23 -Klartext-

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Dexter's P.O.V.

"Warum hat er das gemacht?", Andrews Stimme war beinahe tonlos.

Ich schnaubte wütend, nur zu gern hätte ich dem Typen die Fresse poliert. "Ist doch offensichtlich. Der Pisser kann's nicht haben, 'ne Schwuchtel zu sein und weil er in dich verliebt ist, bist du schuld. Und jetzt kann er nicht damit leben, dass du deshalb nicht unglücklich bist!"

"Dexter!", der Blonde wirkte geschockt, "Hör auf so zu reden! Bitte!"

Zähneknirschend riss ich mich zusammen. Andrew konnte ja nichts dafür, es war mehr als egoistisch, dass ich meine Wut auf seinen Verehrer ausgerechnet an ihm ausließ. "Tut mir leid... Aber ich schwöre dir, wenn der dir irgendwann noch mal krumm kommt, dann mach ich ihn fertig..."

Er schüttelte den Kopf: "Ich versteh das alles einfach nicht..."

"Musst du auch nicht, das war einfach ein bisschen viel auf einmal", einem spontanen Impuls folgend legte ich meine Arme um seinen schmalen Körper. Andrew drückte sich kurz an mich und atmete tief durch, dann löste er sich von mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange: "Danke..."

"Nicht dafür."

Ich war mir nicht sicher gewesen, ob es schlau war, Andrew so konfus wie er in diesem Moment war, in die Schule zu schicken. Andererseits war dort Darren und der kannte ihn wohl mit Abstand am besten und würde auf meinen Freund aufpassen. Bevor Andrew mich alleine gelassen hatte, hatte er mich doch noch kurz auf die Lippen geküsst, er hatte unsere Diskussion wohl in der Zwischenzeit verdrängt, was mich nicht besonders wunderte. Aber als ich nun alleine durch die Straßen lief, wusste ich plötzlich, dass ich für ihn früher oder später mit dem Rauchen aufhören würde. Ich wusste es einfach.

"Dex? Wo bist du?", Andrew kam später wieder, als ich erwartet hatte, dafür trug er mehrere Tüten in den Händen und aus mindestens einer davon drang ein für meinen leeren Magen unwiderstehlicher Geruch.

"Hier, Baby! Was hast du denn da alles?", ich nahm die Tüten entgegen, die er mir in die Hände drückte. 

"Baby?", er grinste mich an, "Unter Umständen könnte ich mich daran gewöhnen... Bitte fang nicht schon wieder an, dich aufzuregen, aber hier ist Essen drin und der Rest sind ein paar Klamotten für dich, das konnte ja wirklich keiner mehr mit ansehen!"

Ich ließ das unkommentiert und half ihm stattdessen den Tisch zu decken. Nach dem Essen hatte mein Freund mich gezwungen, die Klamotten, die er gekauft hatte, anzuprobieren und er hatte tatsächlich ein gutes Auge gehabt. Nicht nur für meine Größe, sondern zu meiner milden Überraschung auch bezüglich meines Geschmacks. Außerdem hatte er mir ein Buch mitgebracht und einen Apfel. "Zur Besänftigung", hatte er mir zwinkernd mitgeteilt.

Wir hatten über den Vorfall am Morgen nicht mehr gesprochen, ich vermutete, dass er das erst mal verdauen musste. 

"Hast du Darren das mit uns eigentlich erzählt?", fragte ich, als wir mal wieder in Andrews Bett lagen.

"Klar, was dachtest du denn?", der Blonde grinste breit.

"Was hat er gesagt?", das bereitete mir tatsächlich ein wenig Kopfschmerzen, ich wollte nicht zwischen die beiden geraten. 

"Na ja, du hast ihn ja kennengelernt, er ist ein wenig skeptisch. Aber er sagt, er freut sich für mich. Und er meinte, wenn du nicht nett zu mir bist, kastriert er dich!", er lachte leise, "Aber im Ernst, er hat nicht wirklich was dagegen. Ihr müsst euch einfach noch besser kennenlernen..."

