Dexter's P.O.V.
Nachdem ich Andrew und Darren alleine gelassen hatte, war ich zu dem Entschluss gekommen, das es Zeit war, Geld zu beschaffen. Ich hatte mich auf die Suche nach einem alten Bekannten gemacht, doch seine ehemalige Wohnung lag verfallen und verlassen da. Später hatte ich durch Zufall ein Gespräch zweier anderer Hausbewohner gehört, scheinbar war Logan verknackt worden. Pech für ihn, weil er beim Dealen erwischt worden war, Pech für mich, weil ich mir jetzt wirklich etwas einfallen lassen musste.
Die Dämmerung setzte langsam ein als ich aus welchem Grund auch immer ziellos durch das mir eigentlich so verhasste Viertel lief, in dem ich Drew zum ersten Mal gesehen hatte. Da Wochenende war, war es noch voller als es an dem Donnerstagabend gewesen war.
Beinahe gierig zog ich an meiner Kippe, doch selbst das Rauchen konnte mich nicht wirklich entspannen.Genervt und mit einem unguten Gefühl lief ich durch die Straßen, die Hände tief in meinen Jackentaschen vergraben. Außer der spärlichen Beleuchtung durch die Laternen und die grellen Lichter, die aus Clubs und Kneipen drangen, war die Nacht stockdunkel, nicht ein Stern war auszumachen. Vermutlich war es der Tatsache, dass ich tief in Gedanken versunken war, zu schulden, dass ich erschrocken zusammenzuckte und reflexartig mein Messer zog, als ich eine Hand an meinem Arm spürte.
"Steck das weg", raunte die rauchige Stimme, die ich wohl zu jeder Zeit an jedem Ort wiedererkennen würde.
"Red", erwiderte ich schlicht und verstaute, wenn auch eher widerwillig, mein Messer. Wollte er mir etwas antun, hätte er mich erstens nicht angesprochen und zweitens hätte er es auf einer weniger belebten Straße durch ein paar seiner Handlanger durchführen lassen.
"Dexter, welch eine Freude dich endlich wieder zu sehen... Ich muss zugeben, ich war ein wenig enttäuscht, dass du dich nicht bei mir gemeldet hast... Nicht verwundert, nur enttäuscht!", er verzog seinen Mund zu dem furchtbaren schiefen Lächeln, das so typisch für ihn war. Um ehrlich zu sein fand ich ein schiefes Grinsen bei den meisten Männern irgendwie heiß, aber bei ihm sah es schon immer eher wie ein Krampfanfall aus.
"Warum enttäuscht? Hat Rixby dir nicht meine Nachricht zukommen lassen?", ich wollte gelassen und