Chapter Fourty-Two

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Auf der Bühne erlaube ich mir keine Schwäche, keine Spur von meinen inneren Kämpfen ist zu sehen. Ich tauche komplett in meine eigene Welt ein, einer Welt, die nur aus Musik und Emotionen besteht. Colins Gesang ist intensiv und von einer aggressiven Energie durchzogen, die Hass und tiefste Emotionen transportiert.

Als der letzte Song beginnt, lasse ich mich vollständig von der Masse mitreißen. Mit dem Mikrofon fest in der Hand springe ich mitten hinein in die Menge. Wir springen, wir singen, wir tanzen. In solchen außergewöhnlichen Momenten wird mir klar, warum ich die Musik so sehr liebe. Jeglicher Schmerz, alle dunklen Gedanken, sie scheinen zu verschwinden.

Als Doris' Solo einsetzt, schieben einige Crew-Mitglieder Kanonen auf die Bühne und schießen signierte T-Shirts in die begeisterte Menge.

Noch immer singend dränge ich mich nach vorne und lasse mich von den Security-Mitarbeitern vor der Absperrung hochziehen. Gemeinsam klatschen wir, bedanken uns bei der Menge und verabschieden uns schließlich.

Bis in die tiefe Nacht hinein Feiern wir mit anderen Bands, lassen uns gehen und genießen die gemeinsame Zeit. Wir trinken mehr als gut für uns ist aber es tut uns gut, den Stress der letzten Wochen einfach Mal hinter uns zu lassen.

Als ich gerade die Augen öffne, klingelt mein Telefon. Mit schwerem Kopf und dem unschönen Gefühl eines heftigen Katers nehme ich ab. "Hallo?"

"Euer Auftritt war großartig!" Die Stimme von Herrn Kaiser klingt zufrieden und stolz.

"Hallo Herr Kaiser! Danke! Wir sind gerade auf dem Weg zum nächsten Auftritt." Antworte ich gähnend, zu kaputt ihm meine Abneigung zu zeigen.

"Das ist gut! Ich rufe nur an, um dir mitzuteilen, dass ihr um fünfzehn Uhr auf Rock TV schalten sollt."

"Okay! Wie spät ist es?"

Er lacht, als er bemerkt, dass ich völlig neben der Spur bin. "Ihr habt noch fünfzehn Minuten."

"O...Okay! Ich danke Ihnen!"

Kaum habe ich aufgelegt, richte ich mich vorsichtig auf. Der letzte Whisky war definitiv einer zu viel.

In BH und Hotpants taumle ich vorsichtig hinaus und steuere den Kühlschrank an. Mit einer kühlen Flasche Bier lasse ich mich auf die kleine Couch fallen, die gegenüber vom Ausgang des Busses steht.

"Guten Morgen, Goldstück."

Ich grummle eine Antwort und wünsche ihm ebenfalls einen "guten" Morgen.

Adam setzt sich grinsend zu mir.

"Du müsstest doch genauso tot sein wie ich." Öffne ich die Flasche.

"Eine kalte Dusche am frühen Morgen, ein gutes Kater-Frühstück und eine Runde Sport und der Kater verschwindet von allein." Erklärt er fröhlich.

"Oh Gott, nein." Ich deute auf die Fernbedienung. "Gib mal her." Und schalte auf den Sender, den Herr Kaisers sagte.

Eine junge Reporterin berichtet live vom Festival. "Wir sind noch immer live für euch vor Ort. Eines der größten Events und Festivals dieses Jahres findet gerade hinter mir statt. Großartige Bands rocken seit gestern die Menschen. Alt und Neu treffen hier aufeinander. Alle haben uns bisher umgehauen. Wir haben euch schon viele vorgestellt und nun kommt das Beste zum Schluss. Eine noch unbekannte Band hat nicht nur alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch alle Blicke. Gutaussehend, jung, verdammt heiß und voller Elan haben sie die Bühne hinter uns regelrecht auseinandergenommen."

Ich kralle mich an der Bierflasche fest und bin sichtlich aufgeregt.

Adam sieht mich grinsend an. "Du bist wohl immer noch im Geiste dort?"

"Psst, sei leise und schau hin."

"Keine Berührungsängste, kein Verstellen vor den Kameras. Sie waren sie selbst! Für diejenigen, die gestern nicht live dabei sein konnten oder vor Alkoholkonsum in der Ecke lagen, haben wir sie nun noch einmal für euch. Das offizielle Musikvideo von Chivalrous Nightmare mit 'Alte Liebe rostet nicht'."

Ich springe auf und schreie vor Freude. Doris und Colin schrecken auf und kommen zu uns. Ich gehe mit unserer Musik und singe aus vollem Hals mit. Drohnen sind überall und zeichnen alles auf.

Ich lache, als ich sehe, wie ich in die Menge gesprungen bin. Doris macht den Devil Horn und tritt die Drohne weg. Niemand von uns wusste, dass das unser Musikvideo wird. Umso überraschter sind wir jetzt. Adam schlägt heftig auf sein Schlagzeug ein, seine Haare fliegen hin und her. Colin blickt düster in die Kamera und lächelt finster. Bei Doris' Solo springe ich mit den Fans und schreie ins Mikro.

"Was für eine heiße Band, Leute. Viele Drohnen gingen zu Bruch, aber hey, es hat sich gelohnt."

Strahlend sehen wir uns an und können immer noch nicht glauben, was gerade passiert.

"Das ist so verrückt! Wir haben es endlich geschafft!" Atmet Colin lächelnd aus.

"Unser erstes Musikvideo!" Funkeln Doris Augen.

"Wir haben es wirklich geschafft!" Murmelt Adam.

Und ich? Ich lächle abseits von ihnen. Sie sollen den Moment genießen.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt