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Seokjin

Leise seufzend ging ich mit langsamen Schritten auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Er war schon die ganze Zeit an einen Stuhl gefesselt, seine Arme mit kalten, eisernen Handschellen an den Armlehnen des Stuhles befestigt, sodass er sich nicht wehren konnte. Dabei war es unnötig, da er hier sowieso niemals raus kommen könnte.

Dieses Gebäude war unmöglich zu betreten, wenn man keine Seele war.

"Ich werde dir nichts sagen. Also fang endlich an, zu versuchen meine Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen" brummte er wütend und so sah ich ihn nur mit einem sanften Blick an, denn ich war nicht so wie mein Vater. Und durch die Kameras konnte man nicht erkennen, wie ich ihn ansah.

"Das weiß ich, du bist nicht der einzige der sich dagegen wehrt. Ich meine, ich bin zwar kein Mensch und empfinde nicht die selben Gefühle wie du, aber ich denke nicht dass es angenehm ist, wenn jemand den du nicht kennst in deinen Gedanken herum wühlt" meinte ich dennoch verstehend und sah den Mensch an, der mich nur verbissen und dennoch ein wenig verwirrt ansah.

"Dennoch unterschätzt du die Schmerzen, die man dir zufügen wird, wenn du uns nicht lässt" fügte ich dann noch hinzu, um ihn vor zu warnen. Denn ich selbst hatte es zwar nicht machen müssen, aber ich hatte zugesehen und zugehört. Ich spürte zwar nicht so starke Schmerzen wie Menschen, fühlte nicht das selbe wie sie aber ich konnte mir vorstellen, wie sehr es weh tun musste. Wie unangenehm es sein müsste und ich wollte, dass er es weiß.

Weil ich es nicht mochte, was ich tat. Ich aber gar keine andere Wahl hatte, auch wenn ich diese gerne hätte.

"Dann sterbe ich von mir aus daran, ist besser als all die unschuldigen Menschen zu verraten, die wegen euch ein schlimmeres Leben führen als du dir vorstellen kannst" giftete er mich an, was verständlich war. Er war ein Mensch und Menschen waren nicht gut darin, ihre Gefühle und Emotionen zu verstecken. Noch eine Sache, die uns sehr voneinander unterschied. Auch wenn ich nicht gerade stolz darauf war, so lebte ich mein ganzes Leben schon.

Und so würde ich auch für immer leben. Als unsterbliches Wesen in einer Welt, die von meiner Art beherrscht war.

"Ich verstehe, dass du sie schützen willst. Naja, ich versuche es zumindest" erklärte ich und ging noch etwas näher auf ihn zu, setzte mich auf den Stuhl, der vor ihm stand. Zwischen uns war ein Tisch mit einem Block, auf dem ich dann zeichnen müsste, oder schreiben müsste, was ich in seinen Gedanken finden würde.

Ob ich wollte oder nicht.

"Es ist wirklich unfair, dass ihr so schöne Kreaturen seit aber solch ein hässliches Ziel verfolgt." äußerte der jüngere dann, weshalb ich ihn nur mit dem selben Blick ansah, den ich die ganze Zeit aufgesetzt hatte. Obwohl es in mir drin ein wenig anderst aussah. Und dennoch konnte ich mir nicht verkneifen, ein wenig zu schmunzeln.

"Nun, ich nehme das erste mal als Kompliment an." sagte ich also sanft lächelnd, was aber bald wieder verschwand, als ich seufzend zu der Kamera sah, die alles hier aufzeichnete. "Du bist immernoch nicht gesund. Dein Körper braucht Ruhe und Nahrung" erklärte ich nach einer Weile, sodass der Mensch mich nurnoch viel verwirrter als zuvor ansah.

"Wer bist du? Irgend ein Neuling, der keine Ahnung von Regeln hat, denn ich denke nicht dass der Kerl von vorhin es gut heißt, wenn du nicht das bekommst, was er will" brummte er nur ungläubig und sah mir zu, wie ich wieder aufstand, doch ich schmunzelte ihn nur etwas gezwungen an.

"Der 'Kerl' von vorhin ist mein Vater. Das erklärt wieso wir genau die selben Augenfarben haben und es erklärt auch, wieso ich möchte dass du dich erst ein wenig ausruhst, bevor ich dir weh tun muss." meinte ich ruhig und sah den jüngeren vielleicht etwas zu streng an, was ich aber nicht kontrollieren konnte. Denn er spannte nur skeptisch seinen Kiefer an und betrachtete mich etwas wütend.

"Was heißt das? Diese Augenfarben? Draußen sieht man nur die Farbe rot, du hast blaue und der andere hatte lilane, was bedeutet das?" fragte er mich dann und so senkte ich meinen Blick ein wenig, aber nur so, sodass ich ein wenig nachdenklicher aussah. "Sie zeigen die Ränge, der Seelen. Es gibt genau drei. Und da die Farbe Blau als reine Farbe angesehen wird, auch wenn sie ein wenig kalt auf euch wirken mag. Das bedeutet, dass sie den höchsten Rang besitzt, was heißt, dass mein Vater der 'Anführer' aller Seelen ist." erklärte ich ihm also und verschränkte meine Hände dabei wieder hinter meinem Rücken.

"Für mich wirkst du auch genau so. Kalt, unnahbar...." gestand er und so nickte ich, seufzte danach leise, sodass man es auch überhören könnte. "So soll ich auch auf jede Kreatur wirken. Das ist die Definition meiner Schicht." erklärte ich ihm weiter und sah, wie er seine Hände etwas verkrampfte und erst jetzt seinen Blick wieder hob und tief in meine Augen sah.

Es hatte eine gewisse Wirkung auf mich, wenn der Mensch in meine Augen sah. Nur war das nicht bei jedem so, bis jetzt war es nur bei ihm passiert. Irgend etwas an ihm schien anderst, ungewöhnlich zu sein.

"Du fühlst nichts, kann das sein? So wie ein Roboter" fragte er mich etwas wütend, sodass ich meinen Blick etwas skeptisch hob und um ehrlich zu sein nicht wusste wie ich ihm erklären sollte, wie ich funktionierte. Beziehungsweise wie ich fühlte, denn anderst als er dachte war ich sicher kein Roboter.

"Nein, du hast nicht ganz Recht, Namjoon. Ich fühle, nur tue ich das anderst als du. Ich weiß nicht genau wie ich es dir erklären kann. Aber ich bin kein Roboter, der tatsächlich nichts fühlen kann, da er nur eine Maschine ist. Ich mag anderst auf dich wirken, aber das bin ich auch. Ich bin kein Mensch, so wie du, ich bin eine Seele. Die Kreatur, die du wohl am wenigsten ausstehen kannst" meinte ich ruhig und sah dabei die ganze Zeit zu Namjoon, der anfing sich ein wenig zu entspannen. Auch, wenn er sich hier sicher nicht wohl fühlte.

"Da hast du wirklich recht. Ich kann dir garnicht sagen wie sehr ich euch verabscheue für das, was ihr tut."

Souls // 𝑁𝑎𝑚𝑗𝑖𝑛 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt