Bevor Noah sich versah, war auch schon der letzte Tag angebrochen. Als er aufwachte und realisierte, dass es wirklich der letzte Tag war, kamen ihm fast die Tränen. Heute würde er seine Sachen packen müssen. Er würde das letzte Mal in den See springen und zum Felsen gehen. Er würde zum letzten Mal mit den Jungs in einem Zimmer schlafen. Er würde zum letzten Mal hier zu Abend essen. Und er würde heute zusammen mit Millie, Sadie und Jeremy seinen Handabdruck auf das Haupthaus machen. Ja, vor 6 Wochen hatte Finn ihm von den Handabdrücken erzählt und Noah hatte sich gefragt, wie er diese 6 Wochen überhaupt durchhalten sollte. Jetzt waren sie vorbei. Und er war ein anderer. Er war ein anderer Junge, als der, der er war, als er hergekommen war. Damals war er ein introvertierter, stiller Junge gewesen, dem es an Selbstbewusstsein fehlte. Doch nun war er ein extrovertierterer, durchaus kontaktfreudiger Junge.
Langsam schlug er die Decke zur Seite. Alle anderen Jungs schliefen noch, also kletterte er die Leiter zu Finns Bett hinauf und legte sich neben ihn. Was für ein Glück hatte er eigentlich gehabt genau in dieses Camp geschickt zu werden?, dachte er sich, während er seinen so perfekten Freund beim Schlafen beobachtete. Wie dankbar er seiner Mutter eigentlich sein musste. Was wenn sie ihn in ein anderes Camp geschickt hätte? Er hätte eine Menge toller Erfahrungen verpasst. Er hätte eine Menge unfassbar toller Menschen nicht kennengelernt, und was am wichtigsten war, er hätte Finn nicht getroffen.
Als Finn dann endlich aufwachte, war es halb zehn. Noah hatte eine ganze Stunde lang neben ihm gelegen und ihn einfach angeschaut. Vorsichtig blinzelte er in die Sonne und als er realisierte, dass Noah neben ihm lag, grinste er. "Morgen.", sagte Noah. "Morgen.", lächelte Finn. "Letzter Tag, hm?" Noah nickte. "Ich wird das hier so vermissen..." Finn nickte ebenfalls. "Ich auch...Ich bin hier quasi aufgewachsen. Ist schwer diesen Ort aufzugeben." "Versteh ich. Würde mir auch so gehen." Finn setzte sich auf und fuhr sich einmal durch die wirre Haarmähne. "Wenn ich heimkomme ist das erste was ich mache, zum Friseur gehen." Noah schaute zu ihm auf. "Echt? Ich mag's wenn deine Haare so lang sind." "Ernsthaft?", fragte Finn leicht belustigt. "Ich seh aus wie ne aufgeplatzte Klobürste." Noah nahm seine Hand. "Aber eine heiße Klobürste."
In diesem Moment traf ein Kissen Finn am Hinterkopf. "Flirtet irgendwo anders, ihr Knallköpfe. Hier wollen noch Leute schlafen.", kam es dumpf von Jaeden. "Musst du grade sagen, Mr. Ich-steck-meine-Zunge-permanent-in-meine-Freundin.", antwortete Finn. Von Jae kam allerdings bloß ein langezogenes Seufzen. "Komm, lass duschen gehen.", sagte Finn zu Noah und sprach etwas lauter um den schlafenden Jaeden zu nerven. "Wir wollen hier doch niemanden am Schlafen hindern." Noah kicherte und schwang sich dann nach Finn vom Stockbett.
Nach dem Duschen begaben sich die beiden zum Frühstück. Sharon organisierte den beiden ein paar Pancakes und danach saßen sie sich an einem der vier langen Tische gegenüber und verputzten diese. Noah musste an seinen ersten Morgen hier denken. Finn hatte ihm das System erklärt, ihm Sharon vorgestellt und danach waren sie zum ersten Mal vom Felsen gesprungen. Noah erinnerte sich ganz genau daran, wie viel Angst er gehabt hatte. Es war das erste Mal, dass er Finns Hand gehalten hatte. Das erste Mal, dass ihm klar geworden war, wie faszinierend dieser Mensch war.
Viel zu schnell ging der Tag vorbei. Noah und Finn spielten mit Gaten, Jaeden, Wyatt, Jeremy und ein paar anderen Jungs Baseball, aßen zum Mittag Pizza und am Nachmittag gingen die Jungs zusammen mit Lilia, Sadie, Maddie und Millie ein letztes Mal zum Felsen. Die Sonne stand am höchsten Punkt und Noah spürte schon fast den Sonnenbrand auf seiner Haut, als er zusammen mit Finn vom Felsen absprang. Unten schwammen schon die Mädchen und Jaeden. Noah strahlte, als er und Finn langsam durch die Luft schwebten und schließlich das Wasser über ihnen zusammenbrach.
Die Sonne tanzte auf dem Wasser, man hörte das Geräusch vom gegen den Felsen klatschenden Wasser und das Lachen von zehn Teenagern. Zehn Teenagern, die man in dieser Kombi für eine Weile nicht mehr sehen würde. Zehn Teenagern, die in einem Sommer für Noah wie Familie geworden waren. Sechs Wochen, eine 15 Quadratmeter große Hütte und den Fakt, dass sie jede Nacht in einem Zimmer geschlafen hatten, hatten sie alle für Noah wie Brüder werden lassen. Alle außer Finn. Keiner von beiden hatte es ausgesprochen, doch Finn war Noahs Freund. Es bestand auch überhaupt keine Notwendigkeit es auszusprechen. Die beiden wussten es.
Als sie alle später noch ein letztes Mal auf dem Felsen saßen und die Stille der Erkenntnis eintrat, sagte Wyatt einfach so in die Runde hinein: "Das war's also..." Gaten nickte langsam. "Das war's." Finn senkte den Blick. Ja, das war's. Das war seine Kindheit. Jetzt würde etwas Neues beginnen. Etwas, von dem er noch nicht wusste, ob er es mögen oder verachten würde: Erwachsen werden. Ob er dem ganzen überhaupt gewachsen war, wusste er ebenso wenig. Er legte seinen Kopf auf Noah's. Sein Freund hatte genau die richtige Größe dafür. Maddie hob den Blick und schaute in die Runde. "Kein Grund jetzt in Depressionen zu verfallen." "Zu spät.", antwortete Noah in einem belustigten Tonfall. Die Runde grinste leicht, doch Maddie rollte mit den Augen. "Wir bleiben bestehen. Die meisten hier in dieser Gruppe kennen sich seit acht Jahren! Acht Jahre lösen sich ja nicht so einfach auf!" Jaeden nickte. "Stimmt. Aber es wird trotzdem nie wieder so sein, wie es jetzt ist. Wir gehen jetzt alle unsere getrennten Wege." "Aber wir sehen uns nächstes Jahr ja wieder. Wir ziehen das mit dem Haus durch." Finn nickte. "Ja, wir ziehen das durch. Nächstes Jahr können wir alle fahren." Noah schaute zu ihm auf. "Ich wette ich kann's nicht." "Doch.", sagte Finn und küsste ihn auf die Stirn. "Auch wenn du dann noch keine 17 bist." "Wir machen das...", sagte Wyatt ruhig und entschlossen. Und alle wussten, dass er es wirklich meinte. Sie würden das durchziehen.
Und dann, zwei weitere Stunden später, war es soweit. Einige Kinder des Camps versammelten sich um das Haupthaus. Alle, die ihren ersten Sommer (und für Noah, Millie Sadie und Jeremy auch ihren letzten) hier überstanden hatten, standen in einer Schlange die sich einmal um das Haus herum schlängelte. Finn, Gaten, Wyatt, Jaeden, Lilia und Maddie standen in der Kindermenge und Finn beobachtete Noah. Er stand dort zwischen Millie und Jeremy. Sadie führte die Schlange an. Ein kleiner Junge mit beinahe schwarzen Haaren tunkte gerade seine Hand in den grünen Farbtopf und presste sie dann gegen die hölzerne Hauswand. Jared, der neben ihm stand und das ganze beaufsichtigte, reichte ihm ein Papiertuch, um seine Hand von der Farbe zu befreien. Eine Betreuerin, deren Namensschild Noah entnehmen konnte, dass sie Conny hieß, schrieb mit einem Edding den Namen des Jungen und das Jahr neben den noch feuchten Abdruck.
Dann war Sadie an der Reihe. Ohne zu zögern, tunkte sie ihre linke Hand in die gelbe Farbe und drückte sie dann direkt neben den Abdruck des kleinen Jungens. Grinsend schaute sie erst zu Millie, Noah und Jeremy und danach zu den anderen. Euphorisch nahm sie das Papiertuch, teilte Conny ihren Namen mit und gesellte sich zu den anderen. Millie tat es ihr gleich, außer dass sie lila statt gelber Farbe wählte.
Und dann war Noah dran. Er hatte eine Weile darüber nachgedacht, welche Farbe er wohl nehmen sollte. Immerhin würde dieser Abdruck eine ganze Weile an dieser Hauswand verbleiben. Jetzt wusste er es. Finn hatte ihm an seinem ersten Tag seinen Abdruck gezeigt. Der Abdruck seiner kleinen, damals bereits dürren Kinderhand war rot gewesen. Also steckte er seine Hand in den Farbtopf und presste sie über Millies Abdruck. "Noah.", sagte er zu Conny und griff nach Jareds Papiertuch. Während er zur Seite trat, damit Jeremy sich eine Farbe aussuchte, betrachtete er den Abdruck.
Es gab einen Beweis. Einen Beweis, dass Noah hier gewesen war. Einen Beweis für den tollsten Sommer überhaupt. Den tollsten Sommer, den Noah jemals erlebt hatte.
Hoi Peeps. Tja, das nächste Kapitel wird wahrscheinlich das letzte dieses Buches sein. Vielleicht wird es danach auch noch eins geben, aber ich muss mal gucken.
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag und lasst ein Vote oder einen Kommi da, falls es euch gefallen hat :)
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Talking To The Moon - Finn Wolfhard + Noah Schnapp (Foah)
Fanfiction"Ein Tippen auf seiner linken Schulter unterbrach seinen Gedankengang. Als er sich herumdrehte, war das erste was er sah die braunen Augen des Jungen der seine Tasche getragen hatte. Bei dem Blick in diese scheinbar endlosen Augen, zuckte Noah beina...