Kapitel 23

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[Louis]
Ich bin sprachlos. Das erste Mal in meinem Leben fehlen mir wirklich die Worte. ,,Ist das dein Ernst?", frage ich nun doch und unterbreche die Stille zwischen uns. Harry wendet seinen Blick ab, geht zu unserem Bett und setzt sich anschließend. Ich folge ihm, bleibe aber stehen. ,,Ja es ist mein Ernst. Mach dich nur lustig darüber," antwortet er und flüstert die letzten Worte eher. Er reibt sich nervös die Hände und weicht meinem Blick aus. ,,Warte nein! Ja okay, es ist etwas überraschend, aber warum sollte ich mich darüber lustig machen?", ich setze mich zu ihm und lege ihm einen Arm um die Schultern. Jetzt muss ich an unseren Flug vor zwei Tagen denken. Ich war komplett fertig und er hat mich aufgemuntert. Er hat mich nicht ausgelacht oder irgendwelche blöden Bemerkungen gemacht. Was wäre ich für ein Mensch, ihm das jetzt anzutun, wenn ich doch sehe, dass es ihm mehr als schwer gefallen ist, mir das zu sagen. Er schluchzt und bringt mich wieder zurück in die Realität. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hand langsam seinen Rücken auf und ab streicht. ,, Harry es, es tut mir Leid okay !? Ich hätte dir gleich glauben sollen und ich hätte nicht so überreagieren dürfen... " Ich sehe ihn nicht mehr an. Mein Blick schweift nun durch das völlig durchwühlte Zimmer. Überall liegen Klamotten von Harry und der Tisch, naja der Tisch ist mittlerweile kein Tisch mehr. Vielleicht sollte ich mir echt Gedanken über meine Agressionen machen... ,,Ich kann's ja verstehen Lou. Ich hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert." Harry steht wieder auf, reibt sich seine Augen, um wahrscheinlich die Tränen von seinen Wangen zu wischen, welche er vor mir verstecken möchte, und hebt seine Klamotten vom Boden auf. ,,Bitte sag es niemandem Louis, bitte." ,,Versprochen," sage ich, nicke und lächle ihn an. ,,Sorry, aber ich muss das jetzt fragen," sage ich nach einer Weile. ,,Warum erzählst du mir das, wenn du es, naja, verheimlichen willst?" Harry sieht mich verwirrt an. ,,Damit du mir glaubst," sagt er und legt dabei sein neu gefaltetes blaues Hemd an seinen Platz zurück. Dieser Typ ist mir eindeutig zu ordentlich. ,,Du weißt es nicht?", frage ich. ,,Was?", nun schenkt er mir seine ganze Aufmerksamkeit. ,,Das Video!?" ,,Welches Video!?" Ich hole mein Handy heraus und öffne die erste Schlagzeile, die mir Google vorschlägt. Der Titel "Eleanor Calder küsst Harry Styles nur für Geld" verrät schon alles, was man wissen will. Ich überspringe den Text und zeige ihm das Video: Man kann nicht alle Worte verstehen, aber man sieht, dass sie streiten. Harrys Frage kann man deutlich hören: "Warum zum Teufel hast du mich geküsst?" Eleanors Antwort kann man nur "Showbusiness" und "Gefallen" entnehmen, was genau die Worte sind, die Hazza seinen Arsch gerettet und mir das Herz gebrochen haben. Harry ist fixiert auf mein IPhone. Nachdem sein Gehirn das Gesehene verarbeitet hat, sieht er mir wieder in die Augen. ,,Oh mein Gott, ich bin so ein Idiot," sagt er und seine Hände landen erneut in seinem Gesicht. ,,Hey, wenigstens weiß ich es jetzt," wende ich ein. ,,Du bist die zweite Person die davon weiß!" Oh wow. Irgendwie fühle ich mich geehrt. ,,Sind deine Eltern geschieden?-", frage ich, da ich es mir nicht anders erklären kann. ,,-Oder ist..?" Autsch, ich habe es gerade geschafft, mir selbst einen Stich ins Herz zu verpassen. ,,Warte was !? Nein!" ,,Warum bin ich dann die zweite Person, die davon weiß?" ,,Meine Eltern wissen es nicht. Nur meine Freundin, Ember ," antwortet er und widmet sich mittlerweile wieder der Kleidung am Boden. ,,Oh," antworte ich kurz. Ich überlege, ob ich nachfragen sollte, warum seine Eltern es nicht wissen, entscheide mich dann aber dafür, es nicht zu tun.

,, Ich weiß es ist schwer, aber bitte verlieb dich nicht in mich. Ich meine es ist wirklich fast unmöglich, aber das würde sowieso nicht zwischen uns beiden funktionieren,-" sage ich nach ein paar Minuten Schweigen und zeige zwischen uns hin und her ,,-Und außerdem sind wir ja jetzt wieder so etwas wie Freunde oder? Oder naja wenigstens keine Feinde mehr?" Harry hält inne, muss dann aber lachen. ,, Arrogant und selbstverliebt, einfach unwiderstehlich," sagt er per Spaß und klopft mir beim Vorbeigehen auf die Schulter. Ich hätte wirklich mit Allem gerechnet, aber sicher nicht mit dieser Antwort. Ich bin zu perplex, um antworten zu können und wende mich daher ebenfalls der Kleidung am Boden zu. Ich melde anschließend sogar den kaputten Tisch, was mehr als peinlich ist und Hazza zum Lachen bringt. Eine halbe Stunde später kommt ein Mann herein, holt in ab und bringt uns anschließend sogar einen neuen. Ich kann Harry schmunzeln sehen, als er mich fragt, was denn passiert sei und ich ins Stottern komme, weil ich keine Ausrede parat habe. Schließlich wendet sich der Mann einfach ab, als er erkennt, dass ich nicht mehr antworten werde.

-----Spätabends-----

Ich versuche einen Sender zu finden, wo nicht ständig von Eleanor und Harry gesprochen wird. Erstens, um ihn nicht ständig an diesen Moment vor einigen Stunden zu erinnern und zweitens, um mich nicht noch mehr zu quälen. Ich wusste, dass Eleanor alles für ihre Karriere tun würde, aber, dass sie soweit geht hätte ich nie gedacht. War sie schon immer so? Wie konnte mir das nicht schon vorher auffallen? Ich schüttle meinen Kopf. Ich will auf andere Gedanken kommen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Harry suchend durch das ganze Zimmer geht. ,,Wo ist es?", fragt er sich selbst leise, aber ich habe es trotzdem gehört. ,,Was suchst du denn?", frage ich laut, damit es den Fernseher übertönt. ,,Ach nichts," meint er und kniet sich hin, um zum zweiten Mal unter dem Bett nachzuschauen. Ich krame im Nachtkästchen herum, da ich genau weiß, was er sucht. Als ich heute Mittag meinen Wutanfall hatte, habe ich Harrys Koffer, mehr oder weniger, in alle Stücke zerrissen und da ist es mir in die Hände gefallen. Er ist ungefähr 30cm groß, ist flauschig und hat zwei lange Ohren. Es ist ein Stoffhase und obwohl ich wütend war, musste ich einfach nur lachen. Ich hatte eigentlich etwas anderes mit ihm vor, also bevor ich die Wahrheit wusste, aber jetzt bin ich froh, es nicht getan zu haben und sein Gesicht sehen zu können, wenn ich es ihm zeige. ,,Mhmm suchst du vielleicht das hier?", frage ich und ziehe den Hasen aus dem Nachttisch. Harry sieht vom Boden auf. ,,Oh mein Gott, dass ist der peinlichste Tag meines Lebens," sagt er und muss dann doch lächeln. ,, Styles ich weiß ja, dass du nicht alle Tassen im Schrank hast, aber ein Kuscheltier!? Ernsthaft? Wie alt bist du? Fünf?", sage ich und lache dabei so viel, dass mir schon die Tränen kommen. Harry sieht mich beschämt an, muss dann aber auch lachen. ,,Soll ich dir vielleicht noch einen Schnuller und eine Windel kaufen, hm? Nicht, dass du noch zu weinen beginnst," sage ich und mache ein weinendes Baby nach, dann muss ich wieder soviel lachen, dass ich mich aufs Bett fallen lasse. ,,Du bist ein Idiot, weißt du das!?",sagt er und reißt mir währenddessen das Kuscheltier aus der Hand. Ich fahre mir durch die Haare und sage: ,,Ich weiß." Und ich meine es sogar wirklich ernst.

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