Chapter Twelve

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Matt offenbarte mir, dass Daryl sein Zwillingsbruder ist und gegenwärtig in einer kritischen Lage steckt. Er hat sich in fragwürdige Geschäfte mit einer Gang verwickelt und einiges ist schief gelaufen. Durch die Verletzung von Matt wollten sie Daryl klarmachen, dass er der Nächste sein könnte, wenn er sich nicht fügt. Jeder Andere würde sich verstecken, aber nicht Matt. Er steht seinem Bruder bei und würde ihn niemals alleine lassen. Ich, meinerseits, wollte Matt ebenfalls nicht allein lassen und bot an, ihn zu seinem Bruder zu begleiten, aber er bestand darauf, dass ich ins Büro gehen sollte. Und so sitze ich hier nun und langweile mich erneut zu Tode.

Plötzlich bemerke ich Colin, der auf mich zukommt und dessen Blick nichts Gutes verheißt. "Hast du einen Moment mal Zeit?" Fragt er.

"Ja, sicher."

Schon marschiert er in den Pausenraum.

Ich frage mich, welches Problem er nun wieder hat.

"Kannst du mir mal erklären, was das gestern sollte?"

"Wovon sprichst du?" Runzle ich die Stirn.

"Ohne Absprache die Probe sausen zu lassen?"

"Das meinst du nicht ernst, oder?"

"In zwei Wochen haben wir unseren wichtigsten Auftritt!"

"Und Matt ging es nicht gut. Er ist unser Freund."

Colin spannt sich an. "Heute um achtzehn Uhr bei mir!" Und schon ist er wieder verschwunden.

Das wird eine lange Nacht für mich.

"Ich brauche eine Pause."

Colin wirft mir einen bösen Blick zu.

"Mir tun die Finger weh."

"Wir müssen Proben!" Donnert seine Stimme.

"Sie hat recht. Lass uns wenigstens was Trinken und mal Durchatmen." Unterstützt mich Adam.

Colin verlässt genervt den Probenraum und Adam setzt sich zu mir. "Nimm es ihm nicht übel. Aber er will, dass wir die Besten sind."

"Das verstehe ich auch, aber dass er mich ständig runtermacht und mir sagt, dass ich seine Zeit verschwende, tut schon weh."

"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass du für die kurze Zeit, die du bei uns bist, wirklich gute Arbeit geleistet hast?"

"Wirklich?"

Adam nickt und lächelt. "Selbstverständlich!"

Die Tür springt auf und Colin kommt mit einem Bier in der Hand zu uns. "Trinkt und lasst uns weitermachen."

Gesagt, getan. Ich versuche, Colin zu ignorieren und konzentriere mich auf meine Finger, aber immer an derselben Stelle mache ich einen Fehler.

Colin lässt seine Gitarre aufheulen und schreit durchs Mikrofon. "Verdammt!!! Saraya!!! Wie oft willst du noch an derselben Stelle denselben Fehler machen???"

"Es tut mir leid. Ich versuche es wirklich."

"Du versuchst es? Wo genau versuchst du den Fehler zu beheben? Wo???"

Ich zucke zusammen, als er mich mit seinen stahlblauen Augen anfunkelt. Er legt seine Gitarre auf seine Box und kommt mit großen Schritten auf mich zu. Wie ein verängstigtes Kind drücke ich mich an die Wand. Seine Finger hauen auf die Tasten und er beginnt aggressiv zu spielen, bis zu der Stelle, die ich immer verpatze. Natürlich schafft er es, fehlerfrei zu spielen und wendet sich mir zu. "Siehst du? Hast du gesehen, wie es geht? Oder muss ich dir wirklich noch Keyboardstunden geben, bis du es schaffst?"

Mir zieht es den Magen zusammen und mir fehlen die Worte. Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein? Ich gebe wirklich mein Bestes und tue alles, was in meiner Macht steht.

"Bist du jetzt auch noch zu dumm, um mir zu Antworten? Verdammt, Saraya, ich rede mit dir!!!" Erneut haut er auf mein Keyboard und ich schrecke auf.

Adam springt auf, um mir beizustehen. "Colin, es reicht!!! Siehst du nicht, dass du ihr offensichtlich Angst machst?"

"Ich mache ihr Angst? Hör doch auf!!! Ich sage es immer wieder: Sie verschwendet unsere Zeit!!!"

Ich habe die Nase voll und schubse Colin beiseite. Mein Keyboard fällt zu Boden und die Tasten fallen heraus.

Ich greife nach meiner Jacke und sehe ihn mit feuchten Augen an. "Es reicht mir ein für alle Mal!!! Ich habe wirklich versucht, deine abweisende Art und Weise zu tolerieren. Gehofft, dass sich das eines Tages legen wird und du einfach nur sauer auf Doris bist, weil sie euch hängen ließ!!! Aber langsam glaube ich, dass du einfach nur aus welchen Gründen auch immer, ein großes Problem mit mir und meiner Anwesenheit hast!!! Du bist ganz allein dafür verantwortlich, dass ich statt besser immer schlechter werde!!! Du setzt mich so unter Druck, dass ich ständig mit Magenschmerzen zu dir komme und es immer wieder verpatze!!!"

Mit offenem Mund sieht er mich an. Ich glaube, er hätte nie geglaubt, dass ich ihn so angehe. "Allmählich verstehe ich Doris, dass sie gegangen ist! Man kann es mit dir nicht länger als fünf Minuten in einem Raum aushalten!" Ich reiße die Tür auf und blicke ihn ein letztes Mal an. "Ich bin raus!!!" Und knalle sie hinter mir zu.

Als ich aus seiner Wohnung stürmen will, steht Matt vor der Tür und wollte anscheinend gerade klopfen. "Da ist ja meine hübsche Kollegin und Musikerin."

Mir steht der Sinn nach einem Gespräch nun gar nicht an und laufe ohne ihn zu begrüßen, an ihm vorbei. Dass ich meine Tasche zurückgelassen habe, bemerke ich erst, als ich an der roten Ampel stehe. Aber zurück zu Colin ist die letzte Option für mich.

Eine Hand berührt mich an der Schulter. Adam keucht wie ein Bodybuilder und zeigt mit dem Finger, dass ich warten soll. "Bitte geh nicht!"

"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht mehr."

"Versuche, Colin zu verstehen-"

"Verstehen? Wobei soll ich ihn verstehen?"

"Als du sagtest, du bist dabei, war das für Colin nicht nur ein "du bist dabei und hilfst uns", sondern ein "ich bin dabei und werde eure Band beitreten".

"Woah, woah, woah! Davon war nie die Rede, okay?"

"Colin macht keine halben Sachen. Für ihn bist du ein festes Mitglied der Band und deswegen will er, dass du alles gibst, auch in schwierigen Momenten zu uns stehst."

Ich bin sprachlos. Colin sieht mich als festes Mitglied der Band? Aber das fühlt sich nicht so an. Es versetzt mir selbst einen Stich ins Herz, dass ich erneut einer Band den Laufpass gegeben habe. Aber unter diesen Umständen kann ich es nie schaffen, besser zu werden. Ich fühle mich hin- und hergerissen.

"Komm mit zurück!"

"Nein! Ich brauche Zeit, um über alles nachdenken zu können."

Adam nickt verständnisvoll und nimmt mich in seine Arme. "Es wäre schade, wenn du uns verlassen würdest."

Ich löse mich und lächle. "Gute Nacht!"

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt