Kapitel 24

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[Harry]
Es ist 6:30 als mein Wecker mich aus meinem Schlaf reist. Zuerst verfluche ich mich dafür, meinen Wecker nicht ausgeschaltet zu haben, aber als ich nach meinem Handy greife, um weiter schlafen zu können, leuchtet Pauls Name auf meinem Display. Kurz überlege ich, ob ich aufstehen soll, aber Lou scheint noch tief und fest zu schlafen. Ich setzte mich auf und nehme den Anruf entgegen.

P:,,Harry!" Es ist keine Frage, aber ich antworte ihm trotzdem.

H:,,Ja, was gibt's?",versuche ich gekonnt leise zu antworten. Eigentlich weiß ich schon jetzt, worum es in diesem Telefonat gehen wird, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

P:,,Wir müssen über dich und Eleanor reden", stellt er fest.

H:,,Ich weiß",seufze ich. Und dann schweigen wir.

P:,,Willst du Nichts dazu sagen?", fragt Paul nach einer Weile.

H:,,Eigentlich nicht..." Als Paul wieder nicht antwortet, schließe ich kurz die Augen, um Alles selbst noch einmal Revue passieren zu lassen, bevor ich wieder weiter rede.

H:,, Ich habe meine Jacke in der Arena vergessen und dort habe ich Eleanor getroffen. Sie hat mich gebeten ... -" Warte nein! ,,-Jedenfalls, kurz bevor sie gegangen ist, hat sie mich einfach geküsst. Da war wohl irgendwo ein Paparazzi und naja hat es halt ins Internet gestellt. Am nächsten Tag habe ich sie zur Rede gestellt ... ja das Video hast du schätze ich einmal eh schon gesehen." Die nächste halbe Stunde verbringe ich damit, Fragen wie: ,,Warum war Eleanor so spät überhaupt am Hintereingang?" oder ,,Hast du Eleanor am nächsten Tag zufällig getroffen?" auszuweichen und auf gar keinen Fall Louis zu erwähnen. Zum Schluss einigen wir uns darauf, nach den freien Tagen noch einmal eine Besprechung zu machen, wie wir weiter vorgehen werden.

Weil es jetzt erst 7 Uhr ist und das alles andere als eine akzeptable Aufstehzeit für freie Tage ist, lege ich mein Handy wieder auf den Nachttisch und kuschle mich wieder in meine Decke. Aber genau wie gestern, kann ich einfach nicht wieder einschlafen, denn mir gehen genau dieselben Gedanken durch den Kopf. ,,Arrogant und selbstverliebt, einfach unwiderstehlich." Warum hat er nicht auch mit einem ähnlich frechen Spruch geantwortet? Wieso hat er gar nichts darauf gesagt? War ich gemein, hat ihn das etwa verletzt? Dabei habe ich das doch überhaupt nicht so gemeint ... HALT! NATÜRLICH habe ich das so gemeint! Und zwar genau so! Warum denke ich darüber überhaupt noch nach? Ich habe es gesagt und gemeint und das war's!

Ich muss wohl doch wieder eingeschlafen sein, denn als jetzt mein Handy erneut klingelt, wache ich mit einer Hand um Lous Hüfte geschlungen , sodass meine Handfläche in seiner Taille liegt, wieder auf. Langsam hebe ich meinen Arm, darauf bedacht, Lou nicht aufzuwecken, da das sehr peinlich werden würde. Dann rutsche ich Einiges von ihm ab, da ich generell mehr auf seiner, als meiner Seite des Bettes liege und greife nach meinem Handy: Ember

H:,,Hey",möchte ich sagen, aber weil ich in diesem Moment Husten muss klingt es eher wie ,,He..aatschi!!" Neben mir schreckt Lou auf. Mein Blick richtet sich wieder auf ihn. Er schüttelt den Kopf und reibt sich über die Augen, um wach zu werden. Langsam lässt er den Blick durch den Raum gleiten, bis er an mir hängen bleibt. Erst jetzt scheint ihm wieder einzufallen, dass ich auch hier bin, denn er starrt mich für ein paar Sekunden einfach nur an. Kurz bin ich unsicher, ob er meine kleine Schlafwandel-Aktion doch bemerkt hat, aber Lou lässt sich wieder nach hinten fallen, zieht sich die Decke über den Kopf und dreht sich wieder zur Seite.

E:,,Hey", antwortet Ember lachend. Ich stehe auf und gehe ins Bad, um Lou nicht weiter zu stören.

H:,,Wie geht's dir?", frage ich sie, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe.

E:,, Mir geht's gut, also einmal davon abgesehen, dass ich dich echt vermisse. Ganz ehrlich, ich vermisse es sogar, mich über deinen alten Job lustig zu machen!" Ich kann nicht anders, als lauthals zu lachen.

H:,,Keine Sorge, wenn ich wieder zu Hause bin, kannst du mir alle Bäckerwitze dieser Welt an den Kopf werfen", meine ich noch immer lachend.

E:,,Gut. Aber hören wir auf über mich zu reden. Wie geht's dir? Ich habe das Foto und das Video im Netz gesehen." Sie braucht mir nicht zu erklären, welches Foto bzw. welches Video sie meint.

