Chapter 10, Worse.

213 15 23
                                    

Und es wurde doch schlimmer. Es wurde schlimmer, als der Zeitpunkt am schlechtesten war. Es wurde schlimmer, als er nicht mehr Möglichkeit hatte für mich da zu sein. An dem Tag als ich den Anruf bekam regnete es. Es regnete als ich weinend in meinem Apartment auf dem Boden kauerte. Es regnete als mich das Taxi abholte und es regnete als das Flugzeug in Hamburg landete. Es regnete als mich meine Tante in ihre Arme schloss und ich liebte den Regen mehr alles andere, als ich sie das letzte Mal sah. Wie versteinert lag sie dort, ohne rosige Wangen, ohne der Denkfalte an ihrer Stirn und ohne, dass man ihre Augen sehen konnte. Diese waren geschlossen und würden es für immer bleiben.

"Hey Hun." Ich war froh seine Stimme zu hören. "Ich vermisse sie Ni." "Ich weiß", antwortete er leise. So vieles hätte ich dafür geben, sie wenigstens noch einmal davor gesehen zu haben. "Und es tut weh", wisperte ich in den Hörer. "Das muss es auch." Ich wusste das er Recht hatte, doch der Schmerz war unbeschreiblich. "Aber es wird wieder besser." Wann? Wann wird es besser? Wann hört es auf weh zu tun, wenn die eigene Mutter gestorben ist und man sich nicht von ihr verabschieden konnte? Wann hörte es auf in meiner Brust zu schmerzen? Nie. "Es wird aber nicht aufhören Niall." "Ich weiß, deswegen wird es auch nur besser. Und die schönen Erinnerungen werden stärker zurückbleiben", erwiderte er leise. "Ich brauche dich." Meine Stimme war rau. Die getrockneten Tränen auf meinen Wangen verrieten was ich in den letzten Stunden getan hatte. "Ich werde da sein Babe." Und dessen war ich mir sicher.

Der Regen blieb, hörte nicht auf und verlieh den Tagen etwas ruhiges. Und doch auch leidendes. Meine Tante kümmerte sich um die wichtigsten Dinge während ich bloß daneben saß, meinen Tee trank und nach dem Warum suchte. Dies machte ich schon mein ganzes Leben lang. Erst mein Vater, dann mein Stiefvater und nun meine Mutter. Eine Antwort darauf warum mein Vater mir so früh genommen wurde, bekam ich nie. Eine Antwort darauf warum mir mein Stiefvater das damals angetan hat auch nicht. Und eine Antwort darauf warum der LKW Fahrer geschlafen hatte, würde ich wohl auch nie bekommen. Jene Erkenntnis schmerzte noch mehr, als all diese Dinge an sich. Ab und zu schaute ich nach was auf Twitter los war und auch wenn all die Mitteilungen meiner Fans und Freunden unglaublich liebevoll waren, sie nahmen mir nicht den Schmerz.

Vier Tage danach, regnete es noch immer. Während ich das schwarze Kleid anzog, prasselten die Regentropfen laut gegen die Fensterscheiben. Meine Tante wohnte in einem alten Bauernhof, wo die Fenster noch so riesig waren. Draußen zogen schwarze Wolken über den Himmel und es wirkte so als ob die Natur mit mir im Einklang war. Trauer und Wut, waren die einzigen Gefühle die gerade in mir herrschten. "Mary, er ist hier." Rosalie lehnte im Türrahmen. Ihr zierlicher Körper steckte in einem schwarzen Hosenanzug. Doch dies war Nebensache, er war da. Ich ließ den Mantel aus meinen Händen fallen, eilte an Rosalie vorbei und die Treppen hinunter. Der Holzboden knarzte unter meinen Schritten doch als ich vor ihm stand, konnte man nur noch die Regentropfen hören. Nialls starke Arme zogen mich an ihn und genau in diesem Moment konnte ich mich nicht mehr halten, aber er fing mich auf. So wie er es jedes Mal getan hatte.

Als meine Tränen aufhörten zu fließen und ich wieder halbwegs normal aussah, machten wir uns auf den Weg. Niall trug einen schwarzen Anzug. Wenn ich nicht auf dem Weg zu der Trauerfeier meiner Mutter gewesen wäre und mich nicht so elend gefühlt hätte, dann wäre er nicht weit gekommen denn er sah verboten gut aus. Jedoch waren wir auf dem Weg zu der Trauerfeier meiner Mutter und ich fühlte mich schlechter als elend.

Trauerfeiern mochte ich noch nie. Nicht in Filmen, nicht in Theaterstücken, nicht in Musicals und vor allem, nicht in der Realität. Überall konnte man nur Schluchzen hören doch die Stille dazwischen, war das Schlimmste. Dieses unerträgliche Schweigen. Die schwarze Kleidung, welche jeder trug, wirkte so erdrückend. Am liebsten hätte ich das schwarze Kleid ausgezogen und verbrannt. Niall wich nicht von meiner Seite, hielt mich fest in seinen Armen als Rosalie ihre Rede vorlas und als mich die endgültige Erkenntnis traf, dass meine Mutter wirklich tot war und nicht mehr wieder kommen würde.

"Die Urne sollte übermorgen hier sein." "Und was macht ihr dann damit?" Ich hörte sie seufzen. "Ich weiß es noch nicht genau, vielleicht will Mary sie haben?" "Ich kann sie darauf ansprechen, aber ich glaube jetzt ist nicht der richtige Moment dafür." Draußen regnete es noch immer, mein Blick huschte über die bereits in Dunkelheit getauchte Landschaft. "Hey Babe." Nialls Arme ruhten an meiner Hüfte. "Hey", erwiderte ich leise. "Willst du auch einen Tee?" "Gerne", antwortete er. "Ich hab euch übrigens gehört." Der Wasserkocher begann zu zischen. "Dachte ich mir schon." "Ich will die Urne haben. Ich will ihre Asche verstreuen." Niall schaute mich verwirrt an. "Sie war als Kind immer an der Nordsee, sie hat es geliebt irgendwo auf einer Klippe zu stehen und das Meer vor sich zu haben, ich denke mal das hab ich auch von ihr." Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. "Das ist eine schöne Idee Babe." Das Lächeln blieb. Ich füllte das Wasser in die Tassen und Niall holte die Teebeutel hervor. "Türkischer Apfel wie immer?" Er hielt die Packung in die Höhe. Ich wusste gar nicht, dass meine Tante den hat. Eigentlich wusste ich so gut wie nichts über Rosalie. "Wie immer Ni." Er nickte und holte zwei Teebeutel raus. Während wir es uns auf dem Sofa gemütlich machten und den Tee tranken, begann es draußen zu Donnern. Sofort kuschelte ich mich weiter in Nialls Arme. Als unsere Tassen fast leer waren klingelte es an der Haustür. "Es ist doch mindestens schon Elf Uhr oder?" Skeptisch zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. "Ja, wer klingelt denn noch so spät?" Rosalie lief an uns vorbei und ging zur Tür. Sie kam wieder als unsere Tassen leer waren. Hinter ihr allerdings, lief ein älterer Mann der mir ziemlich bekannt vor kam. "Mary, Niall, das ist Adam." Und während jene Wörter den Mund meiner Tante verließen, wurde der Raum durch das grelle Licht eines Blitzes erhellt.

-Ich weiß es ist kurz...Wer glaubt ihr ist Adam? Danke für das viele Voten :) xx-

If it's meant to be.. & It was meant to be..Where stories live. Discover now