"Ich will, dass du es beweist." -Drarry

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"Sollten wir es ihnen nicht langsam mal sagen?", fragte Harry Draco.

"Nein... lieber nicht. Ich meine, du bist mir nicht peinlich oder so, aber sie... sie wissen nicht... sie wissen nicht, dass ich...", druckste Draco herum und spielte dabei mit einer von Harrys Haarstränen.

Der Auserwählte hatte seinen Kopf in Dracos Schoß gelegt und musterte ihn wohlwollend. Jedes Mal wenn er ihn sah, wurde ihm wieder und wieder bewusst, wie gut der Blondschopf doch aussah.

"Warte, nur dass ich das richtig verstehe... Du hast deinen Eltern noch nicht erzählt, dass du schwul bist?", fragte Harry ungläubig nach.

"Du weißt doch gar nicht wie das ist!", herrschte Draco ihn an.

Harry hatte sich aufgerichtet und sah ihn verärgert an.

"Richtig, ich weiß nicht wie das ist, seinen Eltern zu zu erzählen, dass man auf Jungs steht. Weil ich keine Eltern mehr habe, verdammt nochmal!", regte sich der Schwarzhaarige auf. "Ganz schlechtes Argument, Draco."

Der Slytherin sah betreten zu Boden.

"Tut mir leid. Ich hatte kurz vergessen, dass... naja, du weißt schon.", entschuldigte er sich.

Harry machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Schon gut. Du hast es ja nicht böse gemeint. Trotzdem musst du es deinen Eltern sagen. Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren, dass ihr Sohn endlich jemanden gefunden hat. Und wenn sie dich wirklich lieben, dann werden sie es verstehen, da bin ich mir sicher.", ermutigte er Draco lächelnd.

"Aber was, wenn sie mich dafür hassen? Sie sind Malfoys, Harry. Mein Vater ist ein Todesser."

Dracos Stimme verriet, dass er wirklich ein wenig in Panik war. Harry schmunzelte und nahm Malfoys Hand in seine.

"Du bist auch ein Malfoy, Draco. Und trotzdem bist du der wundervollste Mensch, den ich kenne.", flüsterte er beruhigend und küsste den Slytherin sanft auf die Wange. Draco wurde ein wenig rot um die Nase und lächelte selig.

"Was würde ich nur ohne dich machen, Potter.", murmelte er liebevoll und hauchte Harry einen Kuss auf die Lippen.

Die beiden konnten die Finger einfach nicht von einander lassen. Die ständige Turtelei ging ihren Freunden schon mächtig auf die Nerven, doch wann sollten sie sich sonst küssen, wenn sie nicht allein oder mit Freunden zusammen waren? Schließlich wussten nur die wichtigsten Menschen von ihrer Beziehung. Nun ja, nicht alle wichtigen Menschen, wie Harry jetzt wusste.

"Wir sagen es allen. Der ganzen Schule. Noch heute.", platzte er plötzlich heraus.

Draco drückte ihn entgeistert von sich weg.

"Sag mal, hast du jetzt Nargel im Kopf, Potter? Du bist ja nicht ganz dicht!", rief er aus und zeigte seinem Freund den Vogel.

Seine Worte verletzten Harry, doch er lächelte nur leicht.

"Bin ich dir etwa doch peinlich? Nein, Draco, hör zu. Du sagst du liebst mich, aber ich will, dass du es beweist."

Mit diesen Worten stand Harry auf und ließ einen verdutzten Draco allein zurück.

Am nächsten Morgen sah Draco schrecklich aus. Dunkle Augenringe zierten sein bleiches Gesicht, seine Körperhaltung ähnelte der einer alten Dame und nicht einmal Blaises Scherze konnten ihm ein Lächeln entlocken. Er hatte in der letzten Nacht fat durchgängig wach gelegen und über Harry nachgedacht, über ihre Beziehung und die Reaktion Lucius' auf sie. Würde er sie akzeptieren? Natürlich war er nie die Art von Mensch gewesen, der alles und jeden duldete, doch Draco hatte in seiner Kindheit dennoch Liebe von ihm und seiner Mutter Narcissa erfahren.

Und er hatte einen Entschluss gefasst: Noch heute würde er seine Liebe zu Harry Potter öffentlich machen.

Als Draco die große Halle betrat, schnellten seine Augen sofort zum Gryffindortisch, wo sein Auserwählter gerde einen Marmeladentoast verspeiste. Er sah dabei verdammt gut aus, besser als alle Veelas der Welt zusammen. Zielstrebig schritt er der Malfoy auf ihn zu. In Erwartung eines gemeinen Kommentars über Harry von Dracos Seite aus drehten sich ein paar Slytherins um und beobachteten die Szene. Der Blonde ignorierte sie einfach und tippte Harry auf die Schulter.

"Hm?", machte der nur, als er sich zu Draco umwandte und ihm tief in die hellgrauen Augen blickte.

Und ohne ein Wort zu sagen zog er den Auserwählten zu sich und legte die Lippen auf seine. Harry war zuerst wie erstarrt, doch dann erwiderte er den Kuss lächelnd und fuhr mit den Händen durch Dracos sorgsam gegelte Frisur.

In der großen Halle war es totenstill. Keiner sagte etwas, niemand wagte es auch nur das kleinste Geräusch von sich zu geben oder gar zu atmen.

Bis Dumbledore schließlich anfing, langsam zu klatschen. Der Laut schalte durch den Raum und hallte an den Wänden wider, durchbrach die eiserne Stille, in die ganz Hogwarts verfallen war.

Dann brach der Tumult los. Schüler und Schülerinnen applaudierten, riefen Dinge wie "Das gibt's doch gar nicht! Malfoy und Potter!", "Ich wusste es! Hab ich's nicht gewusst?!" oder "Deshalb war Harry in letzter Zeit voller Nargel!". Natürlich gab es auch einige Miesmacher, die dem Pärchen angeekelte Blicke zuwarfen, aber für keinen der beiden war das wichtig. Was zählte, war ganz allein, dass sie einander hatten.

Die Nachricht verbreitete sich in der Zaubererwelt wie ein Lauffeuer. Draco musste seinen Eltern nicht einmal persönlich alles beichten, denn Pansy Parkinson hatte, wie sie nun einmal war, sofort die Malfoys über die neuesten Ereignisse in Kenntnis gesetzt. Noch am selben Tag brachte eine Eule einen Brief von ihnen.

Mein lieber Draco,

Wir wissen von allem. Nicht, weil Pansy es uns geschrieben hat, sondern weil wir deine Eltern sind und dich kennen wie kein anderer. Du redest viel über Harry, weißt du. Wir ahnten schon lange, dass du ihn ein wenig mehr magst, als das bei Erzfeinden üblich ist. Und es ist in Ordnung. Denn du bist unser Sohn, und egal was dich glücklich macht, macht auch uns glücklich.

In Liebe,

Lucius und Narcissa

Draco ließ den Brief sinken. Er war kurz, doch er hatte genug erzählt. Genug, um zu wissen, dass seine Eltern alles akzeptierten.

Harry, der neben ihm saß, drückte seinem Freund einen Kuss auf die Wange.

"Siehst du? Alles halb so schlimm.", nuschelte er in Dracos Halsbeuge hinein. "Ich liebe dich, du liebst mich, alles ist gut."

"Woher weißt du, dass ich dich liebe, Potter?", neckte der Slytherin Harry schmunzelnd.

"Tu nicht so, du Idiot, ich weiß es eben einfach."

"Also gut: Ich liebe dich, Potter.", murmelte Draco und küsste ihn.

Und es kam ihm so vor, als bräuchte er weder Luft zum Atmen, noch etwas zu trinken oder zu essen, sondern einfach nur Harry. Harry und das Wissen, dass er ihn nie wieder gehen lassen würde.

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