Kapitel 4

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[Harry]
Paul schließt seufzend die Tür, aus der Louis gestürmt ist, bevor er sich mit einem entschuldigenden Lächeln zu mir umdreht. 

"Also....das lief jetzt nicht ganz so wie geplant," fängt Paul langsam an, während er zurück an seinen Schreibtisch geht und sich auf seinen Stuhl fallen lässt. 

"Aber keine Sorge. Ich werde ihn schon noch zur Vernunft bringen. Manchmal hat er so seine Launen,  aber das ist nichts, was sich nicht wieder legt....Meistens jedenfalls,-" die letzten Worte sind so leise, dass ich es fast nicht mehr hören kann. ,,-Na jedenfalls...sei morgen bitte um neun Uhr in meinem Studio. Wir werden eine gemeinsame Version von deinem Song "Two Ghosts" aufnehmen. Am Nachmittag steht dann das Fotoshooting für eure Tour an." 

,,Ist das wirklich eine gute Idee?", frage ich. Ehrlich gesagt hat mich das alles hier sehr verunsichert. Ich merke erst, dass ich mich noch immer nicht wieder hingesetzt habe, sondern wie ein Psychopath die ganze Zeit auf und ab gehe, als ich den besorgten Blick von Paul sehe. Sofort gehe ich zurück zu dem Ledersessel auf dem ich vorhin gesessen habe und setze mich wieder hin.

"Ich werde Louis heute noch anrufen und ihm mitteilen, welchen Song er bis morgen drauf haben muss," beantwortet Paul meine Frage bestimmend.

Ich wende mich zum gehen doch bevor ich aus der Tür schlüpfen kann ruft er mir noch einmal nach: ,,Harry!" ,,Ja?" ,,Sei morgen bitte pünktlich!" Sofort steigt mir die Röte ins Gesicht und ich husche mit einem leisen ,,Natürlich." durch die Tür und flüchte zu meinem Auto.

------------Samstag 8:50--------------

Überpünktlich tauche ich bei Paul im Studio auf. Ich habe mir extra gestern am Abend noch genau angesehen, wie ich am schnellsten zu der Adresse seines Studios komme, die er mir noch per E-Mail geschickt hat und habe mir meinen Wecker und den von meiner Mum für 7:00 Uhr gestellt, damit ich auch ja nicht verschlafen kann. Natürlich hat mich meine Mum nur so mit Fragen gelöchert, nachdem ich ihr gestern am Abend noch von meinem unterschriebenen Plattenvertrag erzählt habe. Der Frage, ob Louis nett ist, bin ich mit einem "Ich kenne ihn doch kaum" ausgewichen, denn grundsätzlich stimmt das ja. Insgeheim habe ich die Hoffnung, dass Louis gestern einfach einen schlechten Tag hatte...

Wir warten nun schon seit 20 Minuten auf Louis, als er endlich mit einem selbstgefälligen Grinsen zur Tür herein kommt. ,,Louis, warum zum Teufel bist du so spät dran? Ich habe dir doch gesagt, dass wir um neun Uhr hier verabredet sind!", staucht Paul ihn zusammen. Aber Louis reagiert nur mit einem lässigen Schulterzucken und antwortet mit einem abfälligen Blick in meine Richtung: ,,Ich dachte, es wäre angemessener, sich um 20 Minuten zu verspäten." ,,Da ist aber jemand sehr nachtragend," denke ich, aber ich muss es wohl laut gesagt haben, denn ich fange einen wütenden Blick von Louis und einen leicht amüsierten,  aber eher mahnenden Blick von Paul ein. Ich senke den Kopf und gehe zu meinem Mikrofon. Ich sollte diesen Tag einfach schnell und ohne weitere Fettnäpfchen hinter mich bringen. Die Musik erklingt und wir beginnen.

"Stooop! Harry du bist schon wieder nicht im Takt! Ich weiß du bist noch nicht so lange dabei, aber ist es nicht irgendwie logisch, dass es nur gut klingt wenn wir den Refrain parallel und nicht versetzt singen?", faucht Louis mich zum wiederholten Mal an.
Das geht jetzt schon seit Stunden so. Egal was ich mache, irgendetwas hat Mr.Ich-bin-der-Star-hier immer auszusetzen! ,,Sag mal, was ist eigentlich dein Problem?", antworte ich bemüht ruhig. ,,Ist das dein Ernst Hazza?", stellt Louis sofort schnippisch die Gegenfrage. ,,Harry", unterbreche ich ihn. Wie schwer ist es, sich meinen Namen zu merken?
,,Siehst du! Da haben wir schon das erste Problem! Sein Name ist total beschissen für einen Künstler!", sagt er ihn Richtung Paul. ,,Du...", fange ich an, aber ich werde gleich wieder unterbrochen. ,,Ich kann mit diesem Anfänger nicht arbeiten!", beschwert er sich. Den Blick immer noch auf unseren Manager gerichtet. Und dann, irgendwo zwischen den Begriffen "Hazza" und "Anfänger" verliere ich meine Beherrschung. ,,Du bist der arroganteste, selbstverliebteste, nachtragenste und eitelste Mensch, den ich je getroffen habe!-", schieße ich in Louis' Richtung. Seine Augen weiten sich. ,,-Ich sage dir was dein Problem ist! Du willst deine Tour nicht mit mir teilen, auch wenn das nie jemand von dir verlangt hat. Aber du siehst es trotzdem so, weil dein übergroßes Ego dir verbietet hilfsbereit oder sogar nett zu sein! Du ziehst hier eine Show ab, weil du nicht einsehen kannst, dass unsere Stile toll zusammen passen würden! Oder vielleicht kannst du es einsehen, willst es aber einfach nicht, weil du ja der beste Solo-Artist dieser Welt bist!  Gott, du bist ein verdammter Stierbock mit Starallüren!" Wir funkeln uns gegenseitig an, bis wir schließlich von Pauls gereizter Stimme unterbrochen werden: ,,Schluss jetzt! Wir stehen hier echt ein bisschen unter Zeitdruck, also werden wir eure Parts jetzt einfach einzeln aufnehmen."  

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