Kapitel 6

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[Harry]
,,Ich kann dich nicht mitnehmen Kevin," sage ich in Richtung meines Bettes, auf dem er völlig reglos und schon seit meiner Geburt liegt und mich mit seinen treuen Augen ansieht. ,,Vor allem nicht nachdem, was Louis mir vorgeworfen hat," versuche ich mich weiter zu erklären und jeder, der mich jetzt sehen könnte, wie ich mit einem Plüschhasen rede, würde mich zweifellos als verrückt bezeichnen. Und man könnte es ihm nicht einmal verübeln. Ich packe schon seit 2 Stunden meinen Koffer für die Tour, die bestimmt total locker und entspannt wird! Wenn ich Glück habe, darf ich mir vielleicht sogar ein Zimmer mit Louis teilen! Am besten rufe ich Paul an und frage, ob man das irgendwie arrangieren kann! Meine Klamotten habe ich aber tatsächlich schon vor  einer Stunde fertig in meinem Koffer verstaut. Das heißt, dass ich die zweite Stunde bis jetzt damit verbracht habe, mit Kevin zu diskutieren, was ich mit ihm machen soll. Natürlich weiß ich, dass es nicht gerade normal wirkt, wenn ein 20-jähriger Teenager an seinem Kuscheltier hängt und ich habe auch schon vor dem gestrigen Tag Zweifel gehabt, ob es eine gute Idee ist ihn mitzunehmen, aber eigentlich hatte ich schon den Entschluss gefasst, dass es mir egal ist und dass Louis das sowieso nicht bemerken, geschweige denn interessieren wird und Kevin der Einzige sein wird, der mich an Zuhause erinnern wird, wenn ich mit diesem Mr.Arrogant auf Tour bin. Es läutet im selben Moment an der Haustür, in dem meine Mum:"Schatz! Das Mittagessen ist fertig!", schreit. Hungrig und unentschlossen verlasse ich mein Zimmer und schlurfe die Treppen hinunter ins Vorhaus, um Ember  die Haustür zu öffnen. Sofort schließt sie mich in eine Umarmung, die ich mindestens genauso stark erwidere wie sie. Als wir uns schließlich voneinander lösen, schlendern wir gemeinsam in die Küche, wo meine Mum gerade den Tisch fertig gedeckt hat. ,,Ember! Schön, dass du dir Zeit genommen hast," begrüßt sie meine beste Freundin. Im selben Moment betritt auch mein Dad die Küche. Seine Hände sind noch ganz schwarz, weil er vermutlich wieder den ganzen Tag an kaputten Traktoren herumgeschraubt hat. Ein Hobby, dass ich wohl nie verstehen werde. ,,Ah Ember, schön dich auch mal wieder zu sehen," meint er, setzt sich auf seinen Holzsessel und beginnt sofort damit, seinen Teller bis zum Rand mit Spaghetti zu beladen. Meine Mum räuspert sich und wirft ihm einen strengen Blick zu, weil er schon wieder vergessen hat, sich seine verschmierten Hände zu waschen. Er hebt den Kopf und steht brummend auf, um zum Waschbecken zu gehen. 

,,Also...-", ergreift meine Mum schließlich das Wort, während ich mir eine volle Gabel Spaghetti in den Mund stopfe. "-es ist wirklich ganz sicher, dass du zu Weihnachten hier sein kannst?" ,,Ja, ich werde vom 22. bis zum 27. Zuhause sein," versichere ich ihr und habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, sie in der Weihnachtssaison alleine mit der Bäckerei zu lassen. Weil ich sonst immer für den halben Preis in unserem Familienbetrieb aushelfe, müssen wir uns keinen Lehrling leisten. ,,Und dieser...andere Junge mit dem du auf Tour gehen wirst? Du hast mir noch gar nichts über ihn erzählt. Ist er nett?", hakt meine Mum weiter nach. ,,Louis Tomlinson, Mum. Er ist....er ist auf jeden Fall....talentiert." Ich weiß, dass es meine Mama nur beunruhigen würde, wenn sie wüsste, dass der Mann, mit dem ich mehrere Monate auf Tour sein werde, mich hasst. Es beunruhigt mich selbst ja auch! Wahrscheinlich ist sein Wecker einer seiner eigenen Songs! Bei diesen Gedanken, muss ich unwillkürlich grinsen. Schnell stopfe ich mir die nächste Gabel in den Mund. ,,Und heiß!", versucht Ember sich in unser Gespräch einzuklinken. Aber sie merkt ihren Fehler in dem Moment, in dem die Worte ihren Mund verlassen.  ,,Ich darf doch sehr bitten! So etwas sagt man nicht, wenn man in einer festen Beziehung ist, Ember! Vor allem nicht, wenn er direkt daneben sitzt!", empört sich mein Vater. Mit weit aufgerissenen Augen starrt mich meine feste Freundin an, während ich einen Hustenanfall bekomme, weil ich mich an meinen Spaghetti verschluckt habe. ,,Ich...oh nein...so war das nicht gemeint...ich meine ich weiß...ich würde nie...", versucht sie ihren Fehler zu beheben. ,,Das hat sie doch nicht ernst gemeint, Schatz," versucht meine Mum meinen Vater zu besänftigen und zu meiner Überraschung beginnt er tatsächlich zu grinsen. ,,Ach weißt du? Ich war in deinem Alter genau gleich," gibt er schließlich grinsend zu. ,,Bei den Frauen natürlich!", ergänzt er schnell, noch immer mit diesem Grinsen im Gesicht. Mir ist der Appetit vergangen, also würge ich noch schnell einen letzten Bissen hinunter, bevor ich von meinem Stuhl aufstehe, um meinen leeren Teller in die Abwasch zu stellen. Ember folgt mir und flüstert mir leise ins Ohr: ,,Gott Harry. Es tut mir so leid. Ich bin eine Idiotin. Ich...-" ,,Schon gut," unterbreche ich sie. ,,Es ist ja nicht deine Schuld," ergänze ich traurig. ,,Ich muss dann auch mal wieder nach Hause. Ich muss noch meine Hausaufgaben erledigen," sagt sie, mehr zu meinen Eltern als zu mir.
Ich bringe sie noch zur Tür. ,,Schreibst du mir, wenn ihr im Hotel seid?", fragt sie unsicher. ,,Ja klar. Wenn du denkst, dass ich dich nicht jeden Tag anrufe oder dir wenigstens schreibe, sollten wir uns ernsthaft unterhalten!", antworte ich und ein erleichtertes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Wir umarmen uns noch einmal, bevor ich die Türe vor mir ins Schloss fallen lasse. Dann stehe ich einfach nur unschlüssig vor der geschlossenen Haustür, bis ich meine Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen selbst leid bin. ,,Scheiß drauf.", sage ich zu mir selbst, bevor ich die Stufen hoch in mein Zimmer eile. Ich hebe Kevin aus dem Bett, lege ihn in meinen Koffer und mache den Reisverschluss zu. Fertig.

Tour De L'amourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt