16|CHAPTER SIXTEEN

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Hier an den Klippen zu sitzen gab mir ein Gefühl der unbegrenzten Freiheit. Ich schloss die Augen und hielt mein Gesicht in die nach Salz riechende Luft, welche vom Meer ans Land kam.

Das Training war erst eben beendet worden, somit standen die Sonnen auch noch ziemlich hoch und spiegelten sich im klaren Blau des Wassers.

Es kam mir fast wie gestern vor, als ich Wehmut empfunden hatte, wenn ich auf das Meer gesehen hatte. Jetzt aber war sie weg. Ich hatte mich endlich damit abfinden können, das Feuer, und nicht das Wasser zu bändigen.

Seitdem ich meine Magicae bekommen hatte, war ich nicht mehr schwimmen gewesen, und ich wusste auch nicht so recht, ob ich das überhaupt noch wollte. Feuer und Wasser waren bekanntlich nicht die besten Freunde.

Ich drängte diese Gedanken wieder zurück. Ich war hier um etwas Ruhe vor dem Alltag zu finden, und nicht um mich weiter in den ganzen Gedanken zu verstricken, was denn schieflaufen könnte.

Ich atmete durch die Nase ein und roch das Salz. Die Augen hielt ich geschlossen, als ich mich hinter mir mit den Händen abstützte und das Gesicht gen Himmel wandte. Hinter meinen Lidern wurde es daraufhin hell. Die warmen Sonnen wärmten meine Haut. In mir spürte ich wie sich die Wärme regte. Sie fühlte sich zu den großen Himmelskörpern hingezogen. Im Grunde waren die Sonnen drei riesige Feuerbälle, und dadurch war ich auf merkwürdige Art und Weise mit ihnen verbunden. Ob ich Kraft aus ihnen gewinnen kann? Eine gute Frage. Ich sollte es irgendwann einmal versuchen, schließlich galt es weiterhin mehr über mein Element herauszufinden. Ich hatte sogar damit begonnen, sämtliche Dinge, die mir über das Feuer bekannt waren, in einer Schriftrolle niederzuschreiben. Dort sprach ich von der roten Magie oder der Pyromantie. Joel tat genau das Gleiche, schrieb stattdessen aber über meinen Heilungsprozess und die Blockaden, die mir das Leben gerettet hatten. Aber vor einem großen Rätsel standen sowohl er, als auch ich. Warum war meine Krankheit einfach so verschwunden? Warum gefror meine Haut nicht zu Eis? Fragen, die uns wohl noch für einige Zeit lang beschäftigen würden.

Die Sonnen führten ihren Weg über den hellblau strahlenden Himmel fort. Weit und breit ließ sich nicht eine Wolke sehen. Das Wetter war noch besser geworden, und mittlerweile gab es fast keine wirklich kühlen Tag mehr. Lediglich morgens spürte man noch die nächtliche Kälte, doch nachdem auch die dritte Sonne über den Horizont geschritten war, verblasste die Kälte gänzlich. Aber die Temperaturen beeinflussten auch die Bewohner von Balbonja. Während ich mit der täglichen Wärme keine Probleme hatte, schienen die Wasserbändiger froh über jeden gebotenen Schatten zu sein. Die Erdbändiger schienen ebenfalls angeschlagen und man sah sie auch viel häufiger etwas trinken, da die Sonne sie austrocknete, was man immer häufiger an ihrer Haut erkannte. Die Wasserbändiger waren aber am meisten betroffen, für die Hitze waren sie einfach nicht geschaffen. Doch sie glichen es dann ab, indem sie im Meer oder in Seen schwimmen gingen. Die Windbändiger litten wesentlich weniger. Man sah ihnen zwar an, dass ihnen die Hitze irgendwann begann zuzusetzen, aber sie konnten sich problemlos abkühlen, und so überstanden sie den Tag ganz gut. Und dann gab es da noch mich. Er war ja nicht so, dass ich die Wärme des späten Frühlings nicht zu spüren bekam. Ich musste aber nicht damit kämpfen.

In mir trug ich das Feuer, und Feuer bestand aus Hitze, sengender Hitze. Die Kälte war da schon wesentlich anstrengender für mich. Denn meine Körpertemperatur auf Dauer oben zu halten, strengte mich irgendwann an.

×××

Als die dritte Sonne ihren Höchststand ebenfalls überschritten hatte, machte ich mich auf den Rückweg zur Akademie. Mara und ich wollten noch ein bisschen Trainieren. Was die anderen machten wusste ich nicht.

Auf dem Weg zur Akademie ging ich am Palast vorbei. Im Vorbeigehen hob ich den Kopf und sah die hohen Fassaden empor. Ich war dort gar nicht mehr, da ich jetzt auch in der Akademie lebte. Meine täglichen Treffen mit Joel und Athalia hatten sich mittlerweile auch wieder reduziert. Ich glich es aber mit möglichst regelmäßigen Besuchen wieder aus. Ich wollte sie nicht als Freunde verlieren. Ich wollte niemanden verlieren. Würde meine Freundschaft zu einem von ihnen zerbrechen, wüsste ich nicht, was ich tun sollte.

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt