49|CHAPTER FOURTY-NINE|Kohr

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„Und wo werdet ihr hingehen?", fragte Alexis sofort, nachdem ich doch mit der Sprache rausgerückt war. Ich seufzte, drehte mich von der Fensterfront weg und begegnete sogleich ihren trüben grünen Augen. Die blauen Äderchen hatten ihre Intensität verloren und verliehen dem Grün nicht mehr den bekannten blauen Schimmer.
Alexis hatte sich aufgesetzt, nun schwer in die Kissen gelehnt betrachtete sie mich wortlos.

„Hinter die Grenzen, in Kaleidons Norden. Wir sollen neueste Informationen aus Deldrin beschaffen." Sie nickte bloß, ohne dass ich eine weitere Erklärung abliefern musste. Die junge Prinzessin holte ihre Arme unter der Decke hervor und betrachtete sie eingehen. Auch ich schaffte es nicht meinen Blick von ihrer Haut zu lösen.

„Wie lange werdet ihr weg sein?"
„Wir wissen es nicht.", antwortete ich eher abwesend.
Das Eis war ihre Arme weiter hochgekrochen. Ich schätzte, dass es bald ihre Schultern erreichen würde.
Die Krankheit schritt schnell fort, Zaor hatte damit nicht übertrieben. Wir brauchten die Hilfe des adonischen Heilers so schnell wie nur möglich, ansonsten würde ich sie heute das letzte Mal sehen. Das gleiche galt für Lias, der die Patrouille ebenfalls begleiten würde. Weder er noch ich könnten es ertragen, nicht mehr rechtzeitig gekommen zu sein.
Ihr Tod wäre dann auch unsere Schuld.

Ich blinzelte und schüttelte den Kopf, um diese finsteren Gedanken loszuwerden.
„Ich verspreche so schnell wieder zurück zu sein wie nur irgend möglich."
„Allein der Hinweg dauert eineinhalb Monde, oder mehr." Ein weiterer Seufzer entwich mir, als ich mich neben sie setzte und ihren Augen direkt begegnete.
„Wir haben Pferde, mit denen sich diese Strecke in wenigen Tagen überbrücken lässt." Kaum hatte ich das ausgesprochen, weiteten sich ihre Augen.
„Was für Pferde?" Ein großes Fragezeichen stand in ihr Gesicht geschrieben. Mein Mundwinkel zuckte.
„Sturmpferde. Hast du schon mal was von ihnen gehört?" Alexis schüttelte langsam den Kopf. „Nein, noch nie."
„Sturmpferde sind schon auf dem Boden schneller als jedes Tier das lebt. Aber nicht nur das - Sturmpferde sind ungewöhnlich groß, aber das Wichtigste: sie haben die Fähigkeit in den Winden zu galoppieren. Über den Wolken und getrieben von den Winden kommt man sehr schnell voran. Und mit sehr schnell meine ich auch sehr schnell." Ich sah wie sich ihre Pupillen ein wenig weiteten.
„Ich habe noch nicht einmal eines gesehen."
„Wahrscheinlich weil man diese Art nur in den südwestlichen Gebieten von Kaleidon, Blair, Tarlon und Yiradac findet. Ich wüsste nicht, dass es welche in Adaon gibt." Die Brünette verengte ihre Augen kurz überlegend, bevor sie nickte und wieder auf ihre Hände starrte. Ich spürte ihre Traurigkeit ohne sie ansehen zu müssen. Also streckte ich eine Hand aus und legte sie auf die ihre, bis sie langsam die Augen zufallen ließ und einen tiefen Atemzug nahm.
Ihre Haut war eiskalt und glatt wegen der Eiskristalle.
Sie sog die von meiner Hand ausgehende Wärme gierig auf, auch, wenn sie ihr nicht viel half, nur so lange ich sie berührte.

„Das wird schon werden Lex." Ich sprach diesen Namen aus ohne darüber nachzudenken. Er kam mir einfach über die Lippen und ließ sie ihren Blick zu meinem Gesicht anheben. Ich hatte sie schon viel zu lange nicht mehr so genannt. Ich wusste nicht mehr wann ich damit aufgehört hatte, doch es war sicherlich einige Monde vor ihrem Verschwinden gewesen.

„Du wirst wieder gesundwerden, daran glaube ich fest." Habe ich eine andere Wahl? Ich kann sie nicht aufgeben, das wäre Verrat. Und sie war mir dafür viel zu wichtig.
„Ich hoffe du hast recht.", hauchte sie leise und blinzelte mich an. Aufmunternd hob ich die Mundwinkel ein Stück an und strich über ihren Handrücken.
„Lex, habe ich dich jemals angelogen?" Ich kannte ihre Antwort bevor sie sie im Kopf formuliert hatte.
„Noch nie."
„Und dieses Mal wird nicht das erste sein."

×××

Clea hatte nicht damit gescherzt, als sie sagte die Patrouille würde bald aufbrechen. Direkt nachdem ich mich von Alexis verabschiedet hatte, musste ich bereits zum Stall, da sich meine Begleiter bereits einfanden. Doch als ich dort schließlich ankam, sah ich zum ersten Mal wer mitkommen würde.

Legend ~ High Queen {Band I}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt