Andrew's P.O.V.
Der Montag erwies sich als ganz gewöhnlicher, trostloser Schultag. Darren versuchte nicht einmal meine miese Stimmung aufzuhellen, er kannte mich zu gut, um denken zu können, dass es etwas verändern würde. Er erwähnte Dexter und das Wochenende nicht mit einem Wort, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich wollte weder darüber reden, noch darüber nachdenken, auch wenn ich genau genommen trotzdem an nichts anderes dachte.
Nach der Schule wollte ich meinen gewohnten Weg zur Bushaltestelle einschlagen, doch plötzlich entdeckte ich etwas. Wie erstarrt konnte ich den Mann mit den dunklen Haaren für einen winzigen Moment nur ansehen, dann endlich setzten meine Beine sich wieder in Bewegung. Ich rannte beinahe, es kümmerte mich nicht im geringsten, dass all meine Mitschüler mich sehen konnten."Dexter", mehr brachte ich nicht heraus, als ich fest die Arme um seinen Oberkörper schlang.
Etwas verhalten legte er die Arme um meinen Oberkörper, zog mich zögerlich aber doch näher zu sich und flüsterte: "Ich hab dich auch vermisst..."
Sofort löste ich mich von ihm, um seinen Gesichtsausdruck sehen zu können, doch er wirkte verschlossen. Seine undurchdringliche Miene verunsicherte mich für einen Moment, doch dann nahm ich mich wieder zusammen.
"Wie geht es dir? Kommst du wieder mit zu mir? Du hast bestimmt Hun-"
"Hol auch mal Luft, Kleiner!", jetzt grinste er sogar ein bisschen, aber noch immer wirkte er angespannt, ja, richtig nervös. Intensiv musterte er mich und fragte mit ernster Stimme: "Drew, ist irgendwas komisches passiert, nachdem ich weg bin? War irgendwer bei dir und hat irgendwas über mich gesagt oder dich beobachtet oder so?"
Seine Art beunruhigte mich dermaßen, dass ich mich nicht einmal darüber wundern konnte, dass er mich 'Drew' genannt hatte. Nachdenklich schüttelte ich den Kopf: "Nein! Warum fragst du?"
Er atmete auf und murmelte: "Gott sei Dank!"
Meine Frage ließ er unbeantwortet stehen, konzentriert wühlte er in seiner Jackentasche und förderte eine Zigarette und sein Feuerzeug zutage. Missbilligend schnaubte ich, während er seine Gesundheit zerstörte: "Ich hasse es, wenn du rauchst!"
"Was kann ich dafür?", erwiderte er jetzt wieder ziemlich entspannt.
"Nichts, aber du könntest das doch wenigstens in meiner Anwesenheit unterlassen!"
"Selbst wenn, dann rauche ich halt später. Was genau ist der Unterschied?", provokant zig er seine rechte Augenbraue hoch.
"Wenn du mit zu mir kommst, könntest du bis Donnerstag nicht rauchen und bis dahin hätte ich dir hoffentlich endlich begreiflich gemacht, dass die Dinger dich umbringen!", hielt ich entschlossen dagegen.
Er seufzte und verdrehte die kupferbraunen Augen: "Ich kann nicht mit zu dir, wann lernst du das nur?"
"Am gleichen Tag, an dem du endlich mit den scheiß Zigaretten aufhörst..."
"Ich will, dass du mir jetzt gut zuhörst! Ich bin alt genug, um zu wissen, was ich tue. Sei lieber froh, dass ich nur Rauche und mir nicht ganz andere Sachen spritze...", Dexter räusperte sich, wirkte plötzlich wieder unruhiger, als er sich umsah und sich wieder mir zu wandte, "Ich kann im Moment auf gar keinen Fall mit zu dir kommen. Es scheint zwar, dass sie dich nicht auf dem Radar haben, aber das ist viel zu riskant! Drew, ich bin immer in der Nähe, du wirst mich nicht jeden Tag sehen, aber ich bin da, okay? Wenn irgendjemand irgendetwas komisches zu dir sagt oder dich bedroht, dann sagst du mir das, sobald du mich siehst und gehst nirgendwo alleine hin! Erst recht nicht im Dunkeln, hörst du?!"
"Dexter, wer zur Hölle hat mich nicht auf dem Radar?! Wer bedroht dich? Du... du musst da weg!", meine Stimme hörte sich viel ruhiger an, als ich mich fühlte. In Wahrheit war ich dabei auszuflippen. Ich hatte mit all meinen Sorgen also richtig gelegen.
Der Dunkelhaarige lächelte ein wenig gequält: "Das braucht dich nicht zu beschäftigen... Ein paar alte Bekannte wollen, dass ich wieder ins Geschäft einsteige... Aber kein Grund zur Sorge, ich kann auf mich aufpassen, ich war nur besorgt, dass es jemand auf dich abgesehen haben könnte!"
Das wirkte jetzt alles andere als beruhigend auf mich, im Gegenteil, ich wurde beinahe hysterisch: "Das kann doch nicht dein Ernst sein! Dexter, bei mir wärst du in Sicherheit! Du könntest auch zur Polizei oder so... Was sind das überhaupt für 'Geschäfte'? Und warum sollten die überhaupt ausgerechnet was von mir wollen? Die suchen doch bestimmt nach dir!"
Ein merkwürdiger Ausdruck legte sich auf Dexters Gesicht. Eine Mischung aus Schmerz, Trauer und irgendwas, dass ihn trotz allem grinsen ließ. Und bei seinen nächsten Worten sah er mich dermaßen aufrichtig an, dass sich mir der Magen umdrehte: "Naja, weil du momentan der einzige bist... der einzige bist, der mir nicht egal ist..."
Die Situation war ihm offensichtlich unangenehm, er sagte nur noch einmal, ich solle mir keine Sorgen machen und er sei in der Nähe und würde mich im Auge behalten, dann ging er. Und während ich mich fragte, wie es sein konnte, dass ein Mann wie er ausgerechnet jemanden wie mich beschützen wollte, sah ich nur ein paar Meter von mir entfernt Blaze an einer Mauer gelehnt stehen und Dexter den wohl mörderischsten Blick hinterherschicken, den ich je in seinem Gesicht gesehen hatte. Dann drehte er sich um und lief ebenfalls grimig auf den Boden starrend weg. Ich verstand das nicht, eigentlich hätte er die Party seines Lebens feiern müssen, weil er mich mit einem Mann gesehen hatte. Andererseits war Dexter nicht gerade die Art von Freund, für die ich mich schämen würde, schließlich konnte er sich nicht nur äußerlich sehen lassen, nein, er war auch noch unwahrscheinlich lieb. Andererseits war er nicht einmal mein Freund... Auch wenn ich mich wohl auf dem besten Weg befand, mich zu verlieben.
Wenn ich es nicht schon getan hatte...Hi:)
Ich hab's irgendwie doch geschafft!:)
Wie gefällt euch das Kapitel und habt ihr schon erkannt, weshalb Blaze so schlecht gelaunt sein könnte? Irgendwelche Vermutungen?Bin nächsten Freitag, macht euch eine schöne Woche!
Eure c_in_medias_res <3
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Dexter Jones
Teen FictionDexters Leben war noch nie einfach, doch als der Einundzwanzigjährige nach vier Jahren aus dem Gefängnis kommt, scheint er am Tiefpunkt angekommen zu sein. Perspektivlos wie er ist, versucht er sich über Wasser zu halten. Doch seine Lage verändert s...