52|CHAPTER FIFTY-TWO|Kohr

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„Wir befinden uns im Krieg. Ich kann Joel nicht entbehren.", sagte der König nach langem Schweigen, ohne einen von uns anzugucken.
„Alexis wird sterben ohne seine Hilfe.", startete ich einen weiteren Versuch, den Aaron aber nicht sonderlich ernst nahm.
„Sie hat uns damals verlassen und kannte das Risiko eines Rückfalls gut. Sie ging trotzdem. Jetzt lebt sie mit den Konsequenzen, daran bin ich unbeteiligt."
„Das könnt Ihr nicht wirklich so meinen Aaron!" Joel hatte sich an seinen König gewandt, sein Gesicht sah ich nicht.

Immer öfter sahen wir alle verstohlen zu dem Prinzen in unserer Mitte. Er wirkte verbittert, schien sich aber zurückzuhalten.
Wir wollten alle das gleiche von ihm, doch würde er eben dies ganz sicher nicht tun. Ein Eibhlyn flehte einen anderen nicht an.
Alexis' Leben stand auf dem Spiel, das wussten wir alle nur zu genau. Aber es musste auch andere Möglichkeiten geben.

„Also schön, machen wir es so." Bei Lias' Worten horchte ich auf. Der Prinz hatte seinen Oberkörper weiter aufgerichtete und sah sowohl Königin als auch König unerschüttert an.
„Ich bin hier im Namen des Hauses Eibhlyn und spreche für unser Königreich, wenn ich sage, dass wir Euch unsagbar dankbar wären, wenn Ihr Alexis' Leben von Eurem Heiler retten lasst. Salanon stünde danach in Eurer Schuld."
„Worauf willst du hinaus Lias?", zischte ich zu Lias neben mir. Er aber ignorierte mich ohne weiteres.
„Wenn Ihr zulasst, dass meine Schwester gerettet wird, verspreche ich Euch Salanons Unterstützung im Kampf gegen Seeplon."

×××

„Sturmpferde." Joel streckte vorsichtig seine Hand zu Hrókr aus. Der Hengst zögerte anfangs zwar etwas, traute sich dann aber doch noch an seiner Handfläche zu schnuppern, ehe er den Kopf wieder hob und an den Blättern der Eiche knabberte.

„Wie habt ihr es geschafft sie zu zähmen?" Ich ließ meinen Atem langsam entweichen, der in der späten Abendluft eine weiße Atemwolke bildete. Wir waren noch nicht weit gekommen und in Adaon war es doch um so einiges kälter als im Süden.

Ich saß an einen der Bäume gelehnt da, ein Bein leicht angewinkelt und die Klingen der Waffen schärfend.

„Ein langer Weg mit viel Geduld, Verständnis und Sorgfalt. Man muss ihr Vertrauen gewinnen, ansonsten trampeln sie einen bei der nächsten Gelegenheit nieder." Der Heiler nickte bedächtig und wandte den Kopf dann zu den anderen.

Aaron hatte uns sechs Makari begleiten lassen, die sich die Pferde jetzt mit den Magiern und Makari teilten.

Aber neben ihnen begleitete uns auch Joels Verlobte Fiona - eine anmutige Frau mit galanten Schritten, einer schlanken Figur und einem tief freundlichen Gesicht. So etwas wie Groll schien sie nicht zu kennen.

Die beiden hatten versprochen ihr bestes bei Alexis zu geben, so hatten sie neben einigen Tinkturen und Kräutern auch einen guten Stapel an Schriftrollen mitgenommen und ein oder zwei Bücher, die nun meine beiden Satteltaschen füllten. Ich hatte nichts dagegen. Es würde dabei helfen Alexis zu retten, so ließ ich es zu. Ich würde weit gehen, sehr weit, um ihr Leben zu retten.

Ich wandte den Blick nicht von meinem zweiten Kurzschwert ab als Joel beschloss sich zu mir zu setzen, mir gegenüber an eine weitere Esche gelehnt beobachtete er mein Machen.

„Wie alt seid Ihr, Kohr?"
„Neunzehn." Ich sah aus dem Augenwinkel wie seine Brauen kurz hochzuckten.
„Wie habt Ihr es geschafft so früh Heerführer zu werden?" Innerlich stieß ich die Luft aus. Ich hatte nicht wirklich Lust mit dem Heiler zu sprechen.
„Sagen wir so - ich bin im Kampf sehr begabt."
„Und wie steht es mit Euren Magicae? Was für eine Macht fließt in Euren Adern?"
„Wind, vierte Ebene."
„Und dann kämpft Ihr lieber mit den Waffen?" Ich hörte seine Überraschung klar und deutlich. Ich nickte kurz angebunden.
„Mit ihnen bin ich so gut wie ungeschlagen."
„Ich habe gehört was am Stadttor vorgefallen ist." Ich schwieg und erwiderte nichts. Vielleicht würde er ja so endlich Ruhe geben.
„Ihr habt acht Maori im Alleingang getötet. Ich kenne wenige die sowas von sich behaupten können." Er seufzte. „Rabon mag zwar ein begnadeter Kämpfer sein, aber Ihr habt etwas, das ihm fehlt." Ein weiteres Mal schliff ich über die silberne Klinge, bevor ich das Schwert durch ein weiteres ersetzte.

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt