5 -Er gehört zu mir-

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Dexter's P.O.V.

Der Blonde, Andrew, war schon eine Weile verschwunden, als ich mich ebenfalls erhob und meine Schritte in Richtung Leadon Park lenkte. Er lag in einer einigermaßen sicheren Wohngegend und dort war nachts nie besonders viel los, zumindest war das vor vier Jahren so gewesen. Die Dunkelheit verschluckte mich, doch das störte mich nicht. Die Hände in den Taschen meiner Lederjacke bestritt ich meinen Weg durch die immer ruhiger werdenden Straßen. Doch mit einem Mal hörte ich einen erstickten Schrei, eher reflexartig als bewusst sah ich mich um und entdeckte insgesamt drei mir bekannte Personen. Zum einen war da Andrew, dem ein Messer an den Hals gehalten wurde, zum anderen der Mann, der das Messer hielt und ein weiterer, der den Blonden nach Geld durchsuchte. Die beiden Männer hießen Michael Mahon und Zachary Hastings, beide arbeiteten schon ewig treu ergeben für Red.

"Hey! Lasst den Kleinen los, der gehört zu mir!", mit langsamen Schritten lief ich auf die drei Gestalten zu, während meine Hand in der Tasche zur Sicherheit fest das Messer umfasste.

"Jones! Hey Zach, das ist tatsächlich Dexter Jones!", stellte Michael fest.

"Live und in Farbe", spottete ich, "und jetzt lass ihn los!"

"Wir dachten, Rixby hätte mal wieder gekifft, selbst Red hat gesagt, er spinnt!", noch immer hielt er Andrew fest, was mich langsam nervös werden ließ. Dennoch verzog ich keine Miene.

"Das war ernst gemeint, er gehört zu mir."

Zachary riss die Augen auf: "Bist du 'ne Schwuchtel? Du?!"

"Oh, das wird Red nicht freuen... Wie hast du im Knast überlebt?!", auch Michael war schockiert.

"Meine Güte, das ist der Bruder von 'nem Kumpel! Ihr wisst ganz genau, dass ich keine Schwuchtel bin!", log ich empört und verzog mein Gesicht angeekelt.

"Besser ist 's!", Michael musterte mich misstrauisch, schubste Andrew dann jedoch ohne weiteren Widerstand in meine Richtung, "Wir sehen uns, Jones!"

"Warum sagen das nur immer alle zu mir?", knurrte ich so leise, dass er es nicht hörte, nahm den zitternden Andrew am Arm und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung. 

Der Junge schien nicht realisieren zu können, was da gerade passiert war. Er war so blass, dass ich mir Sorgen machte, dass er mir gleich zusammenbrach. Auch zitterte er offensichtlich und obwohl mir klar war, dass das zumindest nur sehr wenig mit der Kälte zu tun haben konnte, zog ich meine Jacke aus, parkte mein Klappmesser stattdessen in der Hosentasche und legte ihm das Leder um die Schultern. Von meiner eigenen Handlung überrascht, fragte ich: "Wo wohnst du?"

Er nannte mir die Adresse, die zum Glück nicht mehr weit entfernt war, und fragte dann: "Warum willst du was wissen?"

"Ich bringe dich nach Hause, wer weiß, wie oft ich dich sonst noch retten muss", knurrte ich lediglich.

Andrew schwieg bis wir kurz vor seinem Haus befanden, dann machte er zögerlich doch den Mund auf: "Ähm... Danke. Also für vorhin und fürs Bringen und-"

"Schon okay", unterbrach ich ihn unwirsch, ich konnte solche Szenen noch nie leiden.

"D-du warst also schon mal im Gefängnis?", er fingerte nervös am Bund meiner Jacke herum.

"Ja. Bin seit heute morgen draußen", murmelte ich und gähnte.

Der Blonde runzelte die Stirn: "Warum warst du... Was hast du denn gemacht?"

Entnervt und müde stieß ich die Luft aus der Nase aus: "Nichts, worüber du dir jetzt Gedanken machen solltest. Ist das weiße Haus da eures?"

Er nickte: "Ja... Wo gehst du jetzt hin?"

Diese kleine Ratte war verflixt neugierig!

"Irgendwo pennen!"

Warum antwortete ich ihm überhaupt? Ich hatte ihn immerhin schon vorm Alkohol und vor einem Überfall bewahrt, reichte das nicht? Normalerweise wäre ich einfach gegangen, als er sich neben mich setzte, hätte ihn spätestens in der Gasse ignoriert, aber nein, ich hatte ihm geholfen und jetzt auch noch nach Hause gebracht!
Aber irgendwas an dem Kleinen war faszinierend, vielleicht die Tatsache, dass er mir auf den ersten Blick schüchtern erschienen war, aber sich doch nicht scheute, mich in einer dunklen Straße darauf hinzuweisen, dass Rauchen meiner Gesundheit schadete.

"Wo denn? Also hast du hier irgendwo Familie oder so?"

"Meine Güte, Kleiner! Ich werde mir heute Nacht eine schöne Parkbank suchen, zumindest falls es noch Nacht ist, wenn ich hier wegkomme!", ich strich mir die zu langen Haare aus der Stirn und beschleunigte meine Schritte etwas. Wir standen jetzt vor seiner Haustür.

"Ich geh dann Mal, außer Monstern unter deinem Bett kann ja jetzt hoffentlich nicht mehr viel passieren...", grummelte ich und wandte mich zum Gehen, doch ich kam nicht weit.

"Dexter, warte! Äh... Also, wenn du willst... du musst natürlich nicht, ist nur ein Angebot, aber wenn du vielleicht... also wenn-"

"In medias res!", befahl ich, um dem Gestotter ein Ende zu bereiten.

"In was?!", verwirrt sah er mich an.

"In medias res, das ist Latein und heißt übersetzt etwa 'mitten in die Dinge'. Es kommt von Horaz, einem römischen Dichter, und es bedeutet, du solltest sagen, was Sache ist!", ungeduldig sah ich den schmächtigen Jungen an, der im Laternenlicht noch unschuldiger wirkte.

"Oh, ja...", er wurde rot, "ich dachte, du willst vielleicht hier schlafen. Im Gästezimmer, dann musst du nicht draußen schlafen..."


Hi:)

Ich meld mich schon wieder, momentan komme ich mit der Geschichte überraschend schnell weiter und ich habe nicht so viel Stress zur Zeit, aber gewöhnt euch bloß nicht dran! XD

Und nach diesem Teil wisst ihr auch, wieso mein Account so heißt, wie er heißt!:D

Ich wünsch euch morgen einen schönen Feiertag! Eure c_in_medias_res <3

Dexter JonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt