Lyvena Lynn -George Weasley x Reader

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LYVENAS POV

Nun war es also soweit. Nach viereinhalb schlaflosen und verzweifelten Jahren würde ich endlich nach Hogwarts gehen.

Meinen Brief hatte ich bereits mit 11 erhalten, wie alle anderen auch. Trotzdem würde ich erst jetzt, mit 14, meine erste Reise in die Zauberschule antreten. Grund dafür war mein kleines Geheimnis. Es war neun Monate nach meinem elften Geburtstag geschehen. Seit ein paar Tagen erst wusste ich, dass ich eine Hexe war. Meine Eltern waren Muggel, doch als ich meinen Brief erhielt, waren sie so stolz auf mich. Im Nachhinein war dies mehr als offensichtlich, denn es war oft vorgekommen, dass ich Dinge fliegen ließ oder sich Großmutters alte Vase plötzlich auf dem Kompost befand. Da diese Dinge auch meiner acht Jahre jüngeren Schwester passiert waren, wurde uns schnell klar, dass auch sie magisch sein musste. Nun, da es nur noch ein paar Tage bis zum Schulanfang waren, war ich ganz aufgeregt. Ich würde zaubern lernen, Freunde finden, Hogwarts erkunden.

Doch in einer Nacht kam alles anders. Als ich gerade von einer Muggelfreundin nach Hause lief, der Weg führte durch ein kleines Wäldchen, riss mich plötzlich eine große, graue Gestalt auf den Boden. Durch den Aufprall wurde ich ohnmächtig und das letzte, was ich hörte, war eine kalte, raue Stimme:

"Du warst lecker, meine Kleine. Merk dir, wer ich bin."

Ich bin sicher, dass der Werwolf noch etwas sagen wollte, seinen Namen, doch den bekam ich schon nicht mehr mit. Erst Tage später erfuhr ich von einem der Heiler im St. Mungos, dass es wohl Fenrir Greyback war, der mich angefallen hatte.

Ganze vier Jahre brauchte ich, um mit meinem Werwolf-Dasein fertig zu werden. Doch nun war ich bereit. Mit Dumbledore war alles abgesprochen. Ich würde in den Vollmondnächten in der Heulenden Hütte untergebracht werden und, damit mein Verschwinden niemand bemerkte, ein Einzelzimmer bekommen. Ich verabschiedete mich von meinen Eltern und schritt durch die Absperrung zwischen den Gleisen 9 und 10. Meine Reise nach Hogwarts begann.

Im Hogwarts-Express suchte ich nach einem leeren Abteil, doch ich wurde nicht fündig. Im letzten Abteil saßen allerdings nur zwei Rotschöpfe und ein Typ mit Rastalocken. Sie sahen nett aus, also klopfte ich an und öffnete die Tür. Ich war höchst zufrieden, als allen dreien der Mund aufklappte. Ich muss sagen, ich sah schon gut aus. Lange, rotblonde Haare, graublaue Augen, weiche Züge, außerdem schlank, zwar nicht auffällig kurvig, aber das würde auch nicht zu meiner sonstigen Figur passen. Ich war zwar etwas klein, aber zumindest war Greybacks Biss nicht allzu tief gewesen, sodass nur ein paar feine Narben an meinem Hals zu sehen waren. Doch das, was wirklich alle Jungs in ihren Bann zog, waren meine vollen, weichen Lippen. Alles in allem war es höchst verwunderlich, dass diese Lippen noch nie die eines Anderen berührt hatten. Ich war bei so etwas sehr wählerisch, keine Schlampe, obwohl man das rein äußerlich betrachtet sehr wohl annehmen könnte. Doch für mein Aussehen gab es einen Grund: Meine Urgroßmutter war eine Veela gewesen, was auch meine Zauberkräfte erklärte. Erst vor ein paar Wochen hatte ich davon erfahren. Natürlich hatte sie mir nicht alles vererbt, doch ich war definitiv nicht minder schön als eine dieser, nennen wir sie mal Dorfmatratzen. Im Gegenteil, mich gab es nämlich nicht mehrmals und ich war viel interessanter attraktiv.

Allerdings musste ich sagen, dass sich auch die drei Jungs im Abteil nicht über ihr Aussehen beklagen brauchten. Besonders die beiden rothaarigen Jungs hatten es mir angetan. Mir fielen nicht nur ihre Muskeln, ihre feuerroten Haare und ihre wunderschönen, braunen  Augen auf, sondern auch, dass die Beiden praktisch identisch aussahen. Und doch meinte ich zu erkennen, dass die Augen des einen eine Spur heller waren als die des Anderen. Die drei, die sich mittlerweile wieder gefangen hatten, baten mich nun herzlich in ihr Abteil. "Hallo, du Schönheit." "Suchst du nach einem freien Platz?" Ich bejahte und setzte mich den Zwillingen gegenüber. "Ich bin Fred und das ist..." "...George. Schön dich kennenzulernen.", beendete der mit den helleren Augen. Der dritte Junge stellte sich als Lee Jordan vor und wir drei unterhielten uns über Gott und die Welt. Wir konnten zusammen lachen und ich beantwortete ihnen jede Frage. Bis George fragte, warum ich jetzt erst nach Hogwarts kam. "Es tut mir leid, aber das kann ich dir nicht sagen.". Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. Das war etwas, was ich niemandem hier erzählen würde.
Als wir in Hogsmeade ankamen, stieg ich mit Fred, George und Lee in eine der Kutschen. Mittlerweile war die Stimmung wieder entspannt und als ich von den Plänen der Freunde hörte, in diesem Jahr der ganzen Schule Streiche zu spielen, wurde ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebte es, Leute zu veräppeln, schon als kleines Kind, auch wenn die Sache mit Omas Vase nicht gerade eine Meisterleistung war. In Null Komma Nichts waren wir angekommen und ich muss zugeben, als wir die große Halle betraten zitterte ich schon ein wenig. Immerhin würde ich gleich in ein Haus eingeteilt werden und ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, wie Fred und George nach Gryffindor zu kommen. Mit schlotternden Knien wartete ich darauf, dass jemand mich aufrief. Und tatsächlich, ich musste nicht lange warten, da verkündete Dumbledore: "Doch zu allererst möchte ich Lyvena Lynn begrüßen. Sie wird direkt in das vierte Jahr kommen und ich hoffe, dass ihr euch gut mit ihr versteht." Nun war es an der Zeit, vorzutreten. Ich fasste mir ein Herz und stand langsam auf. Mit klopfendem Herzen setzte ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen und als ich angekommen war, fiel alle Anspannung von mir ab. So kannte ich es, denn normalerweise war ich ziemlich selbstbewusst und genoss es, im Mittelpunkt zu stehen. Mit einem selbstsicheren Lächeln setzte ich mich und bevor der Hut mir über die Augen rutschte, erhaschte ich einen Blick auf Fred, George und Lee, die mich gespannt ansahen, und eine Menge Jungs aus allen Häusern, die die gleiche Reaktion zeigten, wie die drei Jungs bei unserer Begegnung im Hogwartsexpress. Dann hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. "Ah, Lyvena Lynn. Ich hatte schon nicht mehr mit dir gerechnet. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich deine Urgroßmutter in ein Haus eingeteilt habe. Ein heller Kopf, keine Frage, ganz klar Ravenclaw. Bei dir ist das um einiges schwieriger. Klug bist du auch, oho, ja, ich sehe viel Potenzial. Listig bist du ebenfalls, aber aufgrund deiner Herkunft und deines Geheimnisses scheidet Slytherin aus. Du bist zwar nicht besonders fleißig, aber ein ausgesprochen netter und gutherziger Mensch, wenn auch nicht gutherzig genug für Hufflepuff. Ah, aber hier, Mut im Überfluss, nicht leichtsinnig, sondern mutig im guten Sinne. Aber du bist ebenso klug wie mutig. Ich stelle dich vor die Wahl. Wohin willst du, Gryffindor oder Ravenclaw?" Meine Antwort war klar: "Gryffindor, bitte bitte, Gryffindor!" "GRYFFINDOR!", rief der Hut, und der Tisch in Rot brach in Jubelstürme aus, am lautesten klatschten jedoch Fred und George. Mit einem zufriedenen Grinsen ging ich auf die beiden zu und setzte mich zwischen sie. Das Festmahl und der restliche Abend waren so fantastisch, dass ich seit langer Zeit einmal wieder völlig vergaß, weshalb ich vier Jahre in Hogwarts verpasst hatte.
Am nächsten Morgen war ich mit dem ersten Sonnenstrahl wach. Ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr, also zog ich mich schnell an und machte mich fertig. Dann ging ich die Treppen hinunter in den Gemeinschaftsraum. Zuerst dachte ich, ich wäre allein, doch dann bemerkte ich einen buschigen Haarschopf, der in einem der Sessel am Kamin saß und in ein Buch hinein starrte. Dieser Haarschopf gehörte zu einem Mädchen, das vielleicht ein Jahr jünger war als ich. Ich erkannte sie, sie hatte beim Festessen in meiner Nähe gesessen. Sie schien wahrgenommen zu haben, dass sie nicht mehr allein war, denn sie sah von ihrem Buch auf und lächelte mich an. "Ich bin Hermine Granger. Du bist die Neue oder? Ich bin einen Jahrgang unter dir." "Lyvena Lynn, freut mich. Stimmt es, dass du Jahgangsbeste bist? Das haben nämlich Fred und George behauptet..." Hermine lief rosa an. "Naja, irgendwie schon... Ja, bin ich." "Das trifft sich gut, denn ich habe zwar vier Jahre lang Privatunterricht erhalten, aber irgendwie habe ich Probleme mit Patronuszauber..." Ihre Augen wurden groß. "Wie, du kannst einen Patronus erzeugen?" "Keinen Gestaltlichen, das ist ja das Problem." Hermine sah mich entschuldigend an und meinte: "Tut mir leid, aber genau diesen Zauber bekomme ich auch nicht richtig hin. Aber vielleicht kannst du mir ja helfen, ich weiß nicht was dieses Dianthuskraut ist und ich kann keine Erklärung in einem Buch finden." Ich, die ich in Sachen Kräuter und Pflanzen ebenso bewandert war wie in Zaubern, konnte Hermine natürlich erklären, was Dianthuskraut war und wie es wirkte. Als ich gerade mit meinem Vortrag fertig war, hörten wir plötzlich einen Knall von den Jungenschlafsälen her. Kurz darauf jagten drei rothaarige Gestalten die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. "Ihr Mistkerle, das werdet ihr büßen! Bleibt sofort stehen!" Die 'Mistkerle' waren natürlich niemand Geringeres als Fred und George. Der Dritte im Bunde hieß laut Hermine Ron und war einer der Brüder der Zwillinge.
Nach diesem morgendlichen Lacher, Fred und George hatten Ron selbstentwickelte, hitzefreie und nebenbei ziemlich laute Feuerwerkskörper ins Bett geschmissen, war es dann schon so spät, dass wir das Frühstück ausfallen lassen mussten und uns direkt zum Unterricht begaben. Ich hatte zuerst Verwandlung und das wollte ich auf keinen Fall versäumen. Tatsächlich bekam ich meine Verwandlung bereits beim ersten Versuch perfekt hin, was Professor McGonnagal mit 10 Hauspunkten belohnte. Ich freute mich schon auf meine nächste Stunde, Zauberkunst bei Professor Flitwick, und auch hier war ich mit Abstand die Beste. Als nächstes war Verteidigung gegen die dunklen Künste dran. Professur Lupin war fantastisch, er hatte einen Irrwicht mitgebracht und wir übten den Ridikkulus an ihm. Ich hielt mich jedoch zurück, denn mein Irrwicht würde zu viel über mein Geheimnis verraten. In dieser Zeit betrachtete ich Professor Lupin genauer. Mir firl nicht sein geflickter Umhang auf, nein, mir stach sofort sein Gesicht ins Auge. Über dieses zogen sich lange Narben und ich wusste genau, von was diese Furchen verursacht worden waren. Als der Unterricht zu Ende war passte ich deshalb Professor Lupin ab. "Professor Lupin, kann ich kurz allein mit ihnen reden?" Professor Lupin sah mich zwar überrascht an, stellte sich jedoch vor mich und sah mich erwartungsvoll an. "Natürlich. Was liegt Ihnen denn auf dem Herzen?" "Ich wollte Ihnen meinen Irrwicht zeigen." Ich hatte erwartet, dass er nach dem Grund fragen würde, doch er ging nur schweigend zum Schrank und zog seinen Zauberstab. "Bereit?" "Bereit!" Der Irrwicht stürmte auf mich zu und verwandelte sich. Für ein paar Sekunden war er direkt vor mir. Der Vollmond, klar und weiß. Dann zielte ich, rief "Ridikkulus!" und der Mond zerbrach in Scherben. Nun trat auch Professor Lupin vor. Ich wusste es. Wieder erschien der Vollmond. Nachdem dies ein paar Mal so hin und her ging und ich mich am Ende vor Lachen kringelte, weil uns immer verrücktere Sachen einfielen, war der Irrwicht schließlich weggesperrt und ich hatte mich wieder eingekriegt. Nach einigen Minuten des Schweigens brach Professor Lupin die Stille. "Wer war es?" "Greyback. Und bei Ihnen?" Ich beobachtete, wie er seine Fäuste ballte. "Ebenfalls. Ich hoffe nur, dass er irgendwann einmal sein Fett abkriegt. Aber jetzt ein anderes Thema. Geht das überhaupt, Veela und Werwolf?" Ich fragte mich, woher er wusste, dass ich Veela-Gene hatte, doch ich fragte nicht nach. Stattdessen beantwortete ich seine Frage. "Ja, das geht. Mit dem Unterschied, dass ich zu einen schneeweißen Wolf werde. Aber das war's auch schon." Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann kehrte ich in den Gemeinschaftsraum zurück.
Die Wochen und Monate verstrichen und bisher hatte noch niemand mein Geheimnis herausgefunden. Fred, George, Lee, Hermine und sogar Harry und Ron waren zu meinen besten Freunden geworden. Auch mit Cho und Katie verstand ich mich gut. Als ich eines Tages allein in meinem Zimmer hockte und meine Hausaufgaben erledigte, klopfte es an meiner Tür. Ich bat herein und Hermine betrat das Zimmer. Sie sah aus, als ob sie gerade etwas Beunruhigendes herausgefunden hätte. "Welche Gestalt nimmt dein Irrwicht an?", fragte sie mich. "Äh, warum willst du... Ähm...Wozu...Wie...?" Hermine sah ihre Theorie offensichtlich bewiesen. "Jeden Vollmond bist du weg. Du willst deinen Irrwicht geheim halten und triffst dich oft mit Professor Lupin, der ebenfalls jeden Vollmond weg ist." "Erzähl das keinem, hörst du? Es darf keiner erfahren. Keiner. Nicht einmal Harry oder Ron, niemand!" Hermine versprach mir, mein Geheimnis für sich zu behalten. Irgendwie wirkte es befreiend, jemanden zu haben, mit dem man über solche Probleme sprechen kann, dem man vertrauen kann. Jemanden, der auch nicht dein Lehrer für VgddK ist.
Auch die nächsten Wochen verliefen ohne Zwischenfälle. Ich, Fred, George und Lee waren die Streichkönige in Hogwarts, doch im Gegensatz zu den Zwillingen war ich trotzdem gut im Unterricht. Die beiden waren brilliant, doch auf die Schule legten sie keinen Wert. An einem dieser Tage, als ich gerade an einem Streich tüftelte, kam George ins Zimmer. "Hey Lyv, kann ich reinkommen?" "Genau genommen stehst du bereits im Zimmer. Also, was ist los?" George grinste und setzte sich neben mich. Ich musste schon sagen, sine Muskeln machten mich etwas nervös und ich wusste, dass er ähnlich empfand, denn bei seinem nächsten Satz zitterte seine Stimme fast unmerklich. "Ich wollte dich fragen, ob... Bist du eine Veela?" Das kam überraschend. "Wieso willst du das wissen?" "Weich meiner Frage nicht aus!" Ich seufzte und gab mich geschlagen. "Meine Uroma war eine. Aber ist das so auffällig?" George lächelte mich an. Für einen kurzen Moment versank ich in seinen wunderschönen Augen, doch ich fing mich schnell wieder. "Nun ja, ich denke die Reaktion der männlichen Schüler auf dich ist Beweis genug. Aber ich denke du stammst von Muggeln ab?" Er hatte recht, das tat ich. Das hieß aber nicht, dass es nicht noch andere Zauberer und Hexen in meiner Familie gab. Nachdem ich George dies erklärt hatte, half er mir noch ein wenig bei den Scherzartikeln. Kurz bevor ich am Abend einschlief, tauchte Georges Bild vor meinen Augen auf.

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