32 -Streit-

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Andrew's P.O.V.

"Was sollte das?! Er hat dir nichts getan, also warum musstest du ihn so angehen?", die wütende Stimme meiner Mutter hallte durch den Flur, nur Sekunden nachdem die Haustür hinter Dexter ins Schloss gefallen war.

Prompt kam die wütende Antwort meines Dads: "Hast du dir den mal angeguckt?! Das ist der Freund von unserem Sohn, das ist dir schon klar oder?"

"Meine Güte, Liam! Das ist doch nun wirklich kein Grund, es den beiden so schwer zu machen!", Mum atmete hörbar aus und fuhr dann versöhnlicher fort, "Ich mach mir doch auch Sorgen um Andrew, aber ich finde, wir sollten froh sein, dass er seinen Freund mit nach Hause bringt. Und Dexter hat auf mich einen sehr netten Eindruck gemacht. Fest steht, dass dein Benehmen den beiden gegenüber mehr als unfair war!"

"Was kann denn ich dafür, wenn der so schnell ausflippt? Ich hab ja wohl ganz normale Fragen gestellt! Und ich hab's lieber, er vergisst sich bei mir aus und Andy ist eine Woche sauer auf mich, als dass er bei unserem Sohn ausrastet!"

Es reichte mir jetzt endgültig. In meinen Augen hatten sich vor Wut Tränen gesammelt, als ich in die Küche stampfte: "Dexter flippt nicht aus! Er würde mir nie was tun, er liebt mich. Ich ihn übrigens auch, aber das reicht dir ja scheinbar nicht mehr, um ihm wenigstens eine Chance zu geben!"

Meine Mum streckte ihre Hände in meine Richtung aus, doch ich konnte gerade niemanden um mich haben. Nachdem ich die Tür fest hinter mir zugeknallt hatte, verkroch ich mich in mein Zimmer und ließ die Tränen fließen.

Eine halbe Stunde später klopfte es vorsichtig an meine Zimmertür: "Andy? Darf ich reinkommen?"

"Ja", murmelte ich mit rauer Stimme, nachdem ich Mums Stimme identifiziert hatte.

Offenbar erleichtert schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich auf meine Bettkante: "Es tut mir wirklich leid, wie dein Dad-"

"Das soll er mir selbst sagen! Oder eher, er soll es Dexter sagen", unterbrach ich sie.

"Ja, da hast du wohl recht", murmelte sie und strich mir mir der Hand sanft über den Rücken, genauso wie sie es früher immer getan hatte, als ich noch ein Kind gewesen war, "Ich will ihn nicht verteidigen, ich bin selber sauer auf ihn, aber versuch ihn ein kleines bisschen zu verstehen. Du bist sein Sohn, er will dich nur beschützen..."

"Wovor denn? Vorm glückliche Beziehung führen?!"

"Ach, Schatz...", sie seufzte leise, "Ist manchmal  gar nicht so leicht, Kinder zu haben... Du willst alles richtig machen, aber das klappt halt nicht immer und manchmal braucht man einfach ein bisschen Zeit, bis man merkte, dass man einen Fehler gemacht hat. Dad kriegt sich schon wieder ein."

Ich schwieg einen Moment, meine Gedanken kreisten ununterbrochen um Dexter und wie er sich gefühlt haben musste. "Er... Also Dex, er wollte nicht, dass ihr euch jetzt schon trefft. Er hat so ziemlich genau das befürchtet, was passiert ist. Und dabei war es nur ein Essen..."

"Warum nur ein Essen? Wie meinst du das?", Mum legte die Stirn in Falten.

"Ich... Ach egal!", warum musste ich mich jetzt noch verplappern? Wenigstens hörte Dad nicht auch noch zu.

"Andrew, du kannst mit mir über alles reden, das weißt du oder?"

Ich stöhnte auf. Eigentlich hatte ich eh nicht mehr viel zu verlieren, wie ich fand und irgendwie wollten die Worte wohl aus mir raus: "Dexter hat keine Wohnung und ich wollte, dass er vorübergehend hier unterkommt. Aber er wollte das nicht, schon als ihr weg ward, war es jedes Mal ein Kraftakt ihn zu überreden, hier zu schlafen. Als ihr wiedergekommen seid, wollte ich, dass er trotzdem bleibt, aber ich konnte ihn nicht überreden. War ja offensichtlich auch besser so..."

"Moment mal, ihr kanntet euch doch quasi überhaupt nicht und du lässt einfach so einen Fremden hier schlafen, ohne uns bescheid zu sagen?!"

"Es ist nicht so, wie du jetzt denkst!", und dann begann ich ihr von dem Donnerstagabend zu erzählen, an dem wir uns kennengelernt hatten. Die ein oder andere Stelle schmückte ich ein wenig aus, ließ auch manches -wie seinen Aufenthalt im Gefängnis- weg. Aber ich wollte, dass sie verstand, dass Dexter ein guter Mensch war. Er hatte mich gerettet, er hatte auf mich aufgepasst. 

Nachdem ich geendet hatte, schüttelte meine Mum überfordert den Kopf: "Mein Gott... Gut, dass dein Vater das jetzt nicht mitgehört hat! Andrew, versprich mir, dass du nie wieder sowas machst ohne uns bescheid zu sagen!"

"Ich verspreche es dir, wenn du mir versprichst, dass du Dexter nicht verurteilst. Du kennst ihn nicht!"

"Ich denke, dass ist ein Deal. Wahrscheinlich sollten wir deinem Dad ein bisschen Zeit lassen, sich zu beruhigen. Wenn hier wieder alles in Ordnung ist, will ich deinen Freund aber wirklich kennenlernen", ernst blickte sie mich an.

Selten hatte ich mich meiner Mutter so nah gefühlt, wie in diesem Moment. Es war mehr als deutlich für mich zu spüren, dass sie sich Sorgen um mich machte und enttäuscht war, dass ich nicht gefragt hatte, ob ich Dexter bei uns aufnehmen durfte, und dennoch versuchte sie, mich zu verstehen. Ich war so unwahrscheinlich dankbar, dass ich mich aufsetzte und sie fest in den Arm nahm: "Danke, Mum."

Dexter JonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt