Geständnis

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Beim öffnen seiner Augen fühlt sich Lucifer putzmunter. Sein Blick ist noch immer gegen die Wand gerichtet.  Nachdem er sich kurz gestreckt hat, öffnet er sein Inventar um auf die Uhr zu schauen: 4:35.
Um aus dem Bett zu kommen dreht er sich auf die andere Seite und blickt auf die in der Dunkelheit schlafende Argo. Schlagartig schießt der vorherige Abend wieder durch sein Kopf. Bedacht Argo nicht zu wecken schiebt er sich am Fußende vom Bett und tritt dabei fast auf Fenrir, der es sich dort bequem gemacht hat. Lucifer beugt sich zu Fenrir herab und flüstert zu ihm: „Weck Argo um zehn vor fünf. Die zeit sollte reichen damit sie sich fertig machen kann." Fenrir antwortet nur mit einem Schwanzzucken.
Leise holt er den Wurfspieß vom Nachttisch und legt ihn sich zwischen die Lippen, dabei erhascht er einen Blick auf Argos nackten Rücken, der nicht durch die Decke bedeckt ist.
Nach dem flotten Umziehen schnappt Lucifer sich noch sein Mantel im Vorbeigehen vom Schrank und verschwindet durch die Tür.

Eine wütende Argos stapft mit müden Augen auf Lucifer zu, der es sich auf dem menschenleeren Teleportplatz bequem gemacht hat. Direkt hinter ihr tippelt Fenrir her.
„Dein Köter ist unmöglich!" brüllt sie Lucifer fast an, der sich ein Grinsen verkneifen muss. „Ich habe ihm ja auch nicht gesagt wie er dich wecken soll."
Lucifer springt aus seiner Position auf und wirft Argo ein Stück trockenes Brot zu. Unsicher fängt sie das Stück. „Essen kannst du dann auf dem Weg." sagt er und stellt sich auf dem Teleporter. „Ich warte dann mal wieder auf Ebene 20 auf dich." Blitzschnell springt Fenrir an der verwunderten Argo vorbei und stellt sich zu Lucifer, bevor dieser sich in einer Art blauen Flamme weg teleportiert.
Argo Blick auf die leere Stelle. Einige Sekunden bleibt sie regungslos auf ihrer Stelle stehen, bis sie schließlich bemerkt was gerade passiert ist. Langsam zerdrückt sie das Brot in ihrer Hand und beißt die Zähne zusammen. „Du ... bist ... ein ... Idiot!" faucht sie ihm hinterher und folgt ihm über dem Teleporter.

Als Argo schließlich auch auf Ebene 20 ankommt, steht Lucifer schon mit zwei gesattelten Pferden vor ihr auf dem sonst leeren Platz. In den Gebäuden, welche in einem mittelalterlich europäischen Style gebaut sind, um den Platz herum brennen keine Lichter.
„Wie hast ..." beginnt Argo leicht zu stammeln und zeigt auf die Pferde. „Ich weiß wo eine Stallung hier ist. Daher ging das schnell." Lucifer drückt ihr von einem der beiden Pferde die Zügel in die Hände und springt auf sein eigenes auf. „Ich will aus der Stadt raus sein, bevor die ersten Leute auf den Straßen sind. Spuren verwischen und so, weißt ja."
Um seiner Aussage folge zu leisten klettert Argo auf ihr Pferd und folgt Lucifer wortlos aus der Stadt heraus.

Ihr Weg führt sie mehrere Stunden über ebene Flächen mit ein paar Wäldern, bis sie schließlich die ersten höheren Hügel und schließlich Berge zu Gesicht bekommen.
Fenrir trabt gemütlich neben den Pferden her, während die beiden Reiter seit dem Verlassen der Stadt kein Wort mit einander gesprochen haben.
Einige Wolken ziehen über ihnen her und verdecken immer wieder mal kurz die Sonne, bevor sie ihnen wieder ins Gesicht Scheint.
„Du gehst mir aus dem Weg!" bricht es schließlich aus Argo heraus. „Was?" fragt Lucifer noch mal nach, wobei er Argo nicht mal eines Blickes würdigt. Argo hingegen schaut auf den Spieß zwischen seinen Lippe. „Du gehst mir aus dem Weg!" wiederholt sie sich mit einem leicht verärgertem Unterton. „Tu ich nicht!" meint er.
Argo bemerkt wie sein Spieß leicht anfängt zu wackeln. „Wieso hast du dann nicht auf mich gewartet, damit wir gemeinsam die Pferde besorgen können?" wirft sie ihm vor und sein Spieß wackelt ein wenig stärker, dennoch achtet er weiterhin nur auf den Weg. „Damit wir ein wenig Zeit sparen." redet er sich heraus. „Und was war der Grund warum wir nicht zusammen das Gasthaus verlassen haben?" Wieder verstärkt sich das Wackeln des Spießes in Lucifers Mund. „Da ich uns noch was zu essen besorgt habe, als Verpflegung für den weg." gibt er diesmal als Begründung.
Argo atmet einmal tief durch, als ihr Pferd über einen umgefallenen Baumstumpf steigt. „Und warum..." fängt sie mit einer leicht traurigen Unterton an „ warum hast dann nicht du mich wenigstens geweckt?"
Argo bemerkt den plötzlichen Stillstand des Spießes. Lucifer weiß auch, das Argo sich mit einem einfachen „Ich wollte dich länger schlafen lassen" nicht zufrieden geben wird.
Er bleibt stumm mit dem Blick nach vorne gerichtet.
Argo wendet nach einigen Sekunden auch ihren Blick von ihm ab und schaut betrübt gegen die Mähne ihres Reittieres.
„Damals bist du direkt Informationssuchend auf dem Marktplatz herumgerannt und hast versucht aus jedem Informationen heraus zu quetschen." beginnt Lucifer zu Lachen und nimmt seinen Spieß aus dem Mund. „Du hast direkt am ersten Tag der Beta versucht die Informationen die du ergattert hast zu verkaufen. Ich hatte dich den ganzen Tag beobachtet.
Am darauf folgenden Tag hast du das selbe noch einmal versucht und ich bin schließlich auf dich zu gegangen."
„Du hast mir ein paar zu viele Informationen gegeben, wodurch ich schon nach ein paar Tagen gemerkt habe, das du ein Gamemaster sein musstest." fährt Argo fort, wobei sich ihr Tonfall nicht großartig verändert hat. „Jeden neuen Tag habe ich dich dann aufgesucht und wir sind zusammen Leveln gegangen. Nebenbei hast du mir dann immer wieder Informationen zugesteckt." Lucifer nickt leicht und erinnert sich selber an ihren damaligen Kampfstil zurück. „Wir lachten damals zusammen noch über die Fehler des jeweiligen anderen. Das führte natürlich das wir uns als Spieler näher kamen." Lucifers wird vom freundlichen auf einmal ernst. „Das änderte sich aber schnell als dieses Spiel Realität wurde. Doch da es aber irgendwie immer noch ein Spiel ist lässt mich das Töten kalt. Ich weiß das man wirklich stirbt, deshalb will ich, das so viele Spieler wie möglich hier wieder raus kommen!" Lucifers Stimme ändert sich erneut, dieses mal zu einem sehnsüchtigen. „Vor allem will ich, dass mir wichtige Personen dieses Spiel verlassen können." ruckartig schaut Argo zu Lucifer und ihre Blicke treffen sich.
Über Argos Gesicht fließt etwas in der Sonne glitzerndes, als sie die Erkenntnis in Lucifers Worten trifft.

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