Chapter Four

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Wie vereinbart, trifft Matt pünktlich ein, so zuverlässig wie das Glockenspiel einer Kirche. Ich habe ihn noch nie zu mir eingeladen, daher fühle ich mich etwas überfordert, als ich ihm die Tür öffne und sein übliches Grinsen sehe.

"Komm rein." Lächle ich leicht und versuche, meine Unsicherheit zu verbergen.

"Ich habe uns Chips und Bier mitgebracht." Grinst er breit und stürmt regelrecht ins Wohnzimmer, wo er sich sofort auf das Sofa fallen lässt. "Setz dich zu mir." Klopft er mit der Hand auf den leeren Platz neben sich.

Auch wenn ich es nicht wollte, hätte ich keine andere Wahl. Mit einem Bier in der Hand lasse ich mich auf das Sofa fallen. Matt sieht mich gespannt und ungeduldig an. "Und? Erzähl schon!"

Er kann nicht ahnen, wie schwer es für mich ist, mich ihm zu öffnen.

Nach einigen Sekunden des Schweigens beginne ich, ihm von dem zu erzählen, was wichtig ist. "Ich habe dir einmal erzählt, dass meine Eltern tot sind..."

"Ja." Sieht er mich betrübt an.

"Das war gelogen!"

Überrascht sieht er mich an. "Was?"

"Aber für mich sind sie es!" Füge ich kühl hinzu.

"Warum?"

"Seit ich denken kann, habe ich die Musik geliebt. Meine Großmutter war Sängerin in einer Jazz-Band und sie hat mich verzaubert. Als ich fünf war, nahm ich Klavierstunden und mit zehn schenkte sie mir eine Gitarre. Für mich stand fest: Ich werde Sängerin und alles, was dazugehört. Aber meine Eltern hatten andere Pläne mit mir."

Auch wenn ich versuche, es zu verdrängen, schmerzt es noch heute. Fünf Jahre sind bereits vergangen und bis heute haben meine Eltern keinen Versuch unternommen, mich zu finden.

"Trotz des Verbots meiner Eltern spielte ich weiter. Lernte Schlagzeug, Bass und E-Gitarre zu spielen."

"So sind Kinder." Lächelt er mich sanft an.

"Matt, du verstehst nicht. Ich komme aus einer reichen und gehobenen Familie. Was ich tat, war eine Schande für sie."

Sein Lächeln verblasst. "Du bist reich?"

Ich schüttele leicht den Kopf. "Nein!" Und lenke das Gespräch zurück zum eigentlichen Thema. "Eingesperrt in einem goldenen Käfig, brach ich mit dreizehn aus. Ich lernte andere Kids kennen, die ihr Zuhause auf der Straße fanden. Sie nahmen mich auf und wir gründeten eine Band."

Alte Zeiten und alte Erinnerungen zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Als ich Matt ansehe, funkeln meine Augen. "Jeden Tag spielten wir. Jede Nacht ließen wir uns neue Songs einfallen. Ich war selten noch bei meinen Eltern. Meine Familie wurden die Jungs, mein Zuhause die Straße."

"Wart ihr gut?"

"Oh ja! Du hättest uns hören sollen. Drei Jahre waren wir unzertrennlich, aber dann ging alles schief, was nur hätte schief gehen können."

Jedes Wort, das über meine Lippen kommt, schmerzt.

Matt legt seinen Arm um mich und zieht mich an sich.

"Eines Tages lernte ich Sebastian kennen. Er wurde mein fester Freund und die zweite Stimme der Band. Alles schien perfekt. Aber das war es nicht. Die Monate vergingen und mein sechzehnter Geburtstag stand an. Als die Jungs und ich den Proberaum aufsuchten, hörten wir, dass bereits gute Stimmung herrschte."

Noch heute kann ich nicht fassen, was damals geschah. Als wäre es erst gestern gewesen, sehe ich noch die Bilder klar vor mir.

"Sebastian... Er und meine beste Freundin... sie lagen nackt auf der Couch."

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt