Harry Potter Oneshots

Wunden -Wolfstar

Ich verbrachte viel Zeit mit Lily. Als ihr bester Freund war das schließlich auch nichts Besonderes, aber ich meinte damit, dass ich mit ihr, und nur mit ihr, abhing. Nicht mit Peter, nicht mit James, und erst recht nicht mit Sirius. Denn die drei hatten mich hintergangen, verraten, wie es schlimmer nicht ging. Letzte Woche hatten sie einen Plan ausgearbeitet, ohne mir etwas davon zu erzählen. Einen Plan, um Snape zu ärgern, obwohl 'ärgern' eigentlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Sirius hatte ihn zur Heulenden Hütte geschickt. Bei Vollmond. Während ich, als mordsgefährlicher Werwolf, darin saß und den Mond anheulte. Hätte James sich nicht doch noch umentschieden und Snape aufgehalten, wäre der Slytherin jetzt Wolfsfutter - und ich ein Mörder. Ich hätte nie von ihnen gedacht, dass sie imstande wären mir das anzutun. Seitdem ignorierte ich sie geflissentlich und unternahm viel mit Lily und ihren Freundinnen. Jeder Tag, an dem ich die drei sehen musste, tat weh, jagte weitere scharfe Klingen in mein vernarbtes Herz und verursachte Wunden, die einfach nicht heilen wollten. Man sagte, die Zeit heilte alle Wunden. Und für die vielen Verletzungen an meinem Körper galt das zwar auch, doch die inneren wuchsen nicht zu, blieben erhalten und rissen immer dann wieder auf, wenn ich meine ehemaligen besten Freunde sah, in einem Zustand, der schlechter nicht sein könnte. James wirkte angespannt, griesgrämig, nicht so locker wie sonst. Peter sah traurig aus, schuldbewusst, und bedauernd. Doch am schlimmsten war es bei Sirius. Er redete kaum, machte keine Scherze, lachte nicht, hatte tiefe Augenringe... Und sein Haar war oft ungekämmt. Das war nur einmal vorher passiert, und da hatte er eine ganze Woche lang Streit mit James gehabt. In dieser Zeit hatte er ähnlich schlecht ausgesehen. Und ich wusste, dass auch mir die Funkstille nicht gut tat. Na gut, besonders gesund hatte ich noch nie ausgesehen, aber in den letzten beiden Wochen hatte ich mich mehr tot als lebendig durch Hogwarts geschleppt.

Ich beschloss, dass ich die drei nun lang genug hatte leiden lassen. Mich selbst hatte all das kaputt gemacht, kaputter als ich es sowieso schon war, und eigentlich wusste ich, dass ich nur meine Freunde zurück brauchte, um meine inneren Wunden zu heilen.

Also schwang ich meine Beine aus dem Bett, in dem ich gerade lag, und schleppte mich zu Sirius' Bett.

"Psst, Tatze.", flüsterte ich, um ihn nicht zu erschrecken. "Wach auf, ich muss mit dir reden."

"Ngaaaaaa!", gähnte Sirius im Halbschlaf. "Hey, Moons."

Er schien gar nicht zu realisieren, dass ich um drei Uhr nachts tatsächlich vor ihm stand, nachdem ich ihn zwei Wochen lang ignoriert hatte. Denn statt mit mir zu reden, sich zu freuen, dass ich wieder mit ihm redete, zog er mich plötzlich zu sich hinunter und kuschelte sich an mich. Ich ließ es zu, denn irgendwie fühlte sich seine Berührung gut an. So warm und sanft und alles kribbelte. Ohne groß darüber nachzudenken, kletterte ich zu Tatze unter die Bettdecke, wo er sich wohlig seufzend an mich schmiegte. Innerhalb von ein paar Sekunden war ich auch schon eingeschlafen.

"Sirius, aufst... Oh."

James' Stimme weckte mich aus meinem Tiefschlaf. Neben mir lag etwas Warmes, Lebendiges... Die Geschehnisse der letzten Nacht prasselten auf mich ein und als ich aufsah blickte ich einem verschlafenen James in die haselnussbrauenen Augen. Mir stieg die Röte ins Gesicht, als ich daran dachte, wie das hier für ihn aussehen musste. Sirius lag, ohne Shirt wie so oft im Sommer, an mich geschmiegt neben mir und zu allem Überfluss hatte ich mich in der letzten Nacht wohl wieder so herumgewälzt, dass ich mir im Schlaf mein Oberteil ausgezogen hatte.

"Äh...", machte James peinlich berührt und kratzte sich am Hinterkopf. "Ist das... Habt ihr...?"

"Nein! Nein, das ist nicht das wonach es aussieht, ich...", setzte ich panisch an, während immer mehr Blut in meine Wangen schoss.

"Bei Merlins gelber Unterhose, während Peter und ich im Raum waren? Könnt ihr euch nicht ein eigenes Zimmer für sowas nehmen? Ich meine, es ist ja schön, dass ihr euch mögt und so, und dass ihr es endlich auch mal geschafft habt, aber ich werde nie ruhig schlafen können wenn ich weiß, dass ihr es zwei Meter weiter...", unterbrach mich James, der mir wohl nicht wirklich zugehört hatte.

"James! Es ist nichts passiert. Sirius und ich..."

"...haben es getrieben. Hier. Und wir tun's gleich nochmal, also kusch dich, Krone."

Sirius war offenbar wach. Leider, denn er redete natürlich Stuss. Doch ehe ich mich gefangen hatte und die Situation klarstellen konnte, hatte James bereits fluchtartig den Raum verlassen und Peter, der bisher alles nur fassungslos und mit offenem Mund beobachtet hatte, gleich mitgenommen.

"Warum... erzählst du ihnen so einen Quatsch?", fragte ich Sirius nachdem ich wieder dazu fähig war, meine Stimme zu benutzen.

"Irgendwie muss ich ihm sein ständiges Gefasel über Lily ja heimzahlen. Außerdem haben wir ihn jetzt los und ich kann endlich mit dir reden... Warum liegst du in meinem Bett? Und wieso redest du wieder mit mir, obwohl ich mich wie das letzte Arschloch benommen habe?"

Der Black senkte den Kopf.

"Ja, du hast dich echt scheiße benommen. Aber... ich tue mir selbst weh, indem ich Abstand von euch halte. Von dir, Peter und James. Ich denke, ich kann euch verzeihen. Gestern Nacht bin ich deshalb zu dir gekommen. Aber du hast geschlafen und dich dann an mich gekuschelt, und... Naja, ich konnte dich doch nicht aufwecken, deshalb bin ich da geblieben.", erklärte ich und lächelte leicht.

Ehe ich mich versah hatte mich Sirius in eine feste Umarmung gezogen. Ich konnte jeden Muskel spüren, die Wärme, die von seinem Körper ausging, seine Haut die ein Kribbeln auf meiner hinterließ.

"Weißt du, Moony, es war falsch, James so anzulügen.", murmelte Tatze in meine Halsbeuge. "Ich finde, es sollte wenigstens ein Teil der Wahrheit entsprechen."

"Hä?", fragte ich verständnislos und lockerte die Umarmung, sodass ich in Sirius' tiefgraue Augen sehen konnte.

Er grinste mich anzüglich an.

"Tun wir's. Jetzt gleich."

"Idiot!"

Ich rammte ihm meinen Ellenbogen in die Seite. Auch wenn ich von diesem Angebot nicht abgeneigt wäre...

"Ich mein's ernst, Moons. Dich oberkörperfrei zu sehen ist hart für mich. Sehr hart."

Sirius sah mich ein wenig verzweifelt an. Er meinte das nicht ernst, er konnte das nicht ernst meinen...

Doch, das konnte er. Denn er bewies es, indem er mich aus heiterem Himmel küsste. Ich erwiderte den Kuss sofort und voller Verlangen, das sich über die letzten Wochen, Monate, Jahre angestaut hatte. Der Kuss ließ die Verletzungen meines Herzens verheilen und mich alles um uns herum vergessen. Jetzt zählten nur Sirius und ich.

James hatten wir letztendlich nur bedingt angelogen.

Diesen Verlauf hatte ich so nicht geplant. Keine Ahnung weshalb das Ganze dann doch so geworden ist... Dank CastleeltsaC hab ich diesen Oneshot jetzt hochgeladen, geschrieben hab ich ihn schon vor ner Woche oder so. Naja, Tadaa!, hier ist er.