"Ja, vielleicht hast du da recht...", brummte ich. 

"Weißt du eigentlich... Also, ich weiß, es ist schwer, aber... Was hast du jetzt eigentlich vor, zu machen?", er wand sich leicht, hatte offenbar Angst vor meiner Reaktion.

Ich seufzte tief: "Das ist nicht so leicht... Kein Mensch stellt dich ein, wenn du nicht mal einen festen Wohnsitz hast, erst recht nicht, wenn du auch noch ein Ex-Knasti bist. Aber mach dir keine Sorgen, ich komm schon durch!"

Ganz und gar nicht beruhigt richtete Andrew sich auf und fixierte mich mit seinen blaugrauen Augen: "Wie meinst du das? Machst du wieder was Illegales?"

"Andrew, da will ich jetzt wirklich nicht drüber reden. Ich komme über die Runden, dass ist alles, was für dich relevant ist!"

"Ich werte das dann mal als ein Ja! Und seit wann entscheidest du eigentlich, was relevant für mich ist?! Hörst du dir überhaupt zu?", er lief rot an vor Wut.

"Glaubst du, ich will das?! Ich hab mir den Scheiß nicht ausgesucht!"

"Oh doch! Gerade suchst du dir aus, nicht Klartext mit mir zu reden oder mich einfach mal um Rat zu fragen! Nein, Dexter doch nicht! Gott behüte, dass jemand denken könnte, dass du nicht alleine gegen den Rest der Welt ankämst!"

Ich sprang auf vom Bett auf und verließ das Zimmer.

"Wo gehst du denn jetzt hin?", schrie er mir aufgebracht hinterher.

"Frische Luft schnappen!", brüllte ich zurück. 

 Eine Viertelstunde später klopfte ich vorsichtig an Andrews Zimmertür. Das schlechte Gewissen, das mich eigentlich draußen bereits eingeholt hatte, überfiel mich spätestens beim Anblick von Drews geröteten Augen.

"Es tut mir leid...", murmelte ich. Er sah mich nur schweigend an, also fuhr ich mit einem unwohlen Gefühl im Bauch fort, "Ich weiß, dass es nicht richtig ist, wieder ein krummes Ding zu drehen, aber irgendwie muss ich an Geld kommen und momentan ist das der einzige Weg, den ich sehe. Ich wollte dich da raus halten, es tut mir ehrlich leid, dass ich's nicht geschafft hab..."

"Dir soll nicht leid tun, dass ich das jetzt weiß, dir soll leid tun, was du da schon wieder planst, zu machen. Ich kann dir doch helfen! So schwer kann es doch wohl nicht sein, irgendeinen Job zu finden, für den du nicht wieder in den Knast musst. Ich sag dir das nur einmal, ich werde dich nicht im Gefängnis besuchen! Niemals, verstehst du das?!", seine Stimme war kontrolliert, trotzdem war noch ein minimales Zittern zu vernehmen, das seine Aussage nur noch unterstrich.

Ich nickte, ich musste einen erbärmlichen Anblick darbieten, wie ein getretener Hund. "Ich will mit dem Rauchen aufhören", hörte ich mich plötzlich sagen. 

Trotz des wenig eleganten Themenwechsels schien Drew das etwas zu besänftigen, jedenfalls zuckten seine Mundwinkel leicht. Ich legte mich auf den Rücken und zog Andrew an mich. Er legte seinen Kopf auf meiner Brust ab, auf den ich einen Kuss drückte. 

"Alles wieder gut?", fragte ich leise.

"Ja... Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du nichts Dummes machst und wir morgen anfangen, einen Job für dich zu suchen!"

"Okay", gab ich erleichtert zurück und drückte meinen Freund noch ein Stück näher an mich.




Hi:)

Ich hoffe, ihr seid im Gegensatz zu mir der Grippewelle entkommen! Falls nicht, ich fühle mit euch... XD

Lasst mir gerne mal ein bisschen Feedback zukommen!

Bis dann, eure c_in_medias_res <3

Dexter JonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt