für mich allein. Ich wusste das ich die anderen von mir fernhalten musste, wenn ich ihnen nicht ausversehen wehtun wollte. Denn, was, wenn ich mein Element, das Feuer, nicht unter Kontrolle hätte? Mir war klargeworden, dass ich jetzt offiziell fürs Training zugelassen war, aber ich wollte das gar nicht mehr. Ich könnte jemanden wehtun, jemanden verletzen, jemanden töten. Und dann? Jeder hätte Angst vor mir, und ich wäre wieder alleine wie vor fünf Yael, als ich über den ganzen Kontinent gewandert war. Aber würden gleichzeitig auch viele auf mich aufmerksam gemacht werden. Neuigkeiten verbreiteten sich schnell in den Königreichen. Das Feuer war die seltenste Magicae die es gab, man wusste nur nicht wieso. Fest stand aber, dass das Feuer eine extrem mächtige Kraft war, und viele Könige an die Spitze der Hierarchie bringen könnte. Und genau deshalb würde Aaron höchstwahrscheinlich alles dafür tun, dass niemand außerhalb Adaons von meiner Magicae erfuhr. Denn sonst könnten wir wohl am schnellsten mit Seeplons Besuch rechnen. Sie waren unser größter Gegner und würden alles versuchen um Aaron in die Knie zu zwingen. Ich würde mich zwar dagegen wehren, Adaon etwas anzutun, doch sie würden es schaffen, irgendwie, dass ich mich gegen mein Zuhause wenden würde. Aber genauso gut könnte Aaron mich als Waffe benutzen, jetzt da er recht behalten hatte und ich wahrhaftig jemand sehr mächtiges war.
Aber das wollte ich nicht: ich wollte nicht als Waffe benutzt werden, und ich wollte niemanden wehtun.
Halte sie von dir fern. Das war wohl die einzige Möglichkeit die mir blieb.
„Alexis?" Beim Klang der Stimme meiner besten Freundin zuckte ich ungewollt zusammen, wirbelte aber noch im selben Augenblick herum.
Die junge schwarzhaarige Frau stand wenige Meter von mir entfernt und sah mich mit einer Mischung aus Sorge und Angst an.
Angst.
Selbst als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass ich mich nicht täuschte. Meine Lungen schnürten sich zu.
„Du hast Angst vor mir.", sprach ich das offensichtliche mit bebender Stimme aus. Das zu sehen, meine beste Freundin und dass sie Angst vor mir hatte, traf mich härter als ich erst angenommen hatte.
Athtalia aber schüttelte leicht den Kopf. „Nein Alexis, ich habe keine Angst vor dir." Ihre Stimme klang ruhig, doch ich erkannte die Lüge darin. Meine Hände verkrampften sich. „Lüg mich nicht an!", fuhr ich die Makari an. Sie zuckte daraufhin zusammen. „Alexis –" „Ich sehe es doch in deinen Augen Athalia! Du hast Angst vor mir!" Bei dieser Erkenntnis wurde mir kalt. „Geh weg.", bat ich sie. „Geh weg bevor ich dir was antue."
„Nein, ich gehe nicht. Du bist meine beste Freundin Alexis, ich werde dich nicht allein lassen, weil du mir nichts tun wirst." Wie konnte sie bloß so ruhig sein? Ich war ein Monster. Deshalb schüttelte ich den Kopf und entfernte mich selbst ein paar Schritte von ihr. „Bitte Athalia, geh. Lass mich allein. Ich bin ein Monster!"
„Das bist du nicht!", widersprach sie mir sofort. „Du brauchst bloß Unterstützung und Training und –" „Athalia geh!", fuhr ich sie erneut an. doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich lass dich damit nicht allein."
„Ich werde dir, ich werde euch, wehtun! Ich habe das nicht unter Kontrolle! Was wenn es auf einmal aus mir rausbricht?" Ich bebte vor Trauer und Wut. „Dann werde ich es löschen. Ich beherrsche das Wasser."
„Ja, du beherrscht das Wasser.", lachte ich bitter. „Aber mir wurde dieser Wunsch genommen! Ich hatte das Wasser nie in mir, weißt du was ein Gefühl das ist? Sich ein Leben lang etwas aus tiefster Seele zu wünschen, und dann zerbricht es einfach in deinen Händen? Und du kannst es nicht verhindern?" Ich atmete ein und wandte den Blick ab. „Du musst zusehen wie sich dein Traum in Luft auflöst, vor deinen Augen. Und du steht einfach nur da und siehst dabei zu, spürst aber wie etwas in dir bricht, als hättest du jemanden verloren." Ich schluckte. „Es fühlt sich an wie ein verdammter Fluch."
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Legend ~ High Queen {Band I}
Fantasi"Steigst du zu einer Legende auf, wird man dich nie wieder vergessen." "Im Bann der Elemente neigt man oft zu Dingen, die man sonst niemals getan hätte. Sie können ein Teil von uns werden, oder uns komplett einnehmen, und es liegt nicht einmal an un...