Kapitel 10

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[Harry]
Mit pochendem Kopf werde ich von "Just like you" aufgeweckt. Reflexartig greife ich auf meinen Nachttisch, um den Anruf anzunehmen, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann, meinen Klingelton geändert zu haben.

H:"Paul?", frage ich, nachdem ich am Display meines Handys seinen Namen aufleuchten sehe, mit verschlafener Stimme.
P:"Louis?!", stellt mir Paul mit verärgerter Stimme die Gegenfrage.
H:"Neeiinn, Harry," gähne ich. Gott, was ist gestern Abend passiert? Mein Kopf fühlt sich an, als ob darin noch immer die Party von gestern weitergeht. Oh Gott! Die Party! Alles, an das ich mich noch erinnern kann ist...dass ich auf einer Party war...mit Louis.
P:"Harry, wieso... ? Ach egal. Kommt sofort in die Arena! Ihr solltet schon seit über 40 Minuten wegen des Soundchecks hier sein! Und wir müssen über die Fotos von gestern Abend sprechen!" Fotos von gestern Abend? Bevor ich Paul danach fragen kann, was er damit meint, legt er auf. Ich nehme mein Handy von meinem Ohr und realisiere erst jetzt, dass es gar nicht wirklich mein Handy ist, mit dem ich gerade telefoniert habe. Ich sehe mich in meinem verdunkelten Zimmer um und bleibe an einer Gestalt auf meiner Couch hängen. Um besser sehen zu können, drücke ich auf den Lichtschalter neben meinem Bett und sofort bereue ich es, weil das plötzliche Licht meinen Kopf nur mehr dazu bringt, explodieren zu wollen. Im nächsten Moment erkenne ich, wer da auf meiner Couch liegt und friedlich schläft. Louis. ,,Dann ist das wohl sein Handy," denke ich und werfe es ihm über die Couch zu. Unglücklicherweise....naja eigentlich tut es mir nicht so wirklich leid...landet es genau auf seinem Kopf und Louis schreckt hoch. ,,Welcher Idiot benutzt seinen eigenen Song als Klingelton?", necke ich in. ,,Äh-", fängt er an, bricht aber wieder ab um das Gesicht zu verziehen. Okay, ich denke ich bin nicht der Einzige, der gestern Abend zu tief ins Glas geschaut hat. ,,Ach vergiss es, nicht, dass es mich bei dir noch wundern würde.-" Lou verzieht beleidigt das Gesicht "-Beeil dich, wir sind zu spät zum Soundcheck." Ich werfe noch einmal einen Blick auf mein Handy und stelle fest, dass es bereits 10:42 ist. Das heißt, wir sind schon um 42 Minuten zu spät. In Rekordzeit ziehe ich mich um, putze meine Zähne und versuche meine Locken mit den Fingern halbwegs in Ordnung zu bringen, was sich als unmöglich herausstellt. Auch Louis ist brummend aus meinem Hotelzimmer gegangen, um sich fertig zu machen. Wir treten gleichzeitig auf den Flur des Hotels und eilen aus dem Hotel, steigen in die Limousine, die schon auf uns wartet, und fahren direkt zu der Arena, in der ich morgen meine erste Live-Performance haben werde.

In der Arena wartet bereits Paul mit verärgerter Miene auf uns und teilt uns mit, dass wir noch etwas besprechen müssen, bevor wir mit dem Soundcheck beginnen. ,,Ich schätze ihr könnt euch denken, was ich mit euch besprechen will?!", beginnt er. Ich habe noch immer keine Ahnung, was genau ihn so zur Weißglut bringt, aber da ich es sowieso gleich erfahren werde, unterbreche ich ihn nicht. ,,Was zum Teufel denkt ihr euch dabei, euch einfach in einen Club zu verkriechen, um euch zu betrinken, und mir nicht einmal Bescheid gebt?!" Warte...Paul wusste nichts davon? Mein Kopf ruckt zu Louis, der mir nur ein müdes Grinsen schenkt. Dieser Typ ist einfach unglaublich! ,,Paul, wirklich, du musst mir glauben, ich dachte du wüsstest davon!", verteidige ich mich, mit einem wütenden Blick auf Louis, dem das ganze wohl noch immer ziemlich egal ist. ,,Das ändert jetzt auch nichts mehr Harry! Die Paparazzi-Bilder sind bereits im Netz, also ist der Schaden bereits angerichtet!", entgegnet er laut. ,,Also gibt es Paparazzi-Bilder von uns in einem Club? Was ist daran so schlimm?", schaltet sich jetzt auch Louis in die Unterhaltung ein. Paul greift sofort in seine Tasche und tippt auf seinem Handy herum. "Wird es zu einer Sucht?", liest Paul ihm als Antwort den Titel eines Artikels, der heute früh veröffentlicht wurde, vor, während er ihn uns auf seinem Handy unter die Nase hält. Dann dreht er sein Handy zu sich zurück, um weiter lesen zu können. "Der Songwriter und Sänger Louis Tomlinson wurde bereits mehrere Male betrunken von Paparazzis abgelichtet. So auch in aktuellen Bilder vom 16.12.2018 vor dem Club "Lost Woods". Entwickelt der erfolgreiche Sänger etwa eine ungesunde Vorliebe für nervenbetäubende Getränke? Er wäre schließlich nicht der erste Star, der mit dem Druck, der von der Öffentlichkeit ausgeht, nicht klar kommt und zum Alkohol greift. Noch dazu kommt jedoch, dass Louis mit seinem neuem Kollegen Harry Styles stark alkoholisiert in New York entdeckt wurde. Zieht er jetzt auch noch seine Freunde in seinen ungesunden Lebensstil mit hinein? Aktuelle Fotos scheinen dies zu bestätigen. Man kann nur hoffen, dass Louis es schafft, sich von seinem Alkohol Problem zu lösen und seinen Kumpel Harry Styles nicht noch tiefer in sein Unglück reist."

