Missglückt

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  Kapitel 22


Sie fuhren etliche Stunden ohne eine weitere Unterbrechung und Violet bekam nicht einmal mit, wie ihr die Augen bei Sonnenaufgang zufielen, aber als sie sie bei Sonnenuntergang wieder öffnete, blickte sie direkt in Sofias misstrauisch dreinblickendes Gesicht. Violet setzte sich aufrecht hin und bemerkt am Rande ein Schild, das sie im Namen aller NewYorker herzlich begrüßte. Violet kannte die Stadt lediglich aus Prospekten und dem Fernseher und konnte sich an den leuchtenden Wolkenkratzern und kunterbunten Straßenzügen kaum satt sehen. Doch abgesehen von ihr schien niemand dieser für sie neuen Welt Beachtung zu schenken. Sofia hatte sich zurückgelehnt und beobachtete Violet eingehend während auch Björn ihr durch den Rückspiegel immer wieder beobachtete. Violet wischte sich kurz über das Gesicht. Hatte sie etwas verpasst? War ihr ein zweiter Kopf gewachsen?
„Ähm, stimmt etwas nicht?", fragte sie und spürte plötzlich, wie sich ihr Magen nervös zusammenzog.
„Du hast geschlafen", wisperte Sofia so leise, dass es ein Mensch sicherlich nicht gehört hätte. Und dann fiel Violet wieder ein, dass Nicolas ihr erklärt hatte, Vampire würden nicht schlafen.
„Lass es gut sein, Sofia. Ich habe es dir erklärt. Es ist nicht nötig darauf herumzutrampeln", knurrte Nicolas, aber Sofia gab nur ein Schnauben von sich.
„Sie kann verdammt nochmal froh sein, kein sabberndes, hohlköpfiges Etwas zu sein. Wenn das mit dem Schlafen das einzige ist was bei ihr schiefgelaufen ist hat sie verdammtes Glück. Schließlich war sie deine Erste!", sagte Sofia, griff dann plötzlich nach Violets Gesicht und drückte mit einer Hand ihren Kiefer auseinander.
„Naja, das schlaf Problem und diese kleinen Reißzähne, mit denen sie niemals selbständig von einen Menschen würde trinken können. Hat sie noch irgendwelche Behinderungen, von denen wir wissen sollten?" fragte Sofia und drehte Violets Gesicht von einer in die andere Richtung, bis sie sich von der Frau losmachte und sie von sich stieß.
„Lass das gefälligst, ich habe keine Behinderung!", fauchte Violet getroffen und blickte Sofia böse an. Diese aber grinste nur breit und Violet spürte, wie ihre Babyzähne sich noch einige Millimeter weiter aus ihrem Kiefer schoben, weil sie wütend wurde, und trauriger. Sie würde sich nicht verspotten lassen nur weil sie nicht der Norm entsprach!
„Zumindest weniger als man von einer Erst-Erschaffung erwarten würde. Einen Vampir zu verwandeln braucht Übung und nicht selten geht so viel schief, dass nicht mehr als ein sabberndes, unsterbliches Schoßtier herauskommt. Einige davon hast du ja schon bei Margareta gesehen. Einige Vampire lernen es nie einen wahren Vampir zu erschaffen, aber Nicolas scheint ein Naturtalent zu sein. Auch wenn dich das mit dem Schlafen schutzbedürftig macht und die Tatsache, dass du dich nicht selbst ernähren kannst, abhängig."
Violet sah Nicolas stirnrunzelnd an. Dass sie während des Tages Schutz benötigte, weil andere Vampire nicht schliefen, war klar, aber was meinte Sofia mit „nicht lebensfähig"?
„Was meint sie damit?", fragte sie an Nicolas der sie durch den immer voller werdenden NewYorker Verkehr lenkte. Doch anstatt von ihm eine Antwort zu bekommen, sprach Sofia.
„Deine Zähne! Sie sind zugegeben mega niedlich, aber die menschliche Haut ist ziemlich zäh, du würdest mit diesen kleinen Babyzähnen niemals bis in eine Arterie kommen, um sauber zuzubeißen. Wenn du von jemand trinken willst, wird das eine riesige Sauerei. Ich nehme an, mein Bruder besorgt dir bis jetzt das Blut und daran solltest du dich gewöhnen, es sei denn, du reißt ein paar Vampirkehlen auf. Die dürftest du damit gut zerreißen können." Den letzten Satz hatte sie nur so dahin gesagt, aber Violet horchte interessiert auf. Hatte Nicolas nicht die Vermutung angestellt, dass sie sich evolutionär gesehen von Vampiren ernähren sollte?
„Vampirhaut ist nicht so zäh wie Menschenhaut?", fragte sie und versuchte nicht allzu neugierig zu klingen, was ihr nicht sonderlich gelang. Aber Sofia schien sich daran nicht zu stören.
„Ja, wir sind stark, schnell und unsere Zellregeneration ist der Wahnsinn. Man sollte zwar meinen, dass unsere Körper widerspenstiger sein sollten als die der Menschen aber: Unsere Körper sind eigentlich nicht darauf ausgelegt so lange zu existieren. Unsere Zellen verfallen genauso schnell wie bei jedem anderen Menschen, da wir alt sind, sogar schneller. Das macht unsere Haut dünn, aber dank der Regenerationsgeschwindigkeit ist das kaum der Rede wert. Komm aber nicht auf dumme Gedanken: Nicolas hat dir die Sitten sicherlich erklärt: Es ist verpönt von Vampiren zu trinken. Selbst beim Sex, auch wenn sich das ein oder andere Pärchen gerne hinreißen lässt. Sprich einfach nicht darüber."
Das würde sie sicher nicht, dennoch war es interessant. Wahrscheinlich sollte Violet dankbar dafür sein das andere Vampire sie einfach für defekt hielten, aber irgendwie brannte es ihr in der Kehle Sofia anzuschreien und ihr klarzumachen, dass sie so geboren ist und sicherlich nicht das Resultat einer fehlgeschlagenen Verwandlung. Sie hatte Jahrzehnte damit verbracht, sich selbst als etwas weniger wertvolles herabzuwürdigen und für ein Monster zu halten. Es war schwer gewesen endlich den Kopf zu heben und sich im Spiegel anzusehen und alles zu akzeptieren was ihr von dort entgegenstarrte. Von anderen zu hören, dass sie anders war, fehlerhaft, tat weh. So sehr, dass sie wütend das Gesicht verzog und sich abwenden musste, um nichts zu sagen was sie einmal bereuen würde.
„Gibt es noch andere Dinge, die du bei ihr verbockt hast?", fragte Sofia und die heitere Stimme, mit der sie es sagte machte deutlich, dass sie nichts davon böse meinte. Aber das änderte nichts an dem Brennen in Violets Kehle. Es war Wut. Die Worte trafen sie, und zwar hart.
„Ich habe gar nichts an ihr verbockt. Sie ist, wie sie ist und jetzt tu uns einen Gefallen und sei ruhig, Sofia!", weist Nicolas sie so heftig zurecht, dass Sofia das Lächeln verging und wieder die Stirn runzelte.
„Ach komm, wann hab ich schon mal das Glück dich mit etwas aufziehen zu können, sei doch nicht..."
„Baby. Lass es einfach!", mischte sich nun auch Björn ein und sah demonstrativ zu Violet herüber, die sich weiter zurückgezogen hatte und mit ihrem Temperament kämpfte. Was Sofia allerdings auch jetzt erst zu bemerken schien.
„Entschuldige Vio. Ich will nur meinen Bruder ein wenig aufziehen!"
„Nicht mit mir!", fauchte Violet unversöhnlich zurück und Sofia sah für einen kurzen Moment so schuldbewusst drein, dass es ihr etwas Genugtuung verschaffte.
„Natürlich, tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen, aber LiSen-Re wird es definitiv noch einmal zur Sprache bringen. Er ist furchtbar beleidigt weil Nicolas dich nicht zu ihm gebracht hat wegen der Verwandlung, obwohl so viel hätte schiefgehen können."
Violet war nicht so dumm zu glauben, dass niemand es je wieder erwähnen würde und dass sie sich definitiv ein dickeres Fell zulegen musste. Aber dieser Tag war nicht heute und Violet konnte nicht versprechen, diesen LiSen-Irgendwas nicht eine zu donnern, wenn er sie ebenfalls als „Missgeschick" bezeichnete. Gerade wollte sie das auch in aller Deutlichkeit sagen, doch da trat Nicolas auf die Bremse und hinter ihnen brach ein Hubkonzert aus, dennoch beachtete er es nicht und wandte sich zu seiner Schwester um.
„DU HAST ES IHM GESAGT?", fragte Nicolas aufgebracht und Sofia stöhnte wieder genervt.
„Ja, Herrgott. Nur weil du Krach mit ihm hast, heißt das nicht, dass ich es ihm nicht sage wenn du plötzlich mit einem Zögling ankommst. Ausgerechnet du Mister „Ich-tue-niemanden-das-an-was-mir-angetan-wurde". Und nur so nebenbei: Er freut sich darauf sie kennenzulernen und er hat versprochen das mit Margareta zu klären. Du solltest ihm dankbar sein, Nicolas!" fauchte Sofia zurück und Violet konnte sich die Frage einfach nicht verkneifen.
„Wer ist dieser LiSen-Re?" Sofia ließ den zornigen Blick ihres Bruders nicht los. Nicht für eine Sekunde. „Unser Erschaffer und egal welche Horrorgeschichten Nicolas dir über ihn erzählt hat: Er ist nett und lediglich besorgt um das wohlergehen seiner ehemaligen Zöglinge."

Nicolas drehte sich um und knurrte „Nur zu dir", bevor er den Wagen wieder anfahren ließ und ihn weiter durch die Innenstadt lenkte. Aggressiver und wütender als Violet ihn je gesehen hat. 

Beta: Geany <3

und ha.....ha.....hatschuh....oh mist da ist mir doch glatt was aus dem Ordner gerutscht...*nase hochzieh*

wann das kommt? Puhhhhh eigentlich hab ich genug material um das ganze nächste Jahr zu füllen xD Aber wann hat mich das jemals abgehalten xD ???

>>Als das Black-Water-Rudel zehn Jahre nach einem blutigen Machtkampf endlich sein Territorium zurückfordert, steht Laura Mills vor dem nichts. Denn trotz der Beteuerungen ihres Vaters, hat sie keinerlei Anspruch auf das Haus, in sie seit Jahren lebte und illegal auf dem Territorium der Gestaltwandlerwölfe errichtet worden war. Um die Zwangsräumung zu verhindern und damit auf der Straße zu sitzen, wendet sich Laura an den Alpha des Rudels. Aber Konstantin Hunt ist nicht nur wesentlich attraktiver als sie sich ihn vorgestellt hatte, sondern scheint auch augenblicklich einen Narren an die junge Kindergärtnerin gefressen zu haben. Ein Vorteil den sie nutzen könnte, wäre da nicht ihre Familie mit ihren rassistischen Ansichten und der neue Bürgermeister Kandidat, der es nicht müde wurde, sie für seine Verlobte zu bezeichnen.<< 


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Violet (Bd 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt