Kapitel 45

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[Louis]
Erst gestern Abend, nach dem Konzert, das wie immer ausverkauft und ein rießen Erfolg war, haben wir uns dazu entschlossen, diesen verdammten Vertrag nicht anzunehmen und vor Paul so zu spielen, als würden wir nicht mehr zusammen sein. Nun wollen wir gerade unser Haus verlassen um zum BBC-Studio zu fahren, in dem wir gleich live "They don't know about us" covern werden. Ich bin nervös und ich wische meine Handflächen an meiner schwarzen Skinny Jeans ab. Harry und ich haben uns darauf geeinigt heute wenigstens zu versuchen, traurig oder deprimiert zu sein, was sich um einiges leichter anhört, als es tatsächlich ist. Im Moment bin ich abgesehen von dem beschissenen Vertrag, alles andere als traurig. Ich fühle mich so gut, wie schon seit langem nicht mehr. Seit der Aussprache mit Harry läuft einfach alles perfekt. ,,Warte!", rufe ich noch bevor Harry unsere Haustüre öffnen kann, um in die Limousine zu steigen, die bereits seit einigen Minuten vor unserer Villa auf uns wartet. Ich gehe noch ein paar Schritte auf ihn zu, umfasse dann mit meinen Händen seine Wangen und ziehe ihn zu mir hinunter. ,,Ein letztes Mal noch." Unsere Lippen berühren sich nur kurz. Als wir uns wieder trennen, lächeln wir uns beide an. ,,Wir sollten wirklich gehen," sagt Harry leise und sieht mich mit einem traurigen Blick an. Ich nicke nur und schließe wenige Sekunden später die Tür hinter mir.

Als wir aus der Limousine wieder aussteigen, kommt uns lautes Gekreische entgegen. Naja, es ist nicht wirklich ein Gekreische. Man kann deren Worte genau verstehen. "Larry! Larry! Larry!" Wie immer. Wenn sie nur wüssten, wie Recht sie damit eigentlich haben. Unsere Bodyguards versuchen uns so gut wie möglich von den Fans abzuschirmen. Trotzdem unterschreiben Haz und ich einige Autogramme und posieren für Fotos. Leider haben wir nie genügend Zeit mit ihnen ein Gespräch zu führen und ihre viele Fragen zu beantworten, was wirklich schade ist. ,,Kommt jetzt! Beeilt euch!", schreit uns einer unserer Bodyguards zu und packt mich mit seiner rechten Hand und Hazza mit seiner linken. Wir betreten das Gebäude und meine Ohren sind mir sofort für die Stille dankbar. ,,Da seid ihr ja endlich! Wir haben schon auf euch gewartet!", ruft uns Paul zu, der einige Meter weiter vorne steht und uns die Tür aufhält. Wir laufen das Stückchen zu ihm nach vorne und treten dann vor ihm durch die Stahltür. Drinnen finden wir schon ein Klavier, Kameras und keine Ahnung, über 20 Leute vor. ,,Wir können gleich beginnen!-", schreit er in die Menge und alle Blicke richten sich auf ihn. ,,- Ich muss nur kurz noch etwas mit ihnen besprechen!" Er zeigt mit seiner Hand auf eine weitere Tür. Wir gehen hinein. Okay, ich weiß ganz genau was jetzt kommt. Also, bleib in deiner Rolle, wir müssen das jetzt schaffen. Ich werfe Harry ein letztes Mal einen Blick zu, den er sofort erwidert. Er denkt das selbe wie ich. Paul schließt die Tür hinter sich. ,,Also Jungs, ihr wisst genau um was es geht. Jedenfalls nehme ich das an." Er wühlt in seiner Tasche herum, sucht wahrscheinlich den Vertrag. ,,Wir nehmen den Vertrag nicht an," sagt Harry kühl und sieht dabei zu Boden. Paul blickt verwirrt auf, damit hat er anscheinend nicht gerechnet, was mich nicht wirklich verwundert. ,,Es war dumm. Ich meine, dass zwischen uns,-" Ich deute zwischen Haz und mir hin und her ,,- hätte sowieso niemals funktioniert." Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen wo wir von "Das waren die besten drei Tage meines Lebens" auf "Mein Herz ist gebrochen und ich bin traurig" wechseln. Es mag sich dumm anhören, aber Harry und ich haben dieses Szenario gestern lange geübt. Allerdings sind wir anschließend jedes Mal wieder im Bett gelandet. 
,,Okay... Naja Harry und was machen wir jetzt mit dir? Wann wirst du dich dann outen, oder willst du das jetzt doch nicht ?", fragt Paul und sieht Harry mit einem genervten Blick an. Am liebsten hätte ich jetzt was gesagt, aber ich darf nicht. ,,Ich möchte meine Familie über das Wochenende einladen, um mich dann vor ihnen zu outen. Aber ich bin noch nicht bereit, es vor der ganzen Welt zu tun," antwortet Harry und ich kann immer noch den unsicheren Ton, wenn es um das Outen vor seinen Eltern geht, hören. Wie gerne würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen, aber wie gesagt, ich darf NICHT. ,,Mhmm ... okay, da du gerade sowieso in keiner Beziehung bist - " Paul sieht zwischen mir und Harry hin und her. Er will noch etwas sagen, wird aber von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. ,,Wie lange braucht ihr noch? Wir stehen unter Zeitdruck Leute!", schreit eine Frau von draußen. ,,Wir sind gleich da!", antwortet er und richtet nun wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf den Mann neben mir. ,,- Das müsste gehen," beendet er seinen Satz nun nickend. Hazza atmet erleichtert aus. Dann gehen wir hinaus um uns die Seele über ein Lied, das unsere Gefühle und unsere Situation nicht besser beschreiben könnte, aus dem Leib zu singen.

Die ersten Klaviertöne erklingen und ich bekomme sofort Gänsehaut. Ich weiß ganz genau warum ich dieses Lied singen wollte. Die Lyrik ist toll, der Sound ist toll. Ich beginne mit der ersten Strophe, dann übernimmt Harry. Als wir gemeinsam den Refrain singen kann ich nicht anders, als ihn anzusehen. Er lächelt mir zu, sieht dann aber wieder gerade aus. Ich liebe es ihn beim Singen zu beobachten. Zum Glück ist Harry nach dem Refrain an der Reihe, da ich mir ziemlich sicher bin, dass ich den Einsatz verpasst hätte. Ich versuche meinen Blick von ihm wegzureißen und mich auf das Lied zu konzentrieren. Ich darf das hier nicht verkacken. ,,Reiß dich verdammt nochmal zusammen Louis!", schreie ich mich selber an. Es gelingt mir einigermaßen und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass bis zum Ende des Liedes kein Moment mehr zwischen uns war, der irgendwie auf mehr als Freundschaft hinweisen könnte. Jedoch habe ich mich geirrt, denn sobald wir wieder in der Limousine sitzen, macht uns Paul die Hölle heiß. ,,Sagmal wollt ihr mich eigentlich komplett für dumm verkaufen? Was war das denn bitte!?", schreit er aufeinmal und ich zucke zusammen. ,,Was meinst du?", fragt Harry fast schüchtern. ,,Das war aber mehr als auffällig, was ihr da drinnen abgezogen habt!! Ich dachte, dass das zwischen euch Geschichte ist!", Paul steht auf und bedient sich mal wieder an den alkoholischen Getränken der Minibar, um seine Nerven zu beruhigen. ,,Ich weiß nicht was du meinst Paul. Wir haben dir ja gesagt, dass das zwischen uns vorbei ist," sage ich und versuche dabei nicht unsicher zu wirken. Er starrt mich an. ,,Das zwischen euch ist wirklich vorbei, habt ihr das verstanden?! Ich habe es satt die Dinge für euch wieder gerade zu biegen!" Er nimmt einen Schluck von dem Bier. ,,Tut mir Leid das sagen zu müssen, aber das ist dein fucking Job!", kontere ich und fahre mir dabei cool durch die Haare. Ich richte meine Sonnenbrille auf meiner Nase zurecht und wende meinen Blick aus dem Fenster. Es ist still in der Limousine, erst kurz bevor wir wieder aussteigen sagt Paul wieder etwas. ,,Ich möchte, dass ihr in einer halben Stunde einen Livestream auf Instagram macht um euer Album, das diesen Sonntag um 15 Uhr gedropt wird, ein wenig zu vermarkten und um natürlich einige Fragen zu beantworten. Wenn ihr Fragen über Larry bekommt, dementiert ihr bitte alle Gerüchte und sagt auf keinen Fall, dass ihr für kurze Zeit wirklich ein Paar wart. Das würde nur alles verkomplizieren," sagt er jetzt fast etwas schüchtern. In den vier Jahren in denen wir jetzt schon zusammen arbeiten, habe ich ihn noch nie so erlebt. Meine Worte müssen ihn echt getroffen haben.

Erleichtert schließe ich die Tür hinter mir und werde sofort werde ich am Arm gepackt und gegen die Wand gedrückt. Ich will gerade etwas sagen da drückt Harry seine Lippen auf meine und ich erwidere den Kuss, wir küssen uns einige Sekunden oder vielleicht auch Minuten lang. ,,Stop!", ruft Harry plötzlich und ich glaube kurz etwas falsch gemacht zu haben. ,,Wir müssen den Livestream machen," meint Harry und läuft in Richtung Stiege. ,,Ich hole das Stativ!" Ich seufze laut auf und kann Harry deswegen lachen hören, was auch mir ein lächeln entlockt. Ich hole mein Handy heraus und öffne Instagram. Nehme dann eine Story auf: ,,Hey Leute! Harry und ich gehen jetzt gleich live um ein paar Fragen zu beantworten. Also ja,-" ,,Schaut auf jeden Fall zu und vielleicht antworten wir ja auf deine Frage!", unterbricht Harry mich, während er die Treppe hinunter läuft. Ich wende die Kamera und filme Harry, wie er mittlerweile schon das Stativ vor der Couch aufbaut. ,,Also bis gleich," sage ich noch bevor ich die Story beende und online stelle. Dann befestige ich mein Handy auf dem Stativ. ,,Bereit?", fragt Harry. ,,Mit dir immer," sage ich lächelnd.

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