H:,,Gott, können wir bitte über etwas anderes reden, Paul hat mich darüber heute auch schon ausgefragt!?" Ember brummt, was sich etwas beleidigt, aber auch zustimmend anhört.

E:,,Und? Was geht sonst so bei dir ab, außer, dass du von einem Model wegen Fame geküsst wurdest und dich von einem bescheuerten Sturm davon abhalten lässt, nach Hause zu kommen?", erkundigt sie sich schließlich. Dass ich wegen des Sturms nicht kommen kann, habe ich ihr sofort geschrieben, nachdem ich die Nachricht von Paul gelesen habe. Das war so ziemlich die schlimmste Nachricht, die ich je verschickt habe.

H:,,Naja ... also abgesehen davon, dass ich Louis gesagt habe, dass ich schwul bin, eigentlich Nichts." Das restliche Telefonat, erkläre ich Ember die ganze Situation zwischen mir und Louis. Von dem Deal zwischen uns, über meine Todesangst, als Louis das Foto von mir und Eleanor gesehen hat, bis hin zu dem peinlichsten Moment in meinem Leben, als ich mich vor Lou geoutet habe, obwohl er das Video schon gesehen hatte und ich es mir hätte sparen können. Naja der Moment, in dem Lou Kevin gefunden hat, war auch sehr peinlich, jedoch sehr amüsant für Ember. Weil ich ihr in den letzten Tagen immer einmal wieder kurz geschrieben oder ihr Bilder geschickt habe, weiß sie schon einige Kleinigkeiten und den Rest erzähle ich ihr in unserem 2-stündigen Telefonat. Als ich schließlich auflege, ist es bereits 10:36. Ich dusche mich noch schnell und putze mir die Zähne, bevor ich das Bad verlasse. Auf der Couch sitzt Lou mit seinem Handy und starrt konzentriert auf das Display. Er trägt nur seine Boxershorts, sein Gewand liegt aber bereits auf seinem Schoß. Als ich in meinem Bademantel auf ihn zugehe blickt er auf. ,,Bist du fertig im Bad?", fragt er mich ,,Ja," antworte ich ihm, während ich mir mein Gewand aus meinem Koffer suche. Lou nickt und verschwindet im Badezimmer.

Fertig angezogen, setzte ich mich mit meiner Gitarre, die ich von meinen Eltern zu meinem 8. Geburtstag bekommen habe, als ich ihnen von meinem Traum, Sänger zu werden erzählt habe, auf die Couch. Man sieht ihr das Alter von 12 Jahren definitiv an, denn das Holz ist bereits ausgebleicht und mit Kratzern übersät. Zusätzlich ist sie mit ein paar Stickern verziert, die ich damals begeistert aufgeklebt habe, weil ich der Meinung war, dass es cool aussieht. Ich beginne eine Melodie zu spielen, die mir einfach nicht mehr aus den Kopf geht. Irgendwann kommt auch Lou wieder aus dem Bad und murmelt, den Blick auf den Boden gerichtet, irgendwelche Worte vor sich hin. ,,Was hast du gesagt?", frage ich und höre auf, an den Saiten zu zupfen. Lou hebt den Kopf und sein Blick bleibt an meiner Gitarre hängen. Mir ist schon klar, was er denkt und rechne schon mit einer fiesen Bemerkung, aber schließlich hebt er einfach den Blick und sieht mir in die Augen. ,,Ach nur diese eine Lyriks, die mir immer wieder einfällt... ", meint er. ,,Lass hören," sage ich. ,,But if you like causing trouble up in hotel rooms
and if you like having secret little rendezvous.If you like to do the things you know that we shouldn't do.Then baby, I'm perfect. Baby, I'm perfect for you ", singt er auf einmal und ich blicke ihn erstaunt an. Er singt es mit so viel Gefühl, dass ich Gänsehaut bekomme. ,,Was ist? Nicht so gut?", fragt er mich unsicher. ,,Nein, das ... das war toll!", versichere ich ihm. Lou lächelt mich erleichtert an. Lous Blick fällt nun doch wieder auf die Gitarre in meinem Schoß. ,, Also, was willst du mit, mit diesem Ding?", fragt er und deutet auf meine Gitarre. ,,Mir geht immer diese Melodie durch den Kopf ," sage ich. Ich spiele sie erneut und kann dabei Lous Blick auf mir spüren, der mich leicht nervös werden lässt. ,,Das ist toll, spiel es nochmal," sagt er. Ich beginne erneut und Lou beginnt seinen Text dazu zu singen. Es passt perfekt. Es klingt wirklich toll. Ich weiß auch nicht warum, aber die Tatsache, dass wir gleichzeitig eine Idee für einen Song hatten und diese Ideen auch noch perfekt zusammenpassen, bringt mich zum Lächeln. Lou lächelt mit einem Funkeln in seinen blauen Augen zurück. Nach einer Weile beginne ich wieder zu spielen und immer wenn Lou wieder ein passender Text einfällt, singt er ihn im Rhythmus von meiner Melodie dazu. Das nennt man dann wohl Teamwork.

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