Kapitel 22 - Religion.

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Ein sehr, sehr langes Kapitel für euch, aber kein -sagen wir es mal so- besonders spannendes Kapitel, es ist eher dafür um Scarlett und ihr Leben und ihre Gedanken besser verstehen zu können, schließlich kann nicht in jedem Kapitel etwas unfassbares passieren, das wäre ziemlich unrealistisch lol. Ich hoffe ihr versteht wieso ich es so gemacht habe, wie ich es tat und natürlich hoffe ich auch, dass es euch gefällt. Bitte hinterlässt mir eure Gedanken auf jeden Fall über Lia die später im Kapitel dann vorkommt. Würde gern wissen, was ihr über sie denkt :)

"Ähm, hat jemand ein Taxi bestellt?"

Unsere Blicke fokussierten sich auf den leicht verwirrten Taxifahrer, wobei ich meine Hand hob um zu zeigen, dass ich ihn gerufen hatte. Tolles Timing, dachte ich mir nur sarkastisch und machte erstmal die Hintertür des Autos auf, bevor ich schon nach hinten gehen wollte um Chea in den Wangen zu legen, als ich merkte, dass Damon sie bereits in den Händen hielt und sie im Brautstil zu mir rüber trug. Vorsichtig legte er sie hinein, sein Blick kühl und konzentriert, während meiner unwillkürlich zu diesem Tom rüber schweifte. Er lag nun bewusstlos da, wahrscheinlich waren die Schmerzen etwas zu viel für ihn. Irgendwo wollte ich mich für ihn schlecht fühlen, irgendeinen kleinen Teil in mir finden der sich in meinen Gedanken für ihn einsetzte, doch ich schaffte es nicht. Selbst wenn ich wusste, dass es falsch war, konnte ich mich nicht dazu zwingen Mitleid zu empfinden. Ich hatte das Gefühl, dass ich Gott damit enttäuschte, aber es ließ sich nicht ändern. Statt Gnade oder Vergebung oder sogar Mitleid, fühlte ich nichts anderes als Gerechtigkeit und Dankbarkeit. Gerechtigkeit gegenüber dem was ihm zugestoßen war und Dankbarkeit gegenüber Damon dafür, dass er versucht hatte mich zu beschützen. War mein Verhalten falsch, Gott? Ich hätte zu ihm hingehen und ihm helfen müssen, schließlich sollte mein Herz nicht mit Ablehnung auf Menschen in Schmerz reagieren und doch tat es das. Ich fühlte mich schuldig, jedoch nicht gegenüber diesem Typen der versucht hatte etwas mit mir zu tun was er nicht durfte, sondern gegenüber Gott, weil ich das Gefühl hatte ich würde ihn mal wieder enttäuschen.

"Was ist los?" hörte ich Damon fragen, seine Stimme offensichtlich besorgt, aber ich wollte ihm nicht von meinen Gedanken erzählen. Schließlich würde er meine Gefühle gegenüber Gott sowieso nicht verstehen."Hey, er hat es verdient." meinte er einfühlsam und legte seine Hände an mein Gesicht, meine Augen somit auf seine gerichtet. Wieso fühlte es sich so gut an, wenn er mich berührte?"Ich weiß, aber trotzdem." ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte ihm nicht sagen, dass ich mich widerlich fühlte, weil ich vor Gottes Augen einem Menschen den Rücken zudrehte, dem ich in diesem Moment helfen könnte. Ich wollte mir selber nicht eingestehen, dass ich mich nicht christlich oder moralisch korrekt verhielt, nur wegen meinen eigenen, egoistischen Gefühlen. Doch wie so oft schon, brachten mich seine tiefen, braunen Augen zum Reden."Ich sollte ihm helfen wollen. Trotz all dem was geschehen ist, sollte ich Mensch genug sein ihn nicht einfach hier liegen zu lassen. So wurde ich erzogen, so ist es richtig, aber ich will es nicht. Ich kann es nicht. Ich will nur, dass er leidet." ich fühlte mich nicht schlecht für ihn, für seine Schmerzen, ganz im Gegenteil. Ich war froh darüber, dass er sich so fühlte und genau das machte mich fertig."Dann überwinde dich und hilf ihm trotzdem." sagte er plötzlich, bevor er mich losließ und sich ein wenig entfernte, seine Augen voller Ernsthaftigkeit. Verwirrt starrte ich ihn an und versuchte zu verstehen was er meinte, da es für mich keinen Sinn machte."Überwinde dich einfach und mach es trotzdem. Selbst wenn er dir nicht leid tut, selbst wenn du denkst, dass er es verdient hat, selbst wenn du dich verletzt fühlst und ihn verabscheust. Wenn du das Gefühl hast, dass es das Richtige ist, dann ignorier deine eigenen Gefühle und tu es einfach. Du musst nicht vergessen um zu vergeben." er lächelte mich warm an und ich starrte ihm wie versteinert entgegen. Er wollte, dass ich ihm helfe?

Unsicher sah ich erneut auf diesen Typen dessen Nase immer noch blutete und für den ich nur negative Gefühle empfand, mein Herz zwischen zwei Seiten in mir hin und her gerissen. Ich wollte ihm nicht helfen, aber war das auch Grund genug um es nicht zu tun? Unentschlossen richtete ich meinen Blick wieder auf Damon, der mich immer noch lächelnd musterte und ich atmete tief durch, bevor ich ihm zunickte."Warten Sie bitte noch 5 Minuten." schrie ich dem Taxifahrer zu, bevor ich anfing auf den Typen zuzugehen der bewusstlos auf dem Boden lag und den ich für sein ekelhaftes Verhalten verabscheute, meine eigenen Gefühle dabei erstmal ignoriert. Mit bebenden Beinen kniete ich mich zu ihm nieder und nahm sein leicht zermatschtes Gesicht in meine Hände. Du musst ihn nicht mögen um etwas Gutes zu tun, dachte ich mir und legte seinen Kopf wieder auf den Boden. Mit schnellen Schritten lief ich wieder nach drinnen, die Musik wie immer dröhnend und die Menschen genau so betrunken, wie auch davor, wenn nicht noch betrunkener, doch das interessierte mich im Moment nicht. Hektisch drängelte ich mich durch ihnen durch, bis ich endlich bei der Bar ankam, meine Augen und Hände bereits suchend nach einer Wasserflasche. Als ich nach einer ganzen Minute immer noch nichts fand, schnappte ich mir eine fast leere Whiskeyflasche und ging weiter nach hinten in die Küche. Ich leerte den Alkohol der sich in der Flasche befand in die Spüle und füllte sie stattdessen mit Wasser, bevor ich mir noch eine Packung Küchentücher nahm und mich wieder auf den Weg nach draußen machte. Ein Typ mit grünen, glasigen Augen kam mir entgegen, sein Lächeln breit und sein Alkoholintus eindeutig über seinem Limit.


A Deal With Damon.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt