Entschluss

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Das Glockenläuten verstummt langsam in Lucifers Ohren und gleicht einem lauten Gemurmel. Auch hat um ihn herum das rauschen des vorbeiziehenden Windes aufgehört. Als langsam das Gefühl von festem Boden unter seinen Füßen zurück kehrt öffnet er seine Augen wieder.
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, wurde er mit allen anderen Spielern auf den großen Platzt, wo jeder neue Spieler beginnt, teleportiert. Um ihn herum stehen tausende von anderen Spielern und alle haben den selben Gesichtsausdruck: Verwunderung.
In jeder Sekunde die vergeht wird Lucifer immer klarer, was gerade passiert und was noch passieren wird. Zugleich verstärkt sich ein Schuldgefühl in ihm.
„Ich bin schuld an allem."  flüstert er vor sich hin und schaut dabei nur auf dem Boden.  Immer wieder und wieder wiederholt er den Satz.
Er wurde erst von einem merkwürdigem Geräusch von seiner Tat unterbrochen, wodurch er an den abendlichen, goldenen Himmel schaut.
Hoch über ihnen schwebt ein leuchtend rotes Sechseck mit einer deutlich erkennbaren Aufschrift: WARNING. Langsam verstummen alle anderen um ihn herum während das Feld immer wieder aufblinkt.
Urplötzlich dupliziert sich das Feld mehrfach, bis der gesamte Himmel voll ist. Langsam beginnt in den Ritzen der Felder eine blutrote Flüssigkeit hervor zu quellen, die sich schließlich in zu langen Streifen zieht. Mitten in der Luft verbinden sich diese Streifen und manifestieren sich zu einer riesigen Person in einer Gamemaster Kutte. Sein Gesicht zeigt er aber nicht.
Lucifer erkennt Kayaba sofort, als dieser seine Ansprache mit einer tiefen und rauen Stimme beginnt: „Willkommen. Willkommen in meiner Welt, Spieler. Mein Name ist Akihiko Kayaba. Im Moment steht diese Welt allein unter meiner Kontrolle." Lucifer flüstert währenddessen ein wenig vor sich hin, wodurch er sich ein wenig beruhigt. „Die Welt steht unter der Kontrolle von euch vier Gamemastern." Ruckartig blickt er sich dann um, als ihm klar wurde das nur er es weiß und dies auch momentan besser so ist.
Ununterbrochen fährt Kayaba fort: „Ich vermute, dass euch allen bereits der fehlende Logout-Button im Hauptmenü aufgefallen ist." Zur Demonstration öffnet er sein eigenes Menü „Dies ist jedoch keine Fehlfunktion des Spiels. Ich wiederhole, dies ist keine Fehlfunktion sondern ein Feature in SAO." In der Menge beginnt ein lautes Gemurmel auszubrechen, dennoch lässt sich Kayaba nicht beirren. „Ihr könnt euch nicht selbständig aus SAO ausloggen und niemand von Außerhalb wird in der Lage sein das NerveGear ab zu schalten oder zu entfernen. Sollte es dennoch versucht werden wird ein Sender im NerveGear einen starkes Mikrowellensignal aussenden, das euer Gehirn zerstören und somit eure Leben beenden wird."
Kayaba setzt eine kurze Redepause ein, wodurch Lucifer sich den Aufbau des NerveGears wieder in den Kopf ruft. „Du bist irre geworden." „Leider haben Freunde und Familienangehörige einiger Spieler diese Warnung missachtet und trotzdem versucht das NerveGear aus zu schalten oder von den Spielern zu entfernen. Wegen diesen unwiderruflichen Fehler haben schon insgesamt 213 Spieler Aincrad ein für alle mal verlassen und sind in der realen Welt verstorben." Um Kayaba herum öffnen sich eine Vielzahl von kleinen Feldern mit Nachrichten. Auf allen sind Bilder von trauernden Familien und abgesperrten Wohnhäusern zu sehen. „Wie ihr sehen könnt berichten die Nachrichtensender der ganzen Welt über diesen Vorfall und die vielen Tode der Spieler." Durch die Reihen der Spieler ertönt ein verwundertes Stöhnen. „Ich denke nun werdet ihr einschätzen können wie gefährlich es ist. Das NerveGear ab zu nehmen. „Bleibt bitte ruhig und gibt euer bestes das Spiel zu beenden. Seit euch eines steht's bewusst: in diesem Spiel könnt ihr euch nicht mehr wiederbeleben. Wenn eure Lebenspunkte auf Null sinken, wird euer Charakter für immer Gelöscht und zur selben Zeit zerstört das NerveGear durch seine Impulse euer Gehirn."
Schlagartig wird Lucifer klar was er zu tun hat. „Auch ein Gamemaster ist nur ein Spieler mit einem besonderen Rang. Wenn sie sterben werden sie also auch nicht mehr wieder kommen." Er ballt seine Faust mit aller Kraft zusammen als er seinen Entschluss fasst. „Ein Glück habe ich dieses Sicherheitssystem so entwickelt."
Kayaba hingegen spricht weiter. „Ihr müsst nur eine Aufgabe erledigen um frei zu sein: Spielt das Spiel durch. Ihr befindet euch momentan auf Ebene 1, der untersten Eben von Aincrad." Vor Kayaba öffnet sich eine riesige Karte von Aincrad und er zeigt auf einen kleinen Punkt am unteren Ende. „Bahnt euch einen Weg durch jeden Dungeon und besiegt den jeweiligen Boss auf auf die nächste Ebene zu gelangen. Besiegt den Endboss auf Ebene 100 und das Spiel ist vorbei." Auf der Karte zeigt Kayaba in Sekundenbruchteilen auf jede einzelne Ebene bis hin zur obersten, bevor sich die Karte wieder schließt.
„Und zu guter Letzt habe ich jeden von euch ein kleines Geschenk hinterlassen. Seht bitte selbst."
Um Lucifer herum öffnen alle Spieler ihre Inventare.
Er tut es Ihnen gleich, auch wenn er schon eine leise Vorahnung hat was gleich passieren wird. Aus seinem Inventar holt er den Spiegeln und schaut sich seinen eigenen Spielecharakter an.
Ohne Vorwarnung beginnen die Spieler um ihn herum zu Leuchten, einer nach dem anderen. Auch Lucifer bleibt nicht verschont, bis schließlich der gesamte Platzt erleuchtet.
Als er wieder klar sehen konnte Blick er wieder in den Spiegel, auch wenn er sich ein wenig komisch fühlt. Sofort erkennt er dann aber sein eigenes Gesicht mit den trostlosen dunklen Augen und dem kurzen schwarzen Haar. Auch erkennt er, das er seine reale Größe erhalten hat. Nur die Kleidung ist die selbe geblieben. „Die Sensoren im NerveGear und das Kalibrieren." nuschelt er vor sich hin und erkennt auch seine reale Stimme.
Nach einer kurzen Zeit, in der jeder Spieler sich an seinen realen Körper im Spiel gewöhnen kann, fährt Kayaba fort. „Ihr fragt euch sicherlich alle eine Sache: Wieso? Wieso würde Akihiko Kayaba, der Erfinder von Sword Art Online und dem NerveGear dass tun. Mein Ziel habe ich bereits erreicht." Kayaba breitet seine Arme aus. „Ich wollte meine eigene Welt schaffen und bewundern. Aus diesem Grund habe ich SAO kreiert und nun sind alle meine Wünsche endlich in Erfüllung gegangen."
Lucifer hat in sich das Gefühl, das dies nicht alle Gründe Kayabas waren. Die anderen will er aber auch noch selber in Erfahrung bringen.
„Hiermit endet das Tutorial zum offiziellen Start von Sword Art Online. Ich wünsche allen Spielern viel Glück."
Augenblicklich löst sich Kayaba nach und nach in einen schwarzen Rauch auf. Sobald er er komplett verschwunden war, wurde auch der Himmel von seinen bedrohlichen Rot wieder zu einem goldenen Abendhimmel.
Stille herrscht auf dem Platzt. Niemand will vor Schock auch nur einen Mucks machen.
Erst als Lucifer sich auf dem Absatz umdreht hört er die Stimme eines kleinen Mädchens schreien.
Als dieser verstummte begannen alle andern Spieler aufzuschreien. „Wir machen das nicht mit!" und „Lasst uns hier raus!" sind nur ein paar der häufigsten Rufe.
Unbeabsichtigt stößt Lucifer gegen ein Mädchen mit langen schneeweißen Haaren zusammen. Sie ruft hingegen zu den anderen aber nichts und bleibt still. Zudem scheint der Stoß sie wachgerüttelt zu haben.
Lucifer entschuldigt sich kurz, bevor er an ihr vorbei und weiter in Richtung Westen geht, ihren Blick in seinem Nacken spürend.

Am Himmel scheinen die ersten Sterne, als Lucifer geradewegs durch den westlichen Ausgang die Stadt verlässt. Vor ihn nicht als ein Trampelpfad und endlose Weiten an Wiese.
Er wollte schon wortlos weiter lauf, als er einen kräftigen Schlag in den Rücken bekommt und ein paar seiner Lebenspunkte abgezogen werden. „Warum!" ertönte eine raue Stimme, die dennoch erkennbar zu einem Mädchen gehört. Ohne sich zu bewegen oder ihr eine Antwort zu geben steht Lucifer da. Erneut fragt sie „Warum?"  „Ich weiß es nicht."
Sein Aufspürskill aktiviert sich urplötzlich und Lucifer  weicht einem Schlag des Mädchens aus.
Vor ihn steht ein kleines und flink aussehendes Mädchen mit kastanienbraunem, lockigem Haar. An ihrer linken Hüfte hängt ein Paar von Krallen, wodurch er sie erkannte.
„Warum habt ihr dieses Death-Game gestartet? Wollt ihr uns alle umbringen?!" Völlig wütend holt Argo erneut aus, Lucifer weicht ihr aber nicht aus und lässt sich treffen. Ohne zu zucken spürt er den starken Schlag in seiner Hüfte, der ihn ein wenig zur Seite Schleudert. Erneut fällt der Balken mit seinen Lebenspunkten ein wenig.
„Ich weiß es nicht." Er schaut Argo tief in die braunen, leicht traurig wirkenden Augen, während sie zurück in Lucifers trostlose dunkle Augen schaut.
„Ich verstehe es, wenn du mich hier und jetzt zu Tode prügeln willst. Ich kann es nach vollziehen warum, deshalb werde ich mich auch nicht wehren."
Argo schüttelt sich den Kopf, um sich den Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. „Gib mir einfach eine Antwort, warum ihr uns hier eingesperrt habt."
„Ich weiß es nicht. Die anderen haben mich in dem Punkt nicht mit eingeweiht." Lucifer ballt erneut seine Hand zu einer Faust und schaut auf sie herab. Zugleich verändert sich seine Stimme zu einem anderen Tonfall. „Du weißt nicht wie schuldig ich mich für all dies fühle."  Für einen kurzes Atmen unterbricht er sich selber. „Ich hätte all dies verhindern können, wenn ich nur richtig aufgepasst hätte." Langsam schaut Lucifer wieder zu Argo auf und ihm wird ihre etwas kleinerr Größe bewusst. „Jetzt kann ich es aber auch nicht mehr ändern. Sie haben mir meinen Rang als Gamemaster abgenommen." Ein schiefes Lächeln erscheint auf Lucifers Gesicht. „Für all das werde ich sie töten, auch wenn es mir nicht leicht fallen wird."
„Sie werden darauf aber gewappnet sein, Silence." wirft Argo darauf, leicht weinerlich ein. Diesesmal schüttelt Lucifer mit dem Kopf. „Sie denken alle Silence hat sich selber das Leben genommen." beginnt Lucifer ihr die Situation mit einer leicht freundlichen Stimme und in der dritten Person zu erklären.  Zugleich öffnet er die Optionen im Menü um zugleich seinen Namen zu ändern. „Nenn mich einfach Lucifer, mein echter Name."
Leicht verwundert fasst Argo sich wieder und nickt.
„Ich werde mein Aussehen komplett verändern müssen, auch wenn nur Kayaba es kennt."
Lucifer dreht sich wieder um und schaut in den Nacht Himmel. Erneut erscheint das leichte Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich hoffe du verzeihst mir, auch wenn ich eine Menge Menschen töten werde."
Er wirft seinen Blick über die Schulter zu Argo. „Ich werde dir ab und an mal Informationen über Bosse und Events zukommen lassen, die kannst du dann sicherlich für gutes Geld an den Mann bringen."
Er Atmet noch ein mal tief durch und wendet sich wieder den endlosen Weiten zu, kurz bevor er los geht und Argo alleine zurück lässt.
„Versprich mir das du nicht sterben wirst!" ruft sie ihm hinterher, als sie auf die Knie sinkt. „Natürlich! Ich muss dir schließlich noch ein Essen spendieren!" antworte Lucifer, als er in der Ferne die ersten Wölfe erblickt und seine eigenen Krallen anlegt.
Sein erstes Ziel hat er auch schon im Kopf: Auf der zweiten Ebene seine eigens erschaffene KI abholen.

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