Kapitel 48

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[Harry]
Wir backen mittlerweile schon seit einer dreiviertel Stunde, wobei es eigentlich nur ich bin, der wirklich etwas produktives macht. Während ich dabei bin, den Kuchenteig zu kneten ... ja wir haben eine verdammte dreiviertel Stunde für den Kuchenteig gebraucht, weil Louis mich ständig versucht aus dem Konzept zu bringen ... schlingt Louis die Arme von hinten um mich und stellt sich auf die Zehenspitzen, um seinen Kopf auf meiner Schulter abzulegen. Sein warmer Atem streift mein Ohr, was es für mich sehr schwer macht, mich zu konzentrieren. ,,Du machst das wirklich toll," flüstert Louis mir ins Ohr, wobei ich eine Gänsehaut bekomme. Er scheint es zu bemerken, denn ich kann aus den Augenwinkeln erkennen, dass sich ein zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet. ,,Und du bist wirklich eine sehr gute Hilfe," antworte ich sarkastisch, allerdings klingt meine Stimme nicht halb so genervt wie eigentlich geplant. ,,Gib mir bitte noch etwas Mehl." ,,Wo steht das nochmal?", fragt Lou. ,,Links über dem Waschbecken, Lou." ,,Bist du dir sicher?" Ich seufze auf und drehe mich um, damit ich es selbst hole. Louis stützt seine Arme links und rechts von der Arbeitsfläche ab und versperrt mir somit den Weg. ,,Louis, in diesem Tempo werden wir nie fertig," mahne ich ihn. ,,Ich denke ich habe eine bessere Idee für unser erstes richtiges Date," sagt er mit verführerischer Stimme. ,,Achja? Und was ist das für eine Idee?", frage ich unschuldig, obwohl ich genau weiß, was er meint. Louis blaue Augen blitzen auf und ein breites Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er einen Schritt auf mich zumacht und somit auch die letzten Zentimeter zwischen uns überwindet. Er stellt sich auf die Zehenspitzen und kommt mit seinem Gesicht so nahe, dass sich unsere Lippen beinahe berühren, aber eben nur beinahe. Mein Blick bleibt zuerst auf seinen Lippen hängen, gleiten dann allerdings zu seinen Augen, wo ich in dessen wunderschönem, tiefen blau versinke. So verharren wir einige Zeit. Gerade, als ich schon nicht mehr damit rechne, dass Lou mich küsst, und ich all meine Willenskraft sammle, um etwas zu sagen, überwindet Lou die letzten Millimeter zwischen uns und legt seine Lippen sanft auf meine. Sofort ist meine ganze Willenskraft wie weggefegt. Ich schließe die Augen und genieße das Gefühl von Lous weichen Lippen auf meinen und das Kribbeln das sie auslösen.  Ich packe ihn an den Hüften und hebe ihn auf den Küchentresen neben dem Waschbecken ohne den Kuss zu unterbrechen. Ich bemerke nur nebenbei, dass Louis seine Hand hebt und damit einen der Schränke öffnet. Plötzlich unterbricht er unseren immer wilder werdenden Kuss. Schwer atmend sehe ich ihn verwirrt an. Ebenfalls schwer atmend, aber mit einem frechen Grinsen, hebt er seine linke Hand, in der er einen blauen Behälter hält. ,,Ich hab das Mehl gefunden." Fassungslos sehe ich ihn an. Ist das jetzt sein Ernst?! ,,Ich dachte du hättest eine bessere Idee?" ,,Stimmt. Haben wir ja gerade gemacht," meint Louis locker. ,,Du wolltest nur einen Kuss?" Louis setzte einen entsetzten Gesichtsausdruck auf. ,,NUR?! Normalerweise küsse ich nicht einmal beim ersten Date!" Ich lache auf. ,,Du hast recht. Wir sollten uns erst besser kennenlernen," spiele ich sein Spiel mit und nehme ihm das Mehl aus der Hand. 

---------------- 2 Stunden später ------------------

Louis und ich sitzen in unserer Limousine, die auf dem Weg zum  Flughafen ist, um meine Eltern und Ember abzuholen. Louis sitzt auf meine Schoß und sieht, genau wie ich, aus dem Fenster. Je näher wir dem Flughafen kommen, desto aufgeregter werde ich. Ich versuche, mich zu beruhigen, indem ich alle schwarzen Autos zähle die uns entgegenkommen. 122, 123, 124, ...  Sehr hilfreich ist das allerdings auch nicht, also schließe ich meine Augen und atme einmal tief ein und aus. ,,Alles okay, Haz?", fragt Lou mich und sieht mich dabei besorgt an. Ich lächle ihn an. ,,Ja, ich bin nur nervös, das ist alles," antworte ich. Louis legt seine Hände auf meine Schultern. ,,Ich bin für dich da, das weißt du oder?", sagt er mit eindringlichem Blick. ,,Ich weiß. Danke," sage ich und küsse Lou. Es ist nur ein kurzer Kuss und trotzdem löst er tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch aus. Ja, es ist richtig, dass ich ihn meinen Eltern vorstelle.

Am Flughafen wimmelt es von Paparazzis von denen wir mit Fragen bombadiert werden, die wir gekonnt ignorieren, während wir versuchen uns einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. ,,Harry!", ruft Ember, die mich im selben Moment in der Menge entdeckt, wie ich sie, rennt auf mich zu und fällt mir in den Arm. Ich wirble sie herum, was bei dieser Anzahl an Menschen hier eigentlich unmöglich sein sollte und mir auch einige böse Blicke von den ausweichenden Leuten einhandelt. Schließlich stelle ich sie wieder auf dem Boden ab. ,,Ich habe dich vermisst," sagt meine beste Freundin und lächelt mich breit an. ,,Ich dich auch," entgegne ich und drücke sie noch einmal kurz an mich, bevor ich mich zu meinen Eltern umdrehe, die sich mittlerweile auch schon zu uns durchgedrungen haben. ,,Hallo, Mama," begrüße ich sie und umarme auch sie fest. ,,Hallo, mein Schatz," entgegnet sie. ,,Hi Dad," wende ich mich jetzt an Papa, umarme auch ihn und klopfe ihm dabei auf den Rücken. ,,Hey, mein Sohn." ,,Und du bist Louis, nicht wahr?", fragt meine Mama in Lous Richtung. ,,Ja, es freut mich Sie kennenzulernen", antwortet Louis freundlich und gibt zuerst meiner Mum und dann Dad die Hand. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zurück zur Limousine, die uns zu einem netten Restaurant, bei dem wir bereits ihm Voraus gebucht haben, bringt.

,,Na dann erzählt mal: Wie geht es weiter mit euer Tour? Wo habt ihr eure nächsten Konzerte? Immer wenn ich Ember frage, wo du gerade Konzerte hast, sagt sie in der Nähe von L.A.," beginnt meine Mama, die gegenüber von mir, neben meinem Papa sitzt, das Gespräch, sobald der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hat. ,,Es ist jetzt so geplant, dass wir zuerst  einige Konzerte rund um L.A. geben, weil das sehr praktisch mit unserer Villa ist. In einer Woche fliegen wir dann allerdings sehr viel hin und her, denn dann haben wir Konzerte zum Beispiel in Afrika, Asien , ... " beantworte ich ihre Frage. ,,Und ihr wohnt zusammen?", fragt jetzt Papa. ,,Ja und wir sind auch zusammen," sage ich in meinen Gedanken. Jetzt wäre ein guter Moment, es ihnen zu sagen. Louis, der links von mir sitzt, scheint das genauso zu sehen, denn als ich ihm kurz einen Blick zuwerfe, nickt er mir ermutigend zu. Genau in dem Moment, in dem ich meinen Mund öffne, um zu beginnen, bringt der Kellner, der unsere Bestellung auch aufgenommen hat, unser Essen. Genau wie zuvor entgehen mir seine Blicke, die er mir zuwirft nicht. Doch diesmal scheint sie auch mein Vater mitzubekommen, den seine Körperhaltung wird steif und sein Blick wütend. ,,Könnten Sie bitte aufhören, meinen Sohn anzuschmachten?! Das ist ja widerlich! Ich verlange sofort einen vernünftigen Kellner! Ist das hier ein Schwulenclub oder was?!", geht er den jungen Mann an, der sofort kreidebleich wird und so schnell wie möglich von unserem Tisch verschwindet. ,,Papa, komm runter. Ist ja halb so wild," versuche ich ihn zu beruhigen. ,,Schatz, beruhige dich. Es ist ja nichts passiert," reden auch meine Mama und Ember, die rechts von mir sitzt, beruhigend auf ihn ein. Er schnaubt nur abfällig. Ich sehe dem armen Kellner hinterher und treffe auf Lous Blick, der mich geschockt ansieht. Ich habe ihm schon davon erzählt, dass mein Papa nicht gerade ein Schwulenfreund ist, aber mit so einer krassen Reaktion hat er wohl nicht gerechnet. ,,Diese unreligiösen Schwulen. Gott hat nicht umsonst Frauen UND Männer erschaffen!", bringt er seinen üblichen Spruch und ich beschließe das Gespräch etwas nach hinten zu verlegen. 


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