Kapitel 38

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[Harry]

Ich räume gerade die frischen Semmeln in die Regale ein, als mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. Als  ich es herausnehme, wird mir eine neue Nachricht von Paul angezeigt: ,,Harry, ich wollte dir nur mitteilen, dass du um 14:00 von eurer Limousine abgeholt wirst. Liebe Grüße, Paul."  Natürlich wusste ich, dass wir am Sonntag wieder zurück nach L.A. fliegen würden, da wir dort in der Nähe weitere Konzerte haben, aber das Wochenende ist einfach viel zu schnell vergangen. Ich habe bereits in der Früh meinen Koffer gepackt, damit ich jetzt in der Bäckerei helfen kann. Sänger zu sein ist mein Traum, aber trotzdem habe ich meinen alten Job immer geliebt. Während ich meinen Koffer gepackt habe, ist meine Oma einmal zu mir hoch gekommen, um mich nach einem Autogramm für einen Fan zu bitten. Kurze Zeit später hat sie mir schöne Grüße von meinem Kollegen Louis ausgerichtet, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt hat. Trotzdem lässt mich der Gedanke nicht los, dass Louis hier war. Aber wieso sollte er herkommen? Bestimmt nicht, weil er mich auch so sehr vermisst, wie ich ihn. ,,Hast du etwa schon verlernt, wie man Semmeln stapelt?", reist mich die neckende Stimme meiner Mama aus meinen Gedanken, die gemeinsam mit meinem Papa die Bäckerei betritt. Anstatt ihnen zu antworten schließe ich beide in eine feste Umarmung, was ich zwar vor dem Frühstück auch schon getan habe, aber die Nachricht von Paul, hat mir wieder vor Augen geführt, dass ich die Beiden wieder eine Weile nicht sehen werde. ,,Ich werde um 14:00 abgeholt," verkünde ich bedauernd. ,,So früh schon? Ich dachte, wir würden noch einen schönen gemeinsamen Familienabend verbringen können", antwortete Mama enttäuscht. Auch mein Papa wirkt traurig, geht aber nicht weiter darauf ein. Den restlichen Vormittag helfe ich meinen Eltern und meiner Oma in der Bäckerei. Nach dem Mittagessen mache ich noch einen Spaziergang mit Ember, bei dem sie mich solange über Louis versucht auszuquetschen, bis ich sie um einen Themenwechsel bitte. Als wir wieder zurückkommen ist es bereits 13:50. Die restlichen 10 Minuten vergehen wie im Flug und plötzlich steht schon die schwarze Limousine vor der Bäckerei. Ich verschwinde kurz in meinem Zimmer, um meinen Koffer zu holen. Wieder unten in der Bäckerei angekommen, stelle ich ihn hinter den Tresen und umarme Mama, Papa, Oma und Ember noch einmal innig. Meine Mama ist die Erste, der die Tränen von der Wange kullern aber es dauert nicht lange, bis wir alle, sogar mein Papa, die Tränen nicht zurückhalten können. Die Klingel, die Besucher ankündigt, erklingt und wir blicken alle zum Eingang. ,,Harry, bist du blind?! Wir warten schon seit 5 Minuten auf dich," murrt Louis, als er meine Tränen sieht, verstummt er jedoch. ,,Ich will nicht stören aber wir haben es wirklich etwas eilig," meint er diesmal freundlicher. Siehst du, ich habe nicht gelogen, dein Freund war heute Früh hier," verteidigt sich meine Oma, der ich einfach nicht glauben wollte. Louis zwinkert ihr zu und grinst mich dann, zufrieden über meinen überforderten Gesichtsausdruck, an. Sobald ich mich wieder gefangen habe, bücke ich mich, um den Griff meines Koffers auszuziehen und schiebe ihn hinter Louis her, der schon wieder aus der Tür verschwunden ist. ,,Louis, können wir bitte reden?", frage ich ihn, als ich ihn eingeholt habe, aber im selben Moment öffnet Louis die Autotür und setzt sich neben Paul, der ebenfalls im Auto sitzt, was bedeutet, dass wir während der Fahrt nicht darüber sprechen können. Seufzend steige ich ebenfalls ein, nachdem der Chauffeur mir meinen Koffer abgenommen und ihn im Kofferraum verstaut hat. Ich winke meiner Familie, die jetzt vor der Bäckerei steht, bis wir um eine Kurve biegen und ich sie nicht mehr sehen kann. Dann lasse ich meinen Kopf nach hinten fallen und schließe die Augen. Während der Autofahrt teilt uns Paul mit, was für die nächsten Wochen alles geplant ist: Konzerte, Interviews, Aufnahmen im Tonstudio,... 

Am Flughafen warten, wie schon erwartet, hunderte von Fans auf uns und wir nehmen uns so viel Zeit, Fotos zu machen und Autogramme zu geben, bis Paul und damit drängt, dass wir losmüssen. Im Privatjet zieht sich Paul wie immer in den Raum am Ende des Ganges zurück, Lou und ich setzten uns auf die Couch. Ich überlege, ob ich ihn wieder nach einem Gespräch bitten soll, aber als ich den Mut aufbringe und den Mund öffne, werde ich von Louis unterbrochen. ,,Wenn wir hier schon so herumsitzen, könne wir auch an unserem Album arbeiten. Ich habe eine neuen Song geschrieben." Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, so als wäre er nervös mit mir zu reden. ,,Klar, lass mal hören", antworte ich und beschließe mit ihm zu reden, wenn wir in unserer Villa angekommen sind. Louis holt seine Gitarre, die er nicht mit seinem Koffer abgegeben hat, und beginnt den Song zu spielen. Die Melodie ist wunderschön, aber der Text ist es, der mich so berührt, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Ich habe das Gefühl, als ob er über uns beide handelt. ,,Das bildest du dir nur ein." ermahne ich mich in Gedanken. Als Lou fertig gespielt hat, sieht er von seiner Gitarre auf. Unsere Blicke treffen sich kurz aber Lou senkt den Blick sofort wieder, was mir einen Stich in der Brust gibt. ,,Das Lied ist wunderschön", sage ich schließlich. Louis nickt, den Blick noch immer nach unten gerichtet, aber trotzdem kann ich sein feines Lächeln erkennen. Während des restlichen Fluges nehmen wir noch ein paar kleine Veränderungen an der Melodie vor, am Text ändern wir aber nichts mehr. Als sich Paul kurz vor der Landung zu uns gesellt, spielen wir ihm den fertigen Song vor. Er ist mehr als begeistert von dem Lied und so beschließen wir, dass wir es zum Album hinzufügen werden. Nach der Landung dauert es noch eine weitere dreiviertel Stunde, bis unsere Limousine endlich vor unserer Villa steht. Paul ist bei seinem eigenen Apartment auf dem Weg ausgestiegen, also hätte ich eigentlich schon mit Louis reden können, aber mir fehlte einfach der Mut dazu. Jetzt stehen wir neben dem Auto und warten darauf, dass der Fahrer uns unsere Koffer aushändigt. Als er dies getan hat, machen wir uns nebeneinander auf den Weg zur Haustüre. Louis, der seinen Schlüssel bereits in der Hand hält, steckt diesen in das Schlüsselloch. ,,Louis ich ...", beginne ich aber in diesem Moment öffnet Lou die Tür und eine gutaussehende Blondine rennt auf uns beide zu. Im ersten Moment weiß ich nicht einmal, ob sie auf Lou oder auf mich zu rennt. Kurz halte ich sie für einen verrückter Fan, der es irgendwie geschafft hat hier rein zu kommen  aber dann erkenne ich sie endlich: Bebe Rexha. In seinem Album hat Lou eine Kooperation mit ihr gemacht. ,,Louis!", kreischt sie und schmeißt sich ihm um den Hals und küsst ihn dann auf die Wange.

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