Es ist noch in den frühen Morgenstunden, als ich das Haus verlasse, während Colin und die anderen noch in meiner Wohnung nüchtern werden.
Herr Kaiser hat Andeutungen über eine Überraschung gemacht, also mache ich mich auf den Weg.
Als ich ankomme, steht er schon vor dem Gebäude und wartet. "Guten Morgen, Herr Kaiser." Bleibe ich mit gesunden Abstand stehen.
"Guten Morgen. Komm bitte mit mir."
Ich folge ihm in die Tiefgarage und frage mich, was wir hier zu suchen haben.
Eine Überraschung? Hier?
Er hält vor einem riesigen schwarzen Seidentuch an. "Was braucht eine Band?"
"Keine Ahnung! Ein Auto?"
"Nicht nur ein Auto, sondern einen Bandbus!" Er zieht das Tuch runter und ich bin völlig überrascht. "Sie machen Witze!"
"Gefällt er dir?"
"Verdammt ja!" Muss ich gestehen und kann ein Lächeln nicht Verbergen.
"Dann wünsche ich euch viel Glück und Erfolg. Wir bleiben in Kontakt." Reicht er mir seine Hand. Doch vertraue ich ihm nicht, sehe seine Hand an und stecke meine Hände in meine Lederjacke. "Danke!" Nicke ich leicht und nehme mein Handy aus der Tasche um Colin eine Nachricht zu schreiben.
Als der Bus vorfährt, stehen sie mit offenem Mund da. Die Türen öffnen sich und ich stehe mit einem breiten Grinsen vor ihnen. "Und? Was sagt ihr? Der ist doch mal mega cool, oder?"
"Der gehört uns?" Colin kann es kaum glauben.
"Ja! Ich sollte zu Herr Kaiser und das war die Überraschung!"
Sie stehen da, wie angewurzelt.
"Worauf wartet ihr? Kommt rein!"
Der Bus ist metallisch schwarz mit roter Aufschrift. Doris rennt hinein und flucht vor Begeisterung. "Heilige Scheiße! Das ist der Wahnsinn!" Selbst ich bin überrascht, dass sie mal gute Laune hat.
Adam wirft sich sofort in die Sitzecke. "Mein Platz, Leute!"
Colin betrachtet den Bus und lächelt, bevor er einsteigt.
Ich zeige ihnen alles. Im hinteren Teil des Busses befinden sich die Schlafkabinen. Sofort beginnen die Herren zu streiten, wer wo schläft. Doris schnappt sich sofort die vordere Kabine. "Dunkel und gleich vorne, perfekt!"
Adam nimmt die Kabine hinter Doris und Colin die neben Adam. Nur ich grinse, weil sie die hintere und letzte Tür nicht öffnen und nehme sie gleich in Anspruch. "Dann nehme ich das große 'Zimmer'."
Adam reißt die Tür auf und schüttelt sofort den Kopf. "Einspruch! Das haben wir nicht gesehen."
Lächelnd zucke ich mit den Schultern und schiebe mich an ihnen vorbei, um meine Tasche aufs Bett zu legen. "Zu spät."
Die Toilette befindet sich gegenüber von Doris. Dort ist auch eine Dusche vorhanden.
"Alles hier ist gedämmt und man hört absolut nichts." Füge ich hinzu und sehe dabei ausschließlich Adam an.
Im vorderen Bereich befinden sich zwei Sitzecken, ein Kühlschrank und alles, was man zum Leben auf Rädern benötigt.
Ich gehe vor und öffne die letzte und wichtigste Tür. "Und der nette Herr heißt Dennis und ist unser Fahrer."
Nachdem der Bus inspiziert wurde, fahren wir endlich los und Colin setzt sich mir gegenüber. "Wo geht es als erstes hin?"
Ich werfe einen Blick auf mein Handy. "Auf ein Rockfestival. Dort bleiben wir bis morgen Vormittag um elf Uhr. Um neunzehn Uhr haben wir unseren Auftritt." Ich will so wenig Zeit wie möglich mit Colin verbringen und stehe auf. "Ich leg mich hin. Weckt mich, wenn wir da sind."
In meine Decke eingemummelt werde ich von einer Hand sanft geweckt. Ich blicke in die eisblauen Augen von Colin. "Aufstehen, Schlafmütze. Wir sind gleich da."
Nickend ziehe ich mir die Decke über den Kopf. "Okay, geh raus. Ich muss mich anziehen."
"Bis gleich, Kätzchen."
Kaum ausgestiegen, jubeln uns unsere ersten Fans zu. Aber es bleibt nicht viel Zeit. Wir werden sofort für ein Interview, Fotos und die Absprache des Konzerts in Beschlag genommen. Allein das nimmt uns drei Stunden unserer Freizeit.
Endlich können wir uns unter die Leute mischen und Adam begibt sich mit mir auf ein Abenteuer. "Worauf hast du Lust, Goldstück?"
"Auf Zuckerwatte und Bier!"
Gesagt, getan, Adam macht sich auf die Suche.
Nachdem wir unseren Vorrat gesichert haben, springe ich auf seinen Rücken und wir machen die Gegend unsicher. Dann erblicke ich Heliumballons und zapple wild herum, damit er mich runterlässt. "Schau da! Das brauchen wir." Und ziehe ihn förmlich hinter mir her.
"Langsam! Du reißt mir noch den Arm aus."
Adam klingt wie ein Gorilla auf Steroiden und ich hingegen wie eine Maus, die vor Lachen kaum einen ernsten Satz herausbekommt.
Singend laufen wir zurück zu Colin und Doris und ich halte ihm den Ballon hin. "Los, du auch. Das ist zum Schießen."
Doris hängt schon an Adams Ballon und liegt vor Lachen fast auf dem Boden.
"Nein, lass gut sein."
"Komm schon! Hab Spaß und genieße die geile Zeit hier."
Er geht und brummt irgendwas mit Adam. Ich folge ihm in den Bus und lasse die Türen schließen. Meine Finger umschließen sein Handgelenk. "Was ist dein Problem?"
"Ich habe keins!"
"Lüg mich nicht an! Was hast du eben wegen Adam gesagt?"
Colin reißt sich los und geht weiter zum Sitzplatz. "Dass du weiter mit Adam deinen Spaß haben sollst!!!"
Erneut greife ich nach seiner Hand. "Wir haben nur rumgealbert, also wo ist das Problem? Denkst du, da läuft was, nur weil wir Spaß haben? Verdammt, Colin!!! Du hast alles kaputt gemacht, aber ich suche mir nicht den nächstbesten. Und schon gar nicht Adam!!!" Schreie ich all meinen Ärger und meine Enttäuschung heraus.
Angespannt setzt er sich hin.
"Hast du nur einmal daran gedacht, wie ich mich fühle??? Was in mir vorgeht??? Wie verdammt weh es tut, dich anzusehen und zu wissen, dass du alles weggeworfen hast, weil Doris Intrigen gegen mich gestartet hat???" Tränen steigen mir in die Augen und ich ballte meine Fäuste. "Du hast mich als die Böse hingestellt!!! Ich habe mit meinem Song Doris natürlich vor versammelter Mannschaft die Stirn geboten, denn immerhin hat sie meine Beziehung zerstört!!! Und was machst du? Du kümmerst dich um sie, anstatt um das Mädchen, das dir sein Herz gegeben hat!!!"
Wortlos sieht er mich einfach nur an.
Weinend schüttel ich meinen Kopf. "Wow, nicht mal jetzt findest du deine Eier, um mit mir zu reden?"
Ich bitte Dennis, die Türen zu öffnen und laufe weinend hinaus. Adam hält mich am Arm fest und zieht mich in seine Arme. "Hey..."
"Ich will hier weg! Weg von ihm! Weg von ihr!!!" Sehe ich Doris hasserfüllt an.
"Okay, komm."
Wir entfernen uns von dem Bus und dem ganzen Chaos. Adam ist an meiner Seite, hält mich fest und gibt mir die Unterstützung, die ich gerade brauche. Aber tief in meinem Herzen weiß ich, dass es Colin sein sollte, der hier bei mir ist. Aber er hat sich entschieden, und ich muss lernen, damit umzugehen. Es wird nicht leicht sein, aber mit der Hilfe meiner Freunde und meiner Musik werde ich es schaffen.
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Is It Love - Colin
RomanceIhr Leben war wie ein stürmischer Ozean, geprägt von aufeinanderfolgenden Wellen von Glück und Unglück, die sie bereits im zarten Alter von 16 Jahren dazu zwangen, spurlos zu verschwinden und jede Spur ihrer Existenz auszulöschen. Kein einziger Mens...