Du nervst -Perciver

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"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nervst, Wood?", fragte der Vertrauensschüler den Quidditchkapitän genervt.

"Ja, du. So ungefähr zehnmal pro Tag.", antwortete der lässig und lehnte sich an die Wand neben einen der Kamine im Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Die Tatsache, dass er gerade mit Percy allein in einem Raum war, machte ihm sehr viel mehr aus, als es aussah.

Percy war gerade am Lernen, oder er versuchte es zumindest. Denn Oliver hielt ihn schon die ganze Zeit davon ab. Dafür musste er nicht einmal etwas sagen oder nur neben ihm stehen, seine bloße Existenz reichte aus. Der Weasley konnte sich nie konzentrieren, wenn Wood im Raum war, und selbst in seiner Abwesenheit musste er ständig an ihn denken.

Fred und George würden sich wohl den Arsch ablachen und ihren Bruder damit aufziehen, wenn sie das herausfinden würden. Sie wussten schon seit einer ganzen Weile davon, dass Percy nicht ausschließlich Interesse an Mädchen hatte, und hatten ihrem Bruder (zum vielleicht ersten Mal in ihrem Leben) keinen dummen Spruch reingedrückt, sondern ihn einfach in den Arm genommen und, unisono natürlich, "Wissen wir doch, Perce." geflüstert. Zwischen ihm und den Zwilingen hatte sich, entgegen der Beteuerungen der beiden, etwas geändert, seit sie 'es', wie Percy seine Bisexualität immer nannte, herausgefunden hatten. Ihr Verhältnis war allerdings nicht schlechter sondern besser geworden, die Bande des Vertrauens hatte sich verstärkt, und die drei standen sich näher als je zuvor. Denn auf einmal war Percy wahnsinnig froh, Fred und George als Brüder zu haben, obwohl er sich immer so sehr über die Chaoszwillinge aufregte.

"Wirst du jetzt endlich deinen verdammt süßen Hintern hier weg bewegen, ich will lernen!", schnauzte er Oliver an.

Er brauchte einige Sekunden um zu realisieren, was er eben gesagt hatte.

Süßer Hintern? Echt jetzt? Scheiße, scheiße, scheiße!, dachte Percy, entsetzt über seine eigenen Worte.

Oliver blinzelte ungläubig. Der Junge, für den sein Herz insgeheim schlug, hatte seinen Hintern gerade 'süß' genannt. Percy Weasley, größter Streber der Weltgeschichte und der Typ Mensch, der in seiner Freizeit lernte, hatte ihm ein Kompliment gemacht, das jemand so prüdes wie er eigentlich doch nicht einmal denken konnte. Nach einem Moment der Überraschung schlich sich ein triumphierendes Grinsen auf das Gesicht des Quidditchkapitäns.

"Kann ich nur zurückgeben, Süßer.", säuselte er und kam Percy gefährlich nahe.

Dieser errötete sofort, konnte jedoch seinen ernsten Ton bewahren.

"Ich weiß nicht was du meinst."

"Du hast meinen Hintern als 'süß' betitelt!"

"Gar nicht wahr!"

"Wohl wahr! Du sagtest: 'Wirst du jetzt endlich deinen verdammt süßen Hintern hier weg bewegen, ich will lernen!'!"

"Das hast du geträumt."

"Mag sein, aber gerade ist dieser Traum wahr geworden!"

Nun war es an Percy erstaunt dreinzublicken. In seinem Kopf ratterte es, hatte Oliver gerade...?

Doch bevor sein sonst so schnelles Gehirn zu einem Schluss kommen konnte, spürte der Weasley raue Lippen auf seinen. Sie schmeckten nach Wind, Freiheit und Quidditchrasen, und lösten in Percy eine ganz andere Art von Rasen aus: Herzrasen.

Nach kurzem Zögern erwiderte der Rothaarige den Kuss schüchtern. Er war sanft und wild zugleich, wie der Ritt auf einem Besen während der Wind einem die Haare aus dem Gesicht pustete. Mit der Zeit versanken die beiden Jungen in dem Kuss, tauchten ein in die Welt der Glückseligkeit und Geborgenheit, und genossen die Schmetterlinge, die in ihnen ausrasteten.

Alles war perfekt.

Bis sie von einem Geräusch, das nach einem äußerst männlichen Quietschen der Zwillinge klang, unterbrochen wurden und sich mit einer solchen Geschwindigkeit lösten, die die von Wood als er neulich vom Besen gefallen war alt aussehen ließ.

"Ich hasse euch.", sagte Percy schroff, als Fred und George augenbrauenwackelnd durch das Portraitloch stiegen und grinsend den ganzen Raum durchquerten, bis sie bei den Treppen zu den Schlafsälen angelangt waren. All das natürlich ohne ihren Bruder und Oliver auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

"Viel Spaß noch.", grinste Fred, seine Augenbrauen hüpften noch immer auf und ab.

"Wir sind oben in unserem Schlafsaal.", ergänzte George und sah dabei genauso aus wie sein Zwillingsbruder. (Hab das mal gegoogelt. Ist bei eineiigen Zwillingen normal.)

"Wir gehen aber, falls es uns zu laut wird."

"Denkt dran, die Wände sind dünn."

Mit diesen Worten verschwanden die beiden nach oben, ließen aber kurze Lacher verlauten, als Oliver ihnen hinterherrief: "Werden wir!"

Percy sah Wood verärgert an.

"Na toll. Damit machst du es nicht besser, das ist dir schon klar, oder?"

"Jap.", antworte er und zog den Weasley zu sich.

"Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du nervst, Wood?", flüsterte Percy nur Zentimeter von Olivers Gesicht entfernt.

"Ja, du. So ungefähr zehnmal pro Tag.", hauchte der zurück, bevor die Lippen der beiden wieder zu einem liebevollen Kuss verschmolzen.

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