Besser -Scorbus

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Verdammt. Nicht schon wieder. Nicht jetzt, nicht heute, am besten einfach gar nicht. Aber trotzdem war es da. Dieses Kribbeln, wenn Albus ihm nahe war, das Herzklopfen, wenn er ihn sah, und die Nervosität, mit der Scorpius in letzter Zeit zu kämpfen hatte, wenn er die Hand seines besten Freundes zufällig berührte. Diese Gefühle... sie sollten nicht da sein. Scorpius ahnte, wie sein Vater regieren würde, wenn er davon erfuhr. Sein Sohn, verliebt in Albus Severus Potter. Das würde ihm nicht gefallen, ganz und gar nicht. Nicht nur, dass Al ein Potter war, das Kind seines Schulfeindes, nein, zu allem Überfluss war er auch noch ein Junge. Traditionell hatten Familien wie die Malfoys keine positive Meinung gegenüber Homosexualität, schon gar nicht, weil Scorpius auch noch Einzelkind war. Der einzige, der die Familie fortführen konnte.

Dass seine Mutter nicht mehr unter uns weilte, machte all das auch nicht gerade besser. Er vermisste sie schrecklich, jeden Tag, doch Scorpius lebte weiter. Auch sein Vater war darüber hinweg gekommen, nach langer Zeit zwar und er weinte abends gelegentlich noch um sie, aber immerhin.

Mal ganz davon abgesehen, dass Draco Probleme damit haben könnte, dass sein Sohn schwul war, war auch die Tatsache hinderlich, dass Al vielleicht nicht dasselbe empfand. Und das war es, was Scorpius am meisten verunsicherte.

"Scorp. Scorp? Scorp!"

Als Stimme klang wie Musik in seinen Ohren. Und überhaupt gab es an ihm nichts auszusetzten. Natürlich, er hatte Fehler, wie jeder Mensch, aber das war in Scorpius' Augen nichts Schlechtes. Im Gegenteil, er liebte ihn dafür.

"Hallo-ho, Erde an Scorpius! Hörst du mir überhaupt zu?"

Sein bester Freund wedelte mit seiner Hand vor seiner Nase herum.

"Hm? Ja, natürlich. Ähm, ja, nein, also, nein. Nein.", antwortete Scorpius verwirrt.

Er hatte sich, wie so oft, in Albus' Augen verloren. Dieses intensive Grün, das einem unter die Haut ging. Oder war das nur bei ihm so?

Al lachte belustigt auf.

"Das ist ja mal wieder typisch! Ich sagte, dass wir vielleicht zusammen lernen könnten. Nicht in der Bibliothek, da sind mir zu viele Leute. Wie wär's mit dem leerstehenden Klassenzimmer im zweiten Stock? Da haben wir unsere Ruhe.", schlug der Potter vor.

Es mochte vielleicht nach nichts besonderem klingen, doch für Albus war es das. Seine wahre Absicht war nicht, einfach mit seinem besten Freund für die anstehenden Prüfungen zum Jahresabschluss zu lernen. Nein, Albus wollte ihm endlich seine Gefühle gestehen. Seit Monaten hatte sich alles zwischen ihm und Scorpius verändert. Platonische Gefühle waren zu romantischen geworden, aus seinem besten Freund sein Schwarm. Al hatte in dieser Zeit, in der er langsam aber sicher dahinter gekommen war, dass er sich in Scorpius verliebt hatte, viel nachgedacht. Über sich, seine Familie und Scorp natürlich. Letztendlich war er zu dem Schluss gekommen, dass es wohl das beste war, wenn er ihm erzählte wie er fühlte. Geheimnisse sollten nicht zwischen besten Freunden stehen.

"Gute Idee!", antwortete Scorpius und schenkte Albus ein strahlendes Lächeln.

Im Klassenzimmer angekommen atmete der Malfoy erst einmal tief ein. Die Luft war stickig und roch abgestanden, als ob schon längere Zeit keines der Fenster mehr geöffnet worden wäre. Ihm wurde ganz schummerig, teils aufgrund dessen, dass er beinahe erstickte, teils wegen Albus' Anwesenheit und dem nun kommenden Geständnis.

Stille breitete sich im Raum aus, nachdem der Schwarzhaarige die Tür geschlossen hatte. Keiner der beiden kam auf die Idee, das Fenster zu öffnen, sie standen nur still da und schwiegen sich an.

"Also... Eigentlich will ich nicht wirklich lernen. Ich will nur... reden. Über... eine Sache, über die ich mir in letzter Zeit viele Gedanken mache.", begann Albus.

Scorpius nickte.

"Ja... das dachte ich mir schon. Dass du etwas mit mir besprechen willst.", sprach er langsam seine Gedanken aus. "Aber bevor du etwas sagst... Lass mich etwas ausprobieren."

Mit einem Mal, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung, kam er Albus näher. Immer näher und näher, bis nur noch Zentimeter die beiden Jungen voneinander trennten. Der Atem der Slytherins ging unregelmäßig, die Nähe jagte dem Blonden einen Schauer über den Rücken. Und im Nebel seiner Gedanken gab es nur ihn, ihn und seinen besten Freund. Der Tunnelblick wollte nicht verschwinden und irgendwann, es mögen ein paar Sekunden gewesen sein, Minuten oder Stunden, hielt er es nicht mehr aus und überbrückte den letzten Abstand. Albus' Lippen waren rau, ganz anders als die weichen Scorpius', für die so manches Mädchen sich ein Bein abhacken würde. Aber die Lippen des Potters waren perfekt für den Malfoy, und andersherum war es genauso.

Und hatten die zwei nicht schon vorher ihr Zeitgefühl verloren, so war es spätestens jetzt fort. Eine unendlich lange Zeit lang standen sie hier in einem verlassenen Klassenzimmer und küssten sich, als ob sie allein im Universum wären. Dann, irgendwann, löste sich Albus.

"Und? Was ist beim Ausprobieren rausgekommen?", fragte er flüsternd.

Scorpius lächelte liebevoll, in seinen Augen spiegelte sich die Zuneigung zu seinem besten Freund wider. Oder war er jetzt sein fester Freund?

"Ich... Ich würde sagen, dass ich dich liebe.", antwortete er schüchtern und sah zu Boden.

"Ich liebe dich auch, Scorpius."

Der Angesprochene sah auf, aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen.

Er zog Albus wieder zu sich, um ihre Lippen erneut zu einem gefühlvollen Kuss zu vereinen, und gerade als sie langsam darin versanken, sprang die Tür auf. Sein Bruder James stand grinsend vor ihnen und blickte in die puterroten Gesichter der beiden Slytherins.

"Und, Spaß gehabt, Alli?", fragte er augenbrauenwackelnd und erntete dafür einen bösen Blick von 'Alli'.

"Klappe, James! Und wehe du erzählst irgendwem etwas! Dann bist du ein toter Mann, das kannst du mir aber glauben!", zischte er und trat drohend näher an seinen großen Bruder heran.

Doch dieser lachte nur unbeeindruckt auf.

"Jetzt habe ich aber Angst! Aber gut, ich halte dicht, versprochen. Ich bin ja kein Unmensch."

Der Blick Albus' sprach ganze Bände, zusammengefasst konnte man ihn wohl als 'Jaja, genau, kein Unmensch, dass ich nicht lache!' deuten.

Ohne ein weiteres Wort drängte er James aus dem Zimmer und knallte die Tür zu.

"Ich hasse meinen Bruder.", seufzte er und ließ sich von Scorpius in eine Umarmung ziehen. "Außerdem dachte ich, dass wir das nicht mehr machen wollten.", fügte er belustigt hinzu.

Daraufhin hob der Blonde Als Kinn an und küsste ihn vorsichtig. Als er sich wenig später löste, sah er dem Potter tief in die Augen.

"Ist das besser?"

Albus schmunzelte.

"Viel besser."

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