15. The feelings of pain and love

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Er lag dort eine ganze Weile. Lange. Er hatte das Zeitgefühl verloren. Er lag einfach da und starrte in den Himmel. Emotionslos. Kein Gedanke passierte seinen Geist. Er verbannte jegliche Gefühle aus seinem Körper. Er konzentrierte sich bloß auf sich selbst und seinen eigenen Geist. Er brauchte niemanden. Allein sein war gut. So konnte ihm niemand mehr wehtun. Niemand konnte ihn mehr verletzen. 

Sie war auf dem Weg zu ihrer Hütte. Betreuer hatten jeweils eigene kleine Hütten abseits des Camps, jedoch so nah, dass man innerhalb von ungefähr 5 Minuten Fußweg wieder dort sein konnte, wenn man musste. Sie mochte das Camp. Es war wie ihr zu Hause geworden.

Dort lag er immer noch. Längst fühlte er sich, als könnte er sich nicht mehr rühren. Die einzige Bewegung, die er noch ausführte war sein Blinzeln. Er hörte die Schritte nicht, die sich durch das blätterbedeckte Gehölz näherten. Er erwachte nicht aus seiner Trance, bis er ihr Gesicht über ihm sah.

Noah schreckte hoch. Die Trance in die er gefallen war, war vorüber. Sie hatte ihn herausgerissen. Er starrte sie wütend an. "Was?!", rief er sauer. Sie schaute ihn verwirrt an. "N-Nichts. Ich dachte bloß dir würde vielleicht was fehlen, Noah." "Nein!", fuhr er sie an. "W-Wirklich?", stammelte sie, während er sich aufrichtete und verschwinden wollte. Er antwortete nicht. Er starrte sie bloß aus zusammengekniffenen Augen an. "Weißt du noch wer ich bin?", fragte sie. Er nickte. "Ja, Sharon." "Warum starrst du mich dann so an?", fragte sie ruhig. Noah sah aus als würde er jede Sekunde explodieren. "Tut mir leid, dass ich Augen habe!", fauchte er. "Was ist dir denn für 'ne Laus über die Leber gelaufen. Wenn du 'nen schlechten Tag hattest, dann lass das doch nicht an anderen Menschen aus, hergott!"

Noah schossen die Tränen in die Augen. "Ich hatte keinen schlechten Tag...", murmelte er. "Was ist dann los?", fragte Sharon. sie hatte etwas so Beruhigendes an sich. Allein ihre Anwesenheit hätte Noah schon die Wut ausreiben können. Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baum. "Willst du drüber reden?" Er schüttelte den Kopf. "Solltest du aber vielleicht. Danach geht's einem immer besser." Noah setzte sich langsam neben sie. "Meinst du?" Er wischte sich die Tränen ab und senkte den Blick wieder. "Ich sag's auch keinem weiter, wenn's darum geht." Noah antwortete nicht. Er schaute weiter auf den Boden. "Ist schon okay, Noah. Du musst auch  nicht drüber reden, wenn du nicht willst." Für eine halbe Minute war es still. Dann blickte Noah aus tränenerfüllten Augen zu ihr auf und sagte geradeheraus: "Ich bin schwul und mag Finn."

Sharon war nicht überrascht. Sie hatte von Noah schon vorher erwartet mehr auf Jungs als auf Mädchen zu stehen. Sie hatte ihn zuvor erst einmal gesehen, doch sie hatte es geahnt. Die Art und Weise auf die er Finn anschaute hatte ihn verraten. "D-Das ist schon okay, Noah. Kein Grund sich zu schämen oder so." "Aber das ist es gar nicht!" Er sprang vom Baum, der nun als Sitzbank diente auf. "Was denn dann?", fragte Sharon leicht verwirrt. Er holte tief Luft. "Finn und Jack haben was am Laufen. Aber Jack hat mich geküsst und ich weiß nicht ob er damit Finn betrogen hat! Aber Finn hat auch eine Freundin also heißt das, dass er sie auch betrügt. Obwohl das gar nicht so schlimm wäre, ich glaube sie ist eine ziemliche Schnepfe.", ratterte er hinunter. 

"Warte mal...", versuchte Sharon ihm zu folgen. "Jack Grazer hat dich geküsst und FINN STEHT AUF JUNGS?!" Noah nickte. "Scheint so." Sharon zählte zwei und zwei zusammen. "Okay, Noah. Du bist da echt in einer ziemlich verzwickten Situation...Keine Ahnung, ich denke du solltest Finn das mit dem Kuss erzählen." Noah seufzte. "Meinst du echt?", fragte er etwas verunsichert. Sie nickte. "Finn ist ein echt gradliniger Mensch. Er wird's verstehen." Noah senkte wieder den Blick und setzte sich zurück auf den Baum. "Ich weiß nicht wie ich mich so schnell verlieben konnte, Sharon... Ich kenne Finn seit drei Tagen, ich meine...Kann man sich in so kurzer Zeit verlieben?" Sie zuckte mit den Schultern. "Liebe auf den ersten Blick existiert. Vielleicht ist sie dir widerfahren." Er nickte langsam. Stille trat ein.

Eine Weile saßen Noah und Sharon so da. Auf dem umgestürzten Baum, mitten im Wald. Das Einzige was zu hören war, waren die Vögel, die zwitscherten und das Rauschen der Blätter. Bis die Stille von einem Rufen durchbrochen wurde. "Noah?", hörte man jemanden in der Ferne rufen. Am Klang der Stimme war deutlich erkennbar, dass es sich um Finn handelte. "Dein Mann wartet auf dich.", sagte Sharon, erhob sich, grinste und lief dann zurück in Richtung der Betreuerhütten. "Rede mit ihm.", hörte er sie noch sagen und dann war sie schon im Gehölz verschwunden.

Und praktisch in diesem Moment tauchte Finn hinter einem großen Baum etwas 20 Meter entfernt von Noah auf. "Noah, da bist du ja!", rief er erleichtert. Noah stand auf und wischte sich schnell die noch übrigen Tränen weg, bevor Finn zu nahe kam. "Ich hab mir Sorgen gemacht! Du warst auf einmal verschwunden." Noah nickte leicht. "J-Ja. Tut mir leid, dass ich nicht Bescheid gesagt hab." "Ist schon okay, Noah. Stimmt irgendwas nicht? Du bist heute so komisch." Noah senkte den Blick nicht, so sehr er es auch wollte. Er starrte direkt in Finn Wolfhards Augen und nickte. 

"Was ist los?", fragte Finn. Noah starrte ihn weiterhin an. "J-Jack...", flüsterte er beinahe. "Was ist mit Jack?", hakte Finn nach. "Er hat mich geküsst." Noah sagte es einfach gerade heraus. Keine Bedenkzeit, kein Zögern. 

Finn hob eine Augenbraue. Er schien verwirrt. "W-Woher weißt du das von uns?", fragte er perplex. "Jack hat's mir erzählt. A-Aber erst nachdem er mich geküsst hat. Um ehrlich zu sein erst vorhin am Strand." Noah war nicht mehr angespannt oder nervös. Er wusste nicht wieso, vielleicht war seinem Körper heute schon zu viel Anspannung und Nervosität widerfahren, aber in ihm war kein Funken Angst. Finn seufzte. "Irgendwie wusste ich es...", murmelte er. "Jack war noch nie ein Mensch, der besonders treu war wenn es um die Liebe geht. Letzten Sommer hab ich ihn mit sicher fünf verschiedenen ungeouteten Jungs hinter der Veranda erwischt..." "Warum hast du dann überhaupt was mit ihm angefangen?", fragte Noah nachdenklich. Finn zuckte nur die Schultern. "Ich weiß nicht...", wisperte er. "Ich glaube ich wollte irgendwas gegen Millie unternehmen." Finn wirkte verzweifelt. "I-Ich tue immer so als sei alles okay mit ihr, aber sie betrügt mich doch auch! Das was wir führen ist in keinster Weise eine Beziehung." 

Noah griff nach Finns Hand. Der große, sonst so stark wirkende Finn war auf einmal ganz klein. Er spürte sein leichtes Zittern. "Beruhig dich. Du und Jack seid doch beste Freunde. Du kannst doch sicher ganz offen mit ihm darüber reden." Finn lächelte leicht, fast unmerklich und für einen Moment waren Noahs und sein Gesicht sich so nah, dass er seinen Atem auf der Wange spüren konnte. Dann brach Noah die Stille. "Ich glaube wir sollten zurück ins Camp gehen. Langsam wird's dämmerig." Finn nickte nur still, doch sein Herz schlug so schnell wie das eines Kolibris nach einer ganzen Flasche Zuckerwasser. Dan drehten sich die beiden Jungen um und schlenderten zurück ins Camp.

Hey Leute :) Hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ihr habt ein erholsames Wochenende. <3 

Talking To The Moon - Finn Wolfhard + Noah Schnapp (Foah)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt