Wie im Traum

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Langsame Schritte nähern sich Lucifer, der seine Beine über der Klippe baumeln lässt. Fenrir liegt neben ihm und blickt über den Rand zu den ganzen Spitzen Felsen hunderte Meter unter ihnen.
Nur ein einzelner Pfad, der zwischen dichten Wald hervor kommt, führt zu ihnen.
„Ich habe alles genau durchdacht." kommt es von Lucifer. „Ich wollte aber nicht das du her kommst." Mit einem besorgten Lächeln auf dem Gesicht dreht er sich um und schaut zu Argo. Sie erwidert das selbe Lächeln und geht die letzten Schritte auf ihn zu und schlingt ihre Arme um ihn,
„Eigentlich hatte ich den dreien unten gesagt, das sie niemanden außer Duke und White zu mir lassen sollen." „Ist mir egal." ihr Besorgnis und Freude sind nicht überhörbar in ihrer Stimme. „Ich wollte nur noch mal deine Wärme spüren."
Lucifer gibt ein leichtes Glucksen von sich. „Eigentlich gibt es keine wirkliche Körperwärme in dem Spiel hier. Ich selber würde es bei mir auch eher als Kälte einstufen bei den ganzen Morden." Er streicht mit seinen Fingern durch Argos kastanienbraunes Haar. „Ich freue mich aber auch dich zu sehen."
Einige Sekunden umarmen sich beide ohne auch nur ein Wort zu sagen, während Fenrir ihnen zusieht.
Argo löst sich schließlich ein wenig aus Lucifers Griff und schaut ihm in die Augen. „Ich würde ja jetzt gerne sagen, lass uns einfach für immer hier Leben, doch dann wäre unser Ende unvermeidbar." gibt Argo ihren Wunsch preis und erhält ein zustimmendes Nicken. „Ich würde sagen, verschwinde bis der Kampf vorbei ist, doch dafür ist es auch schon zu spät." erwidert Lucifer und Blickt in Richtung des Pfades, wo die weiße Rüstung von Duke sich nähert, White im Schlepptau.
Fenrir erhebt sich auch schon aus seiner Ruheposition und fletscht die Zähne.
Sachte schiebt Lucifer Argo beiseite und holt aus seinem Inventar die Krallen heraus. „Argo, würdest du bitte White beiseite nehmen und ihr alles Erklären." bittet er Argo. Ohne Worte stimmt sie zu und geht ein paar Schritte zurück in Richtung Klippe.
„Da ist ja auch die fünfte Person von der ich geredet habe!" brüllt Duke schadenfroh, als direkt hinter ihm Kampfgebrüll ertönt. Lucifer gibt als Antwort erneut ein Lächeln von sich.
Erneut verwundert ruft White: „Was machst du hier Argo." Argo lässt sich ihre Gefühle von Gerede eben nicht anmerken. „Ich bin wohl die fünfte Person, von der Duke gesprochen hat. Doch wir sind nicht dein Feind!"
Lucifer legt sich seine Krallen an, während Duke sein Schwert zieht und den Schild vom Rücken nimmt.
Argo signalisiert White mit einem Kopfnicken, das sie sich außerhalb des Kampfes unterhalten will. Dafür stellen sie sich neben die Klippe, als die anderen beiden beginnen auf einander zu zu stürmen.
Lucifer weicht den ersten seitlichen Hieb mit einem Sprung zurück, womit er erstmal etwas Abstand zwischen sie bringt.
„Wieso hilfst du ihn, Argo?" White nimmt kein Blatt vor den Mund. „Weil er nicht so ist. Er tötet keine Menschen, die nicht sterben müssen. Er hilft ihnen sogar eher mit Informationen. Von ihm habe ich alle Infos bekommen über Events." Argos stimme klingt Trocken wie immer, die Besorgnis um Lucifer nicht zu erkennen.
Dukes nächster Angriff wird mit der Rückseite der Krallen geblockt. Sofort startet Lucifer einen Gegenangriff, der aber von Dukes Schild verhindert wird.
„Lucifer ist noch immer einer der Schuldigen, wegen denen wir hier gefangen sind. Er hat es selber zugegeben, das er unschuldige wie Mariko umgebracht hat." Zorn bebt in Whites Stimme. „Mariko, Duke und Nero sind die Gamemaster." kontert Argo das Argument und erhält ungläubige Blicke von White.
Fenrir springt aus Dukes Totem Winkel auf seine Beute zu, beißt sich kurz in der Schulter fest, wird aber schnell wieder abgeschüttelt. Lucifer nutzt den Moment der Unachtsamkeit von Duke und rammt seine Schulter gegen das Schild von Duke, was sofort nach gibt und zur Seite schwenkt.
„Lucifer hat aber selber zugegeben das er ein Gamemaster..." Argo unterbricht sie. „Er war mal ein Gamemaster in der Beta. Da hat er euch wohl belogen um euch zu schützen. Auch mich hatte er weg geschickt für die letzten paar Monate. Ich habe ihn gerade zum ersten mal wieder gesehen." White beginnt langsam zu verstehen, was für ein Spiel Lucifer spielt.
„Welchen Grund hat er aber die anderen Gamemaster zu erledigen? Er verschwendet doch nur Zeit, in denen er die Ebenenbosse besiegen und SAO beenden könnte."
Duke zieht einen Heiltrank aus einer Halterung um Gürtel, als er ein paar Sekunden ruhe hat. Der Schweiß steht ihm auf der Stirn geschrieben, da Lucifer starken Druck ausübt.
„Lucifer tötet die Gamemaster, da wir so schneller hier raus kommen. Ein Sicherheitssystem logt alle Spieler aus, sobald kein Gamemaster mehr online ist. Leider zählt aber auch Kayaba dazu, der sich noch versteckt hält. Vermutlich spielt aber auch noch etwas Rache mit, da sie versucht haben Lucifer in einem Hinterhalt umzubringen, ohne Erfolg."
Lucifer gleitet zwischen Dukes Beine hindurch und schlitzt ein wenig die Panzerung dort auf, bevor er wieder einen Sprung zur Abstandsgewinnung macht und auch Fenrirs nächsten Angriff wartet.
White blickt besorgt in Richtung des Pfades, an dessen Ende Nori um Kampf ist. „Was ist mit den dreien dort unten?" „Sie sind bekannte von Lucifer aus dem Reallife. Sie sollen aber nur Zeit für Lucifer gewinnen." White versteht den Plan und rennt in die Richtung des anderen Kampfes.
„Lucifer du bekommst so viel Zeit wie du brauchst!" ruft White ihm zu. Lucifer lacht darauf hin laut. „Der Kampf hier ist schon längst entschieden!" brüllt er zurück und pariert mit beiden Krallen den Schwerthieb von Duke.
Argo bleibt wie angewurzelt stehen und verfolgt das Kampfgeschehen.
Fenrir springt erneut auf Dukes Rücken zu, diesmal wird er aber durch das Schild weg geschleudert. Lucifer nutzt es aus und wirft ein Paar Wurfspieße, darunter auch den zwischen seinen Lippen. Der Schild wird aber noch rechtzeitig herum gerissen und Duke kauert sich dahinter.
Aus einer Tasche des Mantels holte er etwas neues heraus und klemmt es sich in den Mund, bevor er erneut auf Duke zustürmt. Ein paar Spieße wirft Lucifer noch, damit Duke sich weiterhin hinter seinem Schild verkriecht. Kurz vor der weiß glänzenden Wand springt er über Duke und gräbt alle sechs Klingen der beiden Krallen zwischen Dukes Schultern und Hals. Dukes Reaktion hingegen war das erheben seines Einhänders, dessen Spitze aus Lucifers rücken wieder heraus kommt.
Beide Anzeigen der Lebenspunkte fallen stark ab. Dukes fallen durch den Tödlichen treffen von Lucifer auf Null, Lucifers bleiben auf Eins stehen.
Die Flasche des Heiltranks zerspringt zwischen Lucifers Lippen und ein siegreiches Lachen entfleucht ihm. „Sayōnara, Duke!" lacht Lucifer, während er durch das Schwert in der Luft über seinem Opfer gehalten wird.
Mit einem schmerzerfülltem Stöhnen lächelt Duke zu Lucifer hinauf. „Nicht ohne ein Abschiedsgeschenk."
Schlagartig beginnt Lucifers Herz wie wild zu Schlagen. Während allen seiner Kämpfe hatte er noch nie so einem Puls gehabt. Er fühlt sich, als würde alle Hautfarbe von ihm verblassen.
Duke hebt mit letzter Kraft sein Schild und holt aus.
Trotz Schockstarre versucht Lucifer nach dem Schild zu greifen, verfehlt aber mit den Fingern unter den Krallen.
Wie in Zeitlupe fliegt das Schild auf die Klippe zu, das spitze Ende voraus. Lucifer versucht noch immer nach dem Objekt zu greifen, dass sich immer weiter von ihm entfernt.
Ein Lufthauch lässt Blätter der Bäume an ihm vorbei wehen, zusammen mit den Scherben, die Duke hinterlassen hat bei seinem Sterben.
Argo bewegt sich kein Meter aus Schock. Trotzdem bildet sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln, das sie Lucifer schenkt. Im selben Moment wünscht sich Lucifer ihr Lächeln für immer sehen zu können.
Erfolglos.
Argos Lächeln verschwindet hinter der Klippe, zusammen mit ihr.
Irgend eine Stimme sagt zu Lucifer auf einmal: „Es ist 14:55 am 7. November. Das Spiel wurde beendet."

Lucifers Sicht verschwimmt im weißen Licht.

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