37|CHAPTER THIRTY-SEVEN

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Finsternis. Dunkelheit. Schmerzen. Was ich empfand war alles andere als angenehm.

Meine Lider schienen aus Blei, als ich die Augen langsam wieder aufschlug. Ich war wieder im Kerker des Palastes. Ich versuchte einen tieferen Atemzug zu nehmen, musste aber mit verzerrtem Gesicht stoppen.
Kohr ist stark.
Meine Brust fühlte sich an wie geborsten und notdürftig wieder zusammengeflickt. Aber ich lebte. Ich wusste zwar nicht wieso. Aber ich lebte.

Als ich mich ein wenig umsah, bemerkte ich, dass die Zellen um mich herum leer waren.
Warum hatte man die Gefangenen umgelagert?
Mein Blick senkte sich auf den dunklen Boden. Meine Brauen hoben sich an als ich den schwarzen Ruß auf den Steinen sah. Und Brandspuren bildeten eine Art Kranz um mich herum. Aber wie war das hier unten möglich gewesen?
Ich schluckte.

Ich spürte die warme Anwesenheit des Feuers wieder in mir wallen, doch es fühlte sich nicht frei an, eher wie eingesperrt in einem unsichtbaren Käfig.
Die Hydin hatte gesagt, dass Kerker im Regelfall mit Zaubern versehen waren, die es den Gefangenen untersagten ihre Magicae zu benutzen.
Und so schien es sich anzufühlen.
Es hatte etwas von den Blockaden die Joel damals in mir errichtet hatte, nur, dass ich jetzt die Anwesenheit des Feuers spüren konnte.
Wieder sah ich hinab auf den verbrannten Stein.
Ich konnte mich an nichts Derartiges erinnern, also musste es passiert sein während ich kein Bewusstsein gehabt hatte.
Nur – wie lange war ich weg gewesen?

Ich sah mich um, konnte aber keine fahlen Lichtstreifen entdecken. Es war nicht die Zelle in die sie mich zuerst gesteckt hatten.
Ob ihnen eine einfache Hinrichtung nun bei mir noch reichen würde?
Mein Herz pochte spürbar in meiner Brust, meine Augen zuckten hin und her.
Was war jetzt aus Bjarne und den anderen geworden? Ob sie noch lebten?
Und die Hyden. Lebten sie noch oder waren sie mittlerweile tot?

Meine Gedanken wurden von einer sich öffnenden Tür zum Schweigen gebracht. Mein Kopf schoss in die Richtung wo ich den Eingang zum Kerker vermutete. Die Schritte kamen immer näher, aber sie schienen es nicht sonderlich eilig zu haben, dafür aber die plötzlichen Stimmen.
Ich zuckte zusammen.
Sie schrien die Maori regelrecht an – voller Panik und Angst flehten sie endlich freigelassen zu werden. Ist das wegen mir?, fragte ich mich während meine Augen erneut den Ruß fixierten. Selbst die Wände der Zelle waren nicht verschont geblieben, oder die Gitter, noch Decke.
„Ihr könnt uns das nicht antun!", rief ein Gefangener weiter vorne.
„Dieses Mädchen ist wahnsinnig!" schnell senkte ich den Kopf, schloss die Augen. Ich habe sie nur geschützt. Ich musste es tun, und es war das Richtige!, redete ich mir immer wieder selbst ein. Ich musste es glauben. Aber ich wusste auch, dass es stimmte. Bloß warum fiel es mir dann so schwer es zu akzeptieren?
Hätte ich mich besser gefühlt, wenn ich nichts getan hätte?
Nein.

„Wir können sehr wohl, und das wisst ihr alle ganz genau!", spuckte ein Maori unfreundlich.
Wie viele waren es wohl?
Ich lauschte auf die Schritte und versuchte mich auf sie zu fixieren.
Es müssten vier, fünf oder vielleicht sechs sein, zumindest meinte ich dies raushören zu können.

Die Maori kamen den Korridor immer weiter entlang, immer weiter nach hinten und immer weiter auf meine Zelle zu.
Ich atmete tief durch und setzte mich aufrechter hin, die Hände im Schoss liegend und den Blick unbewegt nach vorn gerichtet.
Wenn sie tatsächlich zu mir wollten, wenn sie mich wirklich holen wollten, dann sollten sie.
Zwar hatte ich nicht das Bedürfnis zu sterben, nicht nachdem ich es doch so weit gebracht hatte, aber was sollte ich tun?
Maori verfügten über Fesseln, die die Magicae eines jeden ebenfalls unterdrücken konnten. Ich würde mich nicht wehren können, so sehr ich es mir dann auch zu wünschen vermochte.

Im nächsten Moment wurde das Licht rechts von mir auf einmal heller, bis sich Silhouetten dazu mischten.
Und dann sah ich die Maori durch die Gitter der anderen Zelle neben mir.
Meine Augen folgten ihnen so lange, bis sie vor mir stehen blieben.
Mein Herz sackte mir in die Hose als ich sieben von ihnen vor den Gittern stehen sah. Allesamt sahen sie mit nichtssagenden Gesichtern zu mir hinab. Aber etwas war anders.
Ich spürte keine Feindseligkeit von ihnen ausgehen, keinen Hass und auch sonst nichts abwertendes oder Vernichtendes.

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt