Ein Essen für Zwei

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Lucifers Augen folgen dem zittern der Kerzenflamme. Der Raum wird von Wohlgerüchen des Essens durchflutet. Den Kopf stützt er auf den Armen ab, den Blick wendet er aber nicht von der Flamme weg. Die leise Musik im Hintergrund der Gespräche ist noch deutlich zu vernehmen.
An ihm geht jemand vorbei und setzt sich ihm gegenüber auf die Bank. Mit der linken Hand nimmt Lucifer seinen Spieß aus dem Mund und legt ihn bei Seite, den Blick richtet er gleichzeitig auf Argo.
„Hast dich ja mal fein gemacht." lächelt er sie an.
Anstelle ihrer normalen Ganzkörperrüstung, den Mantels und den eintönigen Stiefeln hat sie ein schwarz-grünes und ärmelloses Top an, das zudem den Bauch frei lässt. Darüber hat sie eine braune Jacke deren weite Ärmel zwei geteilt sind und erst am Ende wieder zusammen kommen. Einen ähnlichen Aufbau hat ihre beige Hose, die an den äußeren Stellen der Beine offen ist. Die Öffnung ist mit hellgrünen Stoffbändern versehen. Ihre Stiefel sind gerade mal knöchelhoch und besitzen einen kleinen einen weißen Absatz.
Argo erwidert das Lächeln. „Du hast dich für unser Treffen, oder wie ich es lieber nennen würde, für unser Date auch etwas her gerichtet."
Lucifer selber hat sich eine einfache rote Jacke geschnappt und über sie über ein Schwarzes Shirt gezogen. Unten herum trägt er eine schwarze Hose und auch schwarze knöchelhohe Stiefel.
„Nicht so sehr wie du." merkt Lucifer an.
„Du zahlst?" kommt sofort die Frage von Argo. „Ich muss doch die Wettschulden bei dir abbezahlen. Aber wehe ich gehe wegen dir Bankrott!" warnt Lucifer sie vor. Argo pfeift Lächelnd „Doch nicht wegen mir." und nimmt die Speisekarte zum bestellen.
„Wie kommt es eigentlich, dass du dich an diese Schulden erinnerst?"
Lucifer nimmt seinen Spieß zwischen den Zeige- und Mittelfinger wie eine Zigarette. „Als ich vor vierzehn Tagen Nero ausgeschaltet habe, habe ich mich daran zurück erinnert, sowohl an den ganzen Hass, den ich durch sie bekommen habe, als auch an alles was mir noch geblieben ist." Lucifer lacht leise „Leider auch an die Schulden bei dir. Ich hätte sie lieber im Reallife zurück gezahlt. Am besten noch in Agils Café, von dem er mir mal erzählt hat." grinst Lucifer beim Gedanken.  „Das hätte mir vermutlich auch mehr gefallen, doch so ist es für mich auch OK." lächelt Argo, legt den Kopf auf die Hände und schaut interessiert zu Lucifer. „Wo du gerade Nero erwähnt hast: Duke kam vor drei Tagen zu White und hat ihn schon als Tot gemeldet und nicht nur als verschollen, wie er es bei Mariko getan hat." Argo wird kurz ernst und bekommt nur ein Nicken als Antwort. „Das war von ihm zu erwarten. Er beginnt den Braten zu wittern, doch er weiß noch nicht wer ihn kocht. Lass uns aber nur für heute Abend mal die Sachen vergessen.
Was glaubst du, denken deine Eltern über dich?" versucht Lucifer das Thema zu wechseln, verflucht sich selber aber sofort dafür.
„Ehrlich gesagt sind mir die beiden Egal." beginnt Argo. „Mein Vater muss immer in Überstunden arbeiten und meine Mutter ist immer wo anders. Ihre Frust haben sie immer an mir dann ausgelassen, wodurch ich so schnell wie möglich versuche eine Menge an Geld zu machen und von ihnen weg zu kommen. Wie sieht es bei dir aus?"
Lucifer ist über Argos Familie nicht verwundert. „Da hat es dich besser erwischt als mich. Ich kenne meine noch nicht einmal. Meine Eltern hatten Schulden bei einer Mafia und als die ihr Geld zurück haben wollten haben sie einfach mich abgegeben. Natürlich war ich da noch ein Kleinkind. Irgendwann mit zwölf haben die bei der Mafia begonnen mir das Hacken und Programmieren beizubringen. Meine Programme waren sehr gut, also haben sie die auf dem Schwarzmarkt verkauft. Mit vierzehn haben die mich zu zwei Geschwistern gebracht, Yuuki und Miku, denen hat man dann den Verkauf auf dem Schwarzmarkt beigebracht. Ran kam kurz darauf als Leibwächter hinzu. Sie war zwar ein Jahr  älter als wir drei, doch alle haben mich als Anführer unseres Teils gesehen. Ein Monat vor dem Start der Beta von SAO habe ich beim Hacken einen Fehler gemacht und wurde dabei von Kayaba entdeckt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon in der Mafia den Spitznamen Silence inne. Meine Hacks und Programme dafür wurden meist erst Tage nach dem eigentlichen Ereignis entdeckt.
Jedenfalls hat Kayaba von dem Informieren der Polizei abgesehen und mir stattdessen angeboten mit an SAO zu arbeiten. Bezahlt wurde ich auch noch von ihm." Lucifer setzt ein Lächeln auf, was schnell schief wurde, und lehnt sich zurück.
Argo hingegen beginnt laut zu Lachen. „Eigentlich wollte ich ja nur erfahren was deine Eltern von dir denken. Aber ein Leben für die Mafia ist auch gut." Argo lehnt sich weiter zu Lucifer vor. „Immerhin ist für deine Zukunft nach SAO gesorgt. Bei mir wird es unklar."
Schlagartig beginnt Lucifers Kopf zu Pochen, als die Erinnerung von dem Traum zurück kommt. „Mal sehen, vielleicht kann ich ja was machen." Lacht Lucifer, mit dem Versuch sich die Sorgen nicht anmerken zu lassen.

Lucifer hält Argo die Tür beim Verlassen des Restaurants auf. „Der Abend war schön mit dir Lucifer." gibt Argo zu und blickt ihm tief in die Augen, während sie die menschenleere Straße hinab gehen
„Kann ich nur erwidern."
Vor einer Gasse bleibt Lucifer urplötzlich stehen und schaut zum Mond und den Sternen auf. Verwundet blickt Argo ihn an. „Was ist los?"
Erst nach einigen Sekunden antwortet Lucifer seelenruhig. „Die Gedanken an das Morden verlassen mich nicht. Mir ist auch klar, das mich nur noch ein Schritt von dem völligen Wahnsinn trennt." Lucifer setzt ein Lächeln auf, das Argo so von ihm noch nicht gesehen hat. Im Gegensatz zu allen anderen Lächeln von Lucifer besitzt es weder falsche Aspekte noch zeugt es von Wahnsinn oder Genugtuung. „Einfach nur ... nur schön." denkt sie sich. „Ich habe eine Bitte an dich Argo." „Welche?" Lucifer schaut zu ihr und beiden wird ihr Größenunterschied mal wieder klar.
„Ich würde mit dir gerne irgendwann die echten Sterne ansehen, deshalb..." Lucifer fallen die letzten Worte etwas schwer. „Deshalb halte dich von mir fern bis ich SAO beendet habe."
Argos Lächeln weicht Entsetzten. „Ich möchte dich nicht in meine gefahren mit rein ziehen. Die Gefahren, die du als Informantin eingehst sind schon mit die größten in SAO. Meine sind aber noch größer."
Lucifer holt aus seiner Hosentasche seinen Spieß und legt ihn sich zögernd zwischen die Lippen. Langsam dreht er sich zur Gasse, schenkt Argo aber kein einzigstes Mal mehr seinen Blick. Sie soll seine Trauer darüber nicht bemerken. Er versucht diese erfolgreich in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Wenn Sword Art Online vorbei ist, werde ich dich im Reallife finden, sei es, dass ich wieder in den illegalen Bereich eintauchen muss dafür. Bis dahin Lebe wohl."
Langsam setzt er einen Schritt nach dem anderen in Richtung der Gasse.
Argo läuft eine Träne über die Wange, das Schluchzen verkneift sie sich jedoch. „Maizono!" ruft sie ihm hinterher.
Überrascht hält er inne und blickt zu ihr zurück. „Mitsuha Maizono." wiederholt sie, die Trauer sowohl in der Stimme als auch im Gesicht nicht zu verkennen. „Das ist mein Name. Ich kenne ja schließlich auch deinen." Auf Lucifers Gesicht bildet sich ein belustigtes, aber verkrampftes Lächeln. „Du hast Mut, deinen Namen so auf der Straße heraus zu brüllen, Maizono." „Nenne mich bitte beim Vornamen, Lucifer. Ich tue es ja auch." trotz Bemühungen das Lächeln zu erwidern gelingt es Argo nicht. „Mitsuha, eigentlich besitze ich keinen Namen. Man nannte mich nur Lucifer weil ich immer Probleme gemacht habe. Seitdem heiße ich offiziell Lucifer Enoshima." Lucifer wendet sich wieder der Gasse zu.
„Man sieht sich dann wieder im Reallife." verabschiedet sich Lucifer und verschwindet schnell in der Dunkelheit der Gasse. Nur eine trauernde Argo ist zurück geblieben.

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