Dann reicht er uns sein Handy wieder, um uns die Bilder, die gestern am Abend von uns geschossen wurden, zu zeigen. Wir sehen wirklich beide total betrunken aus. Louis Augen sind halb geschlossen und ich kann ohne seine Unterstützung nicht einmal mehr gerade stehen. ,,Ich weiß doch, dass ich keinen Alkohol vertrage. Warum habe ich dann gestern so viel getrunken?", frage ich mich selbst und dann fällt es mir wieder ein: "Keine Angst, ich werde dich schon nicht vergiften. Glaub mir, der ist wirklich gut", wiederhole ich Lou's Worte in meinem Kopf.

Louis und ich versprechen Paul, dass so etwas nie wieder vorkommen wird und beteuern, wie leid es uns tut. Jetzt scheint auch Louis den Ernst der Lage erkannt zu haben. Kein Wunder, immerhin steht er im Netz jetzt als alkoholsüchtiger, überforderter Sänger da. Schließlich lassen wir das Thema fallen, da es sich nicht mehr ändern lässt und beginnen mit dem Soundcheck. Es läuft alles andere als gut, aber diesmal bin ich ganz allein Schuld daran, denn erst jetzt, wo ich kurz vor meiner ersten großen Show stehe, scheine ich das alles richtig zu realisieren. Auf einmal bin ich furchtbar nervös: Ich muss ständig auf den Liedtext in meiner Hand nachsehen, weil meine Nervosität mein Gedächtnis quasi ausgelöscht hat. Noch dazu ist meine Kehle plötzlich extrem trocken, sodass ich sicher 3 Liter während der ganzen Probe trinke. Nach dem Soundcheck, der wegen unserer Verspätung und unserem nicht eingeplanten Gespräch länger als gedacht gedauert hat, fahren wir um 16:00 mit der Limousine zurück zu unserem Hotel.
Vor meinem Hotelzimmer bleibe ich stehen und halte Lou am Arm fest, sodass er nicht an mir vorbei in seines verschwinden kann. Er funkelt mich wütend an und entzieht mir seinen Arm. Trotzdem bleibt er vor mir stehen und wartet, was doch schon mal ein riesen Fortschritt ist! ,,Warum hast du das gemacht?", frage ich ihn schließlich. ,,Was, Hazza?", entgegnet er obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er genau weiß, was ich meine. ,,Warum, hast du mir nicht gesagt, dass Paul nicht Bescheid weiß?" Louis runzelt die Stirn, was es so wirken lässt, als ob er ganz genau über seine Antwort nachdenken muss. ,,Es ist tolle Publicity, wenn man uns beide zusammen abhängen sieht," antwortet er nach längerem Überlegen. ,,Hat ja super funktioniert," meine ich mit sarkastischem Unterton. ,,Es hätte super funktioniert, wenn du dich nicht so betrunken hättest!", beschuldigt er mich jetzt. ,,Was?! Du hast mich doch dazu gedrängt, mit dir zu trinken!", entgegne ich empört. Louis Augen weiten sich kaum merklich. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich mich daran noch erinnern kann. Ich sehe Lou an, dass er noch etwas antworten will, aber diesmal wende ich seine Masche an. Ich drehe mich um, schließe die Tür zu meinem Zimmer auf und lasse ihn allein auf dem Gang stehen.

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