Is It Love - Colin

Chapter Thirty-Nine

Mit einer Vertrautheit, die nur langjährige Freundschaft hervorbringen kann, bin ich Matt bis zum Feierabend hundertmal um den Hals gefallen, habe ihn abgeknutscht und mich unermüdlich bedankt.

Als ich bei Colin ankomme, höre ich bereits die pulsierenden Klänge ihrer Probe und lasse mich erschöpft, aber zufrieden auf die Couch fallen.

"Was für ein unerwarteter Besuch. Was willst du hier?" Doris' Stimme schneidet sich durch die Musik, mehr verärgert als begeistert.

"Nur zuhören!" Lächle ich sie provokant an.

"Um zu sehen, wie die Neue ist?"

"Vielleicht!"

"Sie kann nur besser sein als du!"

"Wir werden sehen."

Sie will ein Spiel spielen? Dann werden wir spielen. Aber auf eine Art und Weise, die sie nicht mögen wird.

Sie verzieht das Gesicht, als sie auf die Uhr blickt und knurrt in Colins Richtung. "Verdammt! Selbst die Neue kommt zu spät. Ich sage dir, ich kann sie jetzt schon nicht ausstehen! Wir sollten die Band so lassen, wie sie jetzt ist."

Colin sieht grinsend in meine Richtung. "Sie wird schon ihre Gründe haben, warum sie später kommt."

"Ja klar! Kurz vor der Tournee kann uns nichts Besseres passieren als unpünktliche Leute!"

"Lass mal hören, wie gut ihr geworden seid."

Adam zwinkert mir zu und gibt den Takt an. Doris lässt mich und Colin nicht aus den Augen, was mich aber nicht weiter stört. Denn ich würdige ihn keines Blickes.

Die Zeit scheint zu rennen, denn sie spielen bereits mehr als eine halbe Stunde. Colin winkt ab für eine Pause.

"Nicht schlecht, Surfer-Boy."

"Danke! Ich hatte eine gute Lehrerin." Lässt er sich neben mir fallen.

Doris verliert die Geduld und faucht erneut darauf los. "Das gibt es doch nicht! Selbst für einen Ersatz kannst du nicht richtig sorgen! Neunzig Minuten ist die Tussi zu spät! Sie wird nicht mehr kommen! Danke, Raya! Für nichts!"

Wütend lässt sie sich gegen die Wand fallen. Colin setzt sich vor mich auf einer der Boxen und lächelt. Ich grinse in Doris Richtung, die mich noch immer mit vollem Hass beobachtet. "Weißt du, Doris, vielleicht ist die Tussi sogar schon hier. In diesem Raum. Du musst nur mal die Augen aufmachen."

Mit einer kräftigen Wucht springt sie auf. "Du willst mich verarschen! Du???"

Mit einem gespieltem Lächeln und Augenklimpernd sehe ich sie an. "Bist du nicht erfreut darüber, dass ich es bin?"

"Fick dich! Nein!"

Adam zieht mich in seine Arme und drückt mir beinahe die Luft ab. "Ohne Scheiß?"

"Ohne Scheiß! Kätzchen ist wieder dabei." Funkeln Colins Augen mich an.

"Wie ist das möglich?"

Nachdem ich mich halbwegs lösen konnte, erklären wir Adam, wie es dazu kam, dass ich nun doch dabei sein kann.

"Unser Goldstück ist zurück! Wir können durchstarten!" Springt Adam auf.

"STOP! Nein!"

Colin blickt böse in Doris Richtung. "Es reicht! Wir sind eine Band! Ob es euch nun gefällt oder nicht, aber wir sitzen gemeinsam in der Scheiße!" Richtet er sich auf und stellt einige Sachen klar. "Ich habe die Schnauze voll! Vier Wochen werden wir jeden Tag und jede Nacht zusammen sein! Keine Eifersucht, keine Dramen, und vor allem KEINE DUMMEN ANFEINDUNGEN!" Und sieht Doris erneut an. "Wenn du damit ein Problem hast, weißt du ja, dort ist die Tür."

Doris senkt angefressen den Kopf. "Verstanden!"

"Für mich steht nichts anderes im Vordergrund als die Tournee. Zwischen Raya und mir ist alles gesagt und es gibt keine weiteren Dramen oder Annäherung zwischen uns."

Auch wenn er mir gerade das Herz herausgerissen hat, bleibe ich standhaft und lasse mir nichts anmerken. Er scheint seine Entscheidung getroffen zu haben. Eine Entscheidung, wo sich unsere Wege trennen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Doris siegesgewiss lächeln.

"Gut! Wenn nun alle Fronten geklärt sind, würde ich mich losmachen." Nehme ich meine Sachen.

"Jetzt schon?"

"Ja!" Antworte ich Colin mit erhobenem Kopf und stehe auf.

Mit einer lieben Umarmung verabschiede ich mich von Adam.

Als ich die Straßen entlanglaufe, kreisen Colins Worte in meinem Kopf umher. Noch heute Mittag glaubte ich, dass wir es noch einmal schaffen würden. In nur wenigen Sekunden und mit wenigen Worten hat er mir die Hoffnung genommen.