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Namjoon

"Siehst du den Stern da?" fragte ich das Mädchen grinsend und zeigte auf einen sehr hellen Stern am Himmel. Sie nickte hektisch und rutschte ein wenig auf dem Rand des Hauses herum. Denn dort saßen wir und starrten in den Himmel, doch ich hatte sie fest in meinem Arm, damit sie auch bloß nicht fallen konnte.

Es war dunkel und man konnte auf die Stadt sehen, die ich früher mal so sehr geliebt hatte. Ich hatte hier gerne gewohnt. Mein Leben war auch schön gewesen, sehr sogar. Aber jetzt, nach all dem was passiert war, hasste ich es. Jeder Tag war irgend wie der selbe. Man musste sich verstecken, die Angst gefunden zu werden war verdammt riesig. Sobald man einen Fehler machte könnte man sterben, oder man musste sich selbst umbringen, damit man die anderen nicht in Gefahr brachte.

"Vermisst du die alte Welt, Monie?" fragte mich das Mädchen nach einer Weile in der wir nur dort gesessen waren und in den Himmel gesehen hatten. Sie nannte mich wie meine Mutter immer Monie, wahrscheinlich hatte sie es von meiner Mutter aufgeschnappt und fand meinen Spitznamen so toll, dass sie ihn selbst benutzen wollte. "Oh ja... Das tue ich... Aber man kann es leider nicht ändern, alles was wir tun können ist auf ein Wunder zu hoffen oder vielleicht finden wir einen Weg wie wir hier abhauen können, irgend wo hin, wo sie nicht sind" erklärte ich ihr und sah dabei weiter in den Himmel, hatte sie die ganze Zeit in meinem Arm, damit sie nur herunter fiel.

Sie seufzte einmal leise und als ich mich dann zu ihr drehte und runter in ihr Gesicht sah, konnte ich eine Träne ihre Wange herunter laufen sehen. Ganz still und heimlich rollte die Träne ihre Wange herunter, sodass ich sie mir schnappte und auf mein Schoß setzte. Ich schlang erneut einen Arm um ihren Bauch, damit ich verhinderte das sie irgend wie herunter fallen konnte und mit der anderen Hand strich ich die Träne weg.

"Vermisst du deinen Vater?" fragte ich sanft und wippte mit ihr ein wenig auf meinem Schoß herum, so wie meine Mutter es früher immer mit mir gemacht hatte. Nachdem Lunas Vater gestorben war, war sie ziemlich oft bei mir. Vielleicht sah sie in mir auch so etwas wie einen Vater, denn seitdem meine Eltern und ich die restlichen Menschen hier gefunden hatten, war auch Luna hier gewesen und wir hatten uns von Anfang an eigentlich sehr gut verstanden.

"Ja... Ich vermisse meinen Appa... Aber jetzt ist er auch ein Stern, so wie der da... Und deine Eltern auch, Monie" sagte das kleine Mädchen und deutete selbst auf den hellen Stern, direkt vor uns. Jetzt konnte ich wieder ein kleines Lächeln auf ihren Lippen sehen und so schaffte sie es, mich auch dazu zu bringen leicht zu lächeln. Sie war noch so unschuldig und naiv um diese schreckliche Welt zu verstehen. Sie war fest in dem Glauben das ihr Vater jetzt in Sicherheit war, aber das wusste man nicht.

Manche Menschen töteten sich gleich, um die anderen zu schützen. Und die anderen, die würden geschnappt und zu Aliens gemacht. Oder man tat etwas anderes mit ihnen, auf jeden Fall sah man sie nie wieder und würde sie auch nie wieder als die Person sehen, die man mal über alles geliebt hat.

"Ich vermisse meine Eltern auch... Irgend wann siehst du deinen Appa wieder, Luna." meinte ich leise, drückte das Mädchen noch ein wenig näher an mich heran und sah seufzend über die Stadt, die nicht mehr der Menschheit gehörte. Niemand wusste ob es auf der ganzen Welt so war, uns ließ man hier nämlich nicht raus und dennoch hatten wir Hoffnung.

Naja, ein paar von uns.

"Namjoon? Bist du hier?" rief eine mir bekannte Stimme, weshalb ich das Mädchen wieder hoch hob, es aber auf meinen Armen behielt und mit ihr zurück zu der Treppe, wo Taeyun stand, Jungkooks Vater. Er sah zu uns und schenkte mir wie immer diesen Bemitleidenden Blick, den ich so sehr hasste. "Es gibt Essen, kommt ihr?" fragte er freundlich und mit ruhiger Stimme und während das Mädchen hektisch nickte sagte ich nichts, ging mit Luna im Arm an ihm vorbei die Treppen herunter.

Und das Mädchen merkte sofort, wie ich gegenüber Taeyun reagiert hatte, das konnte ich erkennen. "Wieso bist du so zu ihm? Hat er dir weh getan?" fragte das Mädchen besorgt und legte eine Hand an meine Wange, während ich sie die Treppen herunter trug. Jedoch blieb ich dann, auf der zwar falschen Etage, stehen und sah Luna auf meinem Arm in die Augen. Ihre Augen waren wirklich schön, viel schöner als die Augen dieser Monster.

"Nein, es ist alles okay Luna. Es ist etwas, dass du noch nicht verstehst. Alles ist gut, okay?" meinte ich nur leise, lächelte ein wenig gezwungen und griff nach ihrer Hand, die auf meiner Wange lag. Sie war wirklich schön warm, obwohl es hier eher kalt war. "Aber... Dann musst du dich nicht so böse sein, oder Monie?" sagte sie und strich wieder mit ihrer Hand über meine Wange. "Ist nicht wichtig, Luna. Lass uns essen gehen, sonst kommen wir zu spät" erklärte ich hektisch und lief mit ihr dann runter, in das große Esszimmer.

Auch hier hatten wir nicht genug Möbel und manchmal musste man dann auf dem Boden essen. Sofort rannte Luna vor mir in die Küche, wo Jungkooks Mutter stand und das Essen verteilte. Ich jedoch sah den Blick in ihrem Gesicht. Wir waren die letzten und vor uns war noch ein Topf, mit einer Mahlzeit die für eine Person reichte.

"Lass Luna essen. Und nimm du dir auch noch ein bisschen, ich brauche nichts." erklärte ich seiner Mutter leise, doch sie hielt mich nur an meinem Ärmel fest, als ich aus der Küche gehen wollte. "Du musst morgen wieder los, du kannst nicht rennen ohne gegessen zu haben" meinte sie, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf.

"Ich will nichts, ich habe keinen Hunger." war das letzte was ich sagte, ehe ich die Küche verließ, um schlafen zu können.

Auch wenn das hieß, das ich bis morgen Abend nichts zu essen bekommen würde.

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And thats not a good thing y'all

Souls // 𝑁𝑎𝑚𝑗𝑖𝑛 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt