Kapitel 44

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[Harry]
,,Fuck!", schreit Louis, sobald Paul verschwunden ist und wirft den Vertrag vom Couchtisch auf den Boden. Ich hingegen stehe noch immer wie angewurzelt im Wohnzimmer, während sich meine Gedanken überschlagen. Mechanisch bücke ich mich und beginne die einzelnen Zettel, die sich auf dem Boden verteilt haben, einzusammeln. Auch Louis bückt sich, um mir zu helfen. Als wir alle Blätter wieder eingesammelt und geordnet haben, legt Lou sie wieder auf den Tisch vor der Couch und setzt sich. Dabei ergreift er meine Hand und zieht mich auf seinen Schoß. Grinsend lasse ich mich auf ihn fallen, lege dann meine Hand in seinen Nacken und beuge mich langsam zu ihm hinunter. Unsere Lippen berühren sich und ich vergesse den Vertrag von Paul, meinen Papa und alles andere. Es ist nur das Gefühl von seinen Lippen auf meinen wichtig und seine Finger, die er in meinen Haaren vergräbt, um mich noch näher zu ziehen. Wir beenden den Kuss, die Stirn aber noch immer aneinander gelehnt, und sehen uns in die Augen. ,,Was machen wir jetzt?", flüstert Lou nach einer Weile, wobei ich seinen warmen Atem spüren kann. ,,Ich weiß es nicht," seufze ich, lasse mich zurück auf den Rücken fallen und starre die Decke an. Lou tut es mir gleich und ich drehe mich zu ihm. ,,Dieser Vertrag ist doch einfach nur beschissen!", meint Lou. ,,Aber was passiert, wenn wir ihn einfach nicht annehmen? Kündigt Paul unsere Verträge? Kann er uns verbieten zusammen zu sein?" ,,Ja, leider kann er das," antwortet Lou seufzend. ,,Ich habe mich noch nicht einmal vor meinen Eltern geoutet, ich bin noch nicht bereit, es vor der ganzen Welt zu tun," sage ich frustriert. Lou hebt behutsam seine Hand an meine Wange und streichelt sie mit seinem Daumen. ,,Dann nehmen wir den Vertrag nicht an," meint er bestimmt. ,,Und dann?" Lou überlegt kurz. Er nimmt die Hand von meiner Wange und legt sie flach auf die Couch. Ich ergreife sie und verschränke unsere Finger miteinander. ,,Eleanor und ich haben Paul einfach vorgespielt, dass wir getrennt sind," überlegt Louis laut. ,,Aber das würde bedeuten, dass wir nur heimlich zusammen sein könnten. Wir müssten immer aufpassen, dass Paul nichts mitbekommt," meine ich. ,,Ich weiß," seufzt Lou. Es tritt Stille ein. Ich lasse meinen Daumen über Lous Handrücken kreisen, während ich in meinem Kopf noch einmal alles überdenke. ,,Lou?" ,,Mhh?" Lou hat die Augen geschlossen. ,,Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir es geheim halten?", frage ich nach ein paar Minuten unsicher. Langsam öffnet er seine Augen und lächelt mich sanft an. ,,Natürlich nicht." Ich sollte mich darüber freuen, dass es Louis nichts ausmacht, dass ich noch nicht bereit bin, mich weltweit zu outen, aber trotzdem schleicht sich schlechtes Gewissen in meine Gefühle. ,,Was ist los?", fragt Lou. ,,Es tut mir leid. Meinetwegen, können wir so vieles, was andere Paare machen, nicht tun. Wir können nicht in ein Restaurant gehen und ein Candle Light Dinner essen oder einfach einen Spaziergang machen und dabei unsere Hände halten-" Lou löst unsere Hände voneinander und legt seinen Finger auf meinen Mund. ,,Entschuldige dich nicht. Es ist mir vollkommen egal, ob wir in einem Restaurant ein Vier Gänge Menü essen oder wir uns hier eine Pizza bestellen. Ich kann überall glücklich sein, solange du nur bei mir bist." Wow. Diese neue, romantische Seite an Louis raubt mir für einen Moment den Atem. Ich weiß, wie gut er darin ist, Songtexte zu schreiben, aber dennoch bin ich von Lous wunderschönen Worten überrascht. Mit meiner Hand, die vorher noch mit Lous verschränkt war, ergreife ich Lous Handgelenkt und ziehe sie weg, sodass meine Lippen wieder frei sind und ich sie erneut auf seine pressen kann. 

Nachdem unser Kuss etwas ausgeartet ist, liegen wir jetzt, einander zugewandt, in meinem Bett unter der Decke und lächeln uns an. ,,Ich werde es ihnen sagen", beschließe ich. Lous Blick wird verwirrt. ,,Was?" ,,Ich werde meiner Familie sagen, dass ich schwul bin." Dieses perfekte Lächeln kehrt auf Lous Lippen zurück, das bewirkt, dass ich ihn am liebsten sofort wieder küssen will, allerdings halte ich mich zurück. ,,Das ist toll, Haz", sagt er liebevoll. ,,Wirst du ihnen auch sagen, dass ... naja ... du in einer Beziehung bist ... also, dass wir ...", stottert Louis schüchtern. ,,Wenn das kein Problem für dich ist. Nach so kurzer Zeit", meine ich unsicher. Wir sehen einander an und fangen gleichzeitig an zu grinsen. Somit ist die Sache klar. ,,Du könntest sie dieses Wochenende hierher einladen. Sie könnten VIP-Karten für eines unserer Konzerte bekommen und hier bei uns in der Villa schlafen," schlägt Lou plötzlich vor. Ich denke kurz darüber nach. Sie würden endlich zu einem Konzert von mir kommen können und gleichzeitig wäre es die perfekte Gelegenheit es ihnen zu sagen. ,,Wenn dir das zu schnell geht-", beginnt Lou. ,,Nein. Das ist eine tolle Idee", unterbreche ich in. ,,Ich rufe Ember an und frage sie, ob das gehen würde," sage ich weiter. Louis nickt. Schnell drücke ich ihm noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich aufstehe, um mich wieder anzuziehen. 

,,Harry, ist alles okay? Du wirkst so abwesend," meint Ember durch das Telefon. Ich habe ihr alles erzählt. Von Lou und mir, Pauls Vertrag, unserem Plan bis hin zu der Idee, mich endlich zu outen. Ember hat sofort meine Eltern gefragt, die leider nicht ans Telefon kommen können, weil in der Bäckerei gerade die Hölle los ist. Jetzt ist schon alles geplant und die Bäckerei ist dieses Wochenende ausnahmsweise einmal geschlossen, was bedeutet, dass mein Papa, meine Mama und Ember dieses Wochenende bei Lou und mir in der Villa verbringen werden. Diese Neuigkeit macht mich einerseits froh, andererseits aber auch schrecklich nervös. Allerdings kann ich mich auf keines dieser beiden Gefühle wirklich konzentrieren, weil Lou, der sich bereits seit ein paar Minuten neben mich auf die Couch gesetzt hat, ununterbrochen mit meinen Locken spielt, was mich total aus dem Konzept bringt und es mir nur bedingt ermöglicht, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. ,,Ja alles gut, wirklich," versichere ich ihr und werfe Lou einen Blick zu. ,,Ich muss jetzt auch auflegen, deine Eltern brauchen hier echt meine Hilfe," meint Ember entschuldigend. Bei der Tatsache, dass Ember seit ich auf Tour bin immer öfter in der Bäckerei aushilft, worüber sie sich bei mir immer lustig gemacht hat, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. ,,Na dann, bis Freitag," sage ich. ,,Ja ich freu mich! Bis dann!", antwortet Ember begeistert. ,,Bis dann," wiederhole ich ihre Worte und lege auf. Dann drehe ich meinen Kopf  zu Lou, dessen Finger noch immer mit meinen Locken beschäftigt sind, und funkle ihn böse an. Louis sieht mich grinsend an, wickelt erneut eine meiner Locken um seinen Finger, um ihn dann wieder herauszuziehen und dasselbe bei einer Anderen zu tun. ,,Was soll ich machen? Deine Locken sind einfach unwiderstehlich."

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