30. Campfire

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In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli saß die Gruppe wieder am Lagerfeuer. In dieser Nacht machte es jedoch keinem der Betreuer etwas aus, denn an diesem Tag durften die Ältesten so lange draußen bleiben wie sie wollten. Die letzte Woche in ihrem aller letzten Camp-Aufenthalt genießen. Und als sie dort alle saßen und ins knisternde Feuer starrten, wurde Finn bewusst, dass bald wirklich alles zu Ende war. Er war kein Kind mehr. Er war jetzt ein Teenager, der schon bald die Highschool abschließen und dann auf's College gehen würde. Und dann würde das Leben kommen, er würde arbeiten müssen und irgendwann würde er eine Familie gründen und in ein Haus in irgendeiner Vorstadt ziehen. Genau wie seine Eltern. Vielleicht würde er sich hocharbeiten und irgendwann in ein größeres Haus auf irgendeinem Hügel ziehen, so wie seine Eltern. Doch wollte er das überhaupt? Ab liebsten würde er irgendwann eine Band gründen. Durchs Land fahren, Konzerte spielen und mit seinem Hobby Geld verdienen. Berühmt werden wollte er nicht. Einfach in zwei, drei Pubs die Woche spielen, dann im Van schlafen, am nächsten Tag einen Kaffee zum Frühstück trinken und weiterziehen. Nie erwachsen werden...

"Wisst ihr was?", sagte Wyatt in die Runde. "Wir machen das!" Noah schaute ihn fragend an. "Was?" Wyatt stand auf und blickte in den wolkenlosen Sternenhimmel. "Nächstes Jahr fahren wir in ein Haus. Hier, an diesem See." Finn lächelte. "Echt jetzt? Du willst das durchziehen?" Wyatt nickte. "Oh ja, das will ich. Und wir nehmen Sophia und Jack mit. Und euch zwei auch!" Und er zeigte auf Millie und Sadie. "Und Jeremy auch!" Jeremy lächelte leicht verwirrt. "Ähm, von mir aus?" "Ja!", steuerte nun auch Jaeden bei. "Und Mal kommt auch mit!" "Alles klar.", sagte Finn und grinste zufrieden. "Wie wär's mit Keller's Haus auf der anderen Seite des Sees?", sagte Lilia, die noch immer Jaedens Hand hielt. "Ja!", rief Wyatt. Seine Augen strahlten vor Freude.

Noah pikste einen Marshmellow auf seinen Stock und hielt ihn über die Flammen. Was würde er eigentlich machen, wenn er nach Hause kommen würde? Würde er Finn überhaupt noch sehen? Wohnten die beiden überhaupt in der selben Stadt? Das würde er ihn nachher mal fragen müssen. Theoretisch gesehen hätte er nächstes Jahr wieder herkommen können, er war ein Jahr jünger als alle anderen, doch wenn die anderen in ein Haus fahren wollten, wäre ihm das auch recht. Hauptsache er würde Zeit mit Finn verbringen können. 

Nachdem Finn noch ein paar weitere Lieder gespielt und gesungen hatte, machte er eine kurze Pause. Sanft küsste er Noah auf die Stirn und flüsterte ihm ins Ohr: "Du bist so unfassbar niedlich, Noah." Dieser erötete leicht, ob es nun an der Hitze des Feuers oder an Finns Kompliment lag. Dann griff Finn erneut nach seiner Gitarre. "Also...das war der erste Song, den ich selbst geschrieben und komponiert hab. Ihr seid die ersten, die ihn hören. Fühlt euch geehrt." Er stimmte die ersten Akkorde an. Eine simple kleine Melodie. "Going to Seattle on the Greyhound...", sang er, mit seiner leicht rauen Stimme. "I missed School for this...Bought two tickets last September...Before your harmfull bliss..." Noah hörte fasziniert zu. Finn war einfach so perfekt. Die Art wie seine Finger über den Hals der Gitarre flogen, das Raue in seiner Stimme und wie er seine mittlerweile zu langen Haare auf der Stirn schüttelte. Wie hatte er so jemanden überhaupt verdient?

Als Finn einige Minuten später fertig gespielt hatte, war es für einen Moment still. "Alter, Finn.", sagte Millie. "Das ist voll gut." "Ja.", steuerte Maddie bei. "Das solltest du veröffentlichen." Finn zog belustigt die Augenbraue noch. "So gut ist es dann doch nicht. Das würde sich niemand anhören." "Ich würde das.", sagte Sadie. "Lad's auf Soundcloud hoch. So wurde Billie Eilish auch berühmt." "Aber ich bin nicht Billie Eilish.", antwortete Finn und zuckte mit den Schultern. "Du könntest es aber sein. Denkst du sie hat damit gerechnet irgendwann mal so berühmt zu sein, dass Justin Bieber ein Fan von ihr ist?" "Nee, aber...Mir passiert sowas nicht." "Wer weiß.", sagte Noah und küsste ihn auf die Wange. "Du kannst nie wissen, was das Schicksal für dich bereithält." 

Finn verstand die Anspielung. Das Schicksal hatte sie beide zusammengeführt. Es war einfach alles kein Zufall gewesen. Dass Noah im Bus vor ihm gesessen hatte, dass er in seine Hütte gekommen war, dass Malcolm ausgerechnet in Noahs erstem Jahr nicht mitkommen konnte...All das musste vorherbestimmt gewesen sein. Kurzerhand lehnte Finn sich zu Noah herunter und küsste ihn. Es war ein langer Kuss. Für einen Moment war es still. Alles was zu hören war, war das Knistern des Feuers und wie die Bäume sich im Wind wanden. Dann hörte man Gaten und Sadie klatschen und jubeln. "Ihr Idioten.", lachte Noah und schmiss einen Marshmellow nach ihnen. 


Später, als alle in ihren Betten lagen und es in der Hütte der Jungs still wurde, kletterte Noah zu Finn ins Bett. "War nh schöner Tag.", murmelte Finn und legte seinen Arm um Noah. Dieser nickte. "Der schönste 4. Juli aller Zeiten.", hauchte er schon fast. "Wegen dir..." Und er küsste Noah ein weiteres Mal. 

Während Finn schon fast eingeschlafen war, lag Noah mit geöffneten Augen da. "Hey Finn?", fragte er einige Zeit später. "Hm?", antwortete Finn im Halbschlaf. "Was passiert eigentlich nach dem Camp? Mit uns?" Verwundert setzte sich der müde Finn wieder auf. "Was meinst du?", fragte er. "Na ja...Wohnst du überhaupt in Scarsdale?" Er nickte. "Aber du gehst nicht auf die Scarsdale High." "Ja, weil ich auf ne Privatschule außerhalb gehe." "Oh, ach so. Das heißt wir sehen uns weiterhin?" Finn nahm seine Hand. "Ja, natürlich. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich noch machen würde." Noah lächelte leicht. "Gut." Und plötzlich wurde Noah totmüde. Er legte sich wieder hin und schaute in Finns tiefbraune Augen, die in der Dunkelheit trotzdem noch leuchteten.

Moin Leude. Was gayyyyyt? Hoffe ihr habt nen schönen Tag und das Kapitel hat euch gefallen :)


Talking To The Moon - Finn Wolfhard + Noah Schnapp (Foah)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt