Kapitel 42

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[Harry]
... läutet mein Handy. Ich greife nach meinem Handy, das mit dem Display auf dem Couchtisch liegt. Als ich es in meiner Hand umdrehe, leuchtet mir eine unbekannte Nummer entgegen. Wow, das nenne ich einmal Timing! Als ich meinen Blick wieder auf Louis richte, sehe ich ihn entschuldigend an, bevor ich den grünen Button nacht rechts wische. ,,Hallo?", nehme ich den Anruf schließlich an. ,,Harry?" Ich erkenne Zayns Stimme sofort. Louis sitzt vor mir auf der Couch und sieht mich geduldig an. ,,Was willst du?" Lous Gesichtsausdruck wird neugierig bei meinem kühlen Tonfall. ,,Ehm ... tut mir leid, ist es gerade schlecht?", fragt er unsicher. Ich lache frustriert auf. ,,Ja, es ist gerade mehr als schlecht, glaub mir." ,,Ich kann auch einfach später noch einmal anrufen. Ich-" ,,Du solltest mich überhaupt nicht mehr anrufen", unterbreche ich ihn und bereue mein Worte schon im nächsten Moment, als eine bedrückende Stille am anderen Ende der Leitung einsetzt. Zayn hat mich damals wirklich verletzt und dass er mich an den Tag nach meinem Geburtstag einfach geküsst hat war auch nicht okay aber er hat es nicht verdient, dass ich so hart zu ihm bin. ,,Tut mir leid. Wieso rufst du an?" Es herrscht noch eine Minute Stille, bevor Zayn mit zögernder Stimme fortfährt. ,,Ich ... naja ... Bebe und Louis ... sind sie zusammen? Ich meine, es geht mich nichts an, ob sie zusammen sind aber ich dachte, wenn Lou ... zwischen euch läuft jetzt doch nichts oder? Würde das bedeuten, dass ich ... dass wir noch eine Chance haben?" Ich seufze. ,,Zayn, hör zu. -"Lous Blick, den er inzwischen begonnen hat durch den Raum wandern zu lassen, richtet sich schlagartig wieder auf mich. Er braucht noch einige Sekunden, bis er realisiert, was er gerade gehört hat und offensichtlich bringt der Name Zayn eine Menge Wut in ihm auf. Lou springt von der Couch auf. Ich versuche noch, ihn an seinem Arm festzuhalten aber Louis entreißt ihn mir und stampft auf die Stiegen zu. ,,Du hast recht. Was zwischen Louis und Bebe oder Louis und mir läuft, geht dich nichts an, -" ,,Aber-" ,,-aber das ändert so oder so nichts daran, dass das zwischen uns vorbei ist", vollende ich meinen Satz und somit auch mein Gespräch. ,,Ich muss jetzt auflegen", sage ich noch schnell, dann lege ich sofort auf und renne hinter Louis her, der in diesem Moment seine Zimmertür zuknallen lässt.

Zögernd stehe ich vor Lous Zimmertür. Langsam hebe ich meine Hand und klopfe dreimal. Keine Antwort. ,,Louis, könne wir bitte reden?" Wieder nichts. Ich bekomme auch weiterhin keine Antwort und schließlich öffne ich die Tür zögerlich einen Spalt und schiebe meinen Kopf in Lous Zimmer. Er liegt mit vor der Brust verschränkten Armen auf seinem Bett und starrt stur aus dem Fenster. ,,Geh", murmelt er. Ich öffne die Tür jetzt ganz, betrete sein Zimmer und schließe sie wieder. Vermutlich in der Hoffnung, dass ich verschwunden bin, sieht Lou in meine Richtung. ,,Harry, raus", knurrt er, als er mich erblickt aber ich gehe schnurstracks auf sein Bett zu und setzte mich. Dabei berührt mein Unterarm seinen Fuß, was Lou zusammen zucken lässt und er zieht seine Füße an. Enttäuschung macht sich in mir breit. ,,Louis, wir sollten darüber reden, was das zwischen uns ist," beginne ich bestimmend und versuche Blickkontakt mit ihm aufzunehmen aber er fixiert stur einen Punkt hinter mir. ,,Da ist gar nichts", sagt er aber diesmal bebt seine Stimme vor Emotionen und straft seine Worte Lügen. Ungläubig lach ich auf. ,,Ist das dein Ernst?!" Wieso leugnet er es?! ,,Du willst mir wirklich sagen, dass das gerade nichts war?! Wir hätten uns gerade fast geküsst, bevor..." ,,Bevor dich dein fester Freund angerufen hat, ja?!" Jetzt sieht Louis mir in die Augen. Aus seinen Augen ist jede Wärme von vorhin verschwunden und Wut und Eifersucht gewichen. Sein Blick ist so kalt und verächtlich, dass ich es diesmal bin, der den Blick abwendet. Kurz starre ich auf meine Füße. Plötzlich wird mir klar, was Louis da gerade gesagt hat. ,,Warte, was?" Ich blicke wieder auf. ,,Zayn ist nicht mein fester Freund. Wir sind seit einem Jahr getrennt." Lou lacht auf. ,,Ich habe gesehen, wie ihr euch nach deinem Geburtstag geküsst habt, Harry! Herzlichen Glückwunsch, dein Plan, ihn mit mir eifersüchtig zu machen, ist wohl aufgegangen!" Ich brauche einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. ,,Du denkst, dass ich dich nur geküsst habe, um Zayn eifersüchtig zu machen?" Meine Stimme klingt verwirrt aber auch ein bisschen beleidigt. Lou schnaubt. ,,Warum sollte Zayn dich sonst anrufen, wenn ihr doch schon so lange kein Paar mehr seit?" Hörbar atme ich aus. ,,Zayn ist an meinem Geburtstag gekommen, um mir zu sagen, dass er mich zurück will. Er hat mich um ein Gespräch gebeten und ich habe angenommen. Er hat sich entschuldigt, gesagt, dass er ... Dann hat er mich geküsst. Er hat mich geküsst, nicht andersherum und ich habe den Kuss nicht erwidert." ,,Das sah aber anders aus." ,,Weil ich so überrumpelt war! Aber als ich mich wieder gefasst hatte, habe ich ihn weggeschoben und ihm gesagt, dass es für immer aus ist zwischen uns." Louis scheint kurz zu überlegen, dann fragt er: ,,Wofür hat Zayn sich entschuldigt?" Ich erinnere mich eigentlich nicht gerne daran zurück aber ich weiß, dass ich ihm alles erzählen muss, wenn ich will, dass das zwischen uns funktioniert. Ich seufze kurz bevor ich anfange, zu erzählen. ,,Zayn war mein erster Freund. Tief in mir, wusste ich schon immer das ich schwul bin, aber durch Zayn ist es mir zum ersten Mal wirklich bewusst geworden. Wir sind ziemlich schnell zusammen gekommen und haben auch in einer gemeinsamen Wohnung gelebt. Allerdings ist mein Papa alles andere als ein .. naja Schwulen-Freund, also habe ich mich, im Gegensatz zu Zayn, nie geoutet-" Lou nickt. Ich habe ihn ja gebeten, es niemandem zu erzählen, also hat er sich wohl schon gedacht, dass ich mich noch vor niemandem geoutet habe. ,,Die einzige, die weiß, dass ich schwul bin, ist Ember. Vor meinen Eltern spielt sie meine feste Freundin", gebe ich kleinlaut zu und Lou sieht mich überrascht an. ,,Auch während du mit Zayn zusammen warst?" ,,Nein, während unserer Beziehung war ich offiziell single. Allerdings wurde mein Papa schnell misstrauisch, weil ich einen schwulen Mitbewohner hatte und wir seiner Meinung nach auffallend gut befreundet waren, auch wenn wir uns vor ihm immer wie gute Kumpels verhalten haben. Während Zayn wollte, dass ich mich endlich oute, damit wir wirklich zusammen sein können, hatte ich viel zu große Angst vor der Reaktion meines Papas. Ich bat Zayn immer wieder um mehr Zeit. Eines Tages bin ich aufgewacht und er war einfach weg. Er hat mir einen Brief geschrieben, in dem stand, dass er sich nicht schämt und es besser für ihn wäre, jemanden zu finden, dem es das ebenfalls nicht ist." Als ich schlucke, schmecke ich etwas salziges. Ich greife an meine Wange und stelle fest, dass ich begonnen habe, zu weinen. Schnell wische ich meine Tränen weg und rede weiter. ,,Ich war danach am Boden zerstört. Für meinen Papa war es natürlich wieder auffällig, dass es mir nach meinem Auszug aus unserer WG so schlecht geht. Aber das Letzte, was ich in diesem Moment tun wollte, war mich zu outen und zusätzlich zu meinem Herzschmerz noch die Verachtung von meinem Papa über mich ergehen zu lassen. Ember hat vorgeschlagen, meine Freundin zu spielen. Eigentlich sollte es nur eine kurzfristige Lösung sein, aber so geht es jetzt schon seit einem Jahr. Natürlich hat auch sie manchmal Dates aber sie muss immer aufpassen, dass meine Eltern nie etwas davon mitbekommen und eine feste Beziehung ist somit nicht möglich für sie. Sie sagt immer, dass sie sowieso kein Interesse an einem Freund hat, aber ich weiß, dass sie das nur sagt, damit ich mich nicht so schlecht fühle." Ich brauche eine kurze Pause, um einmal tief durchzuatmen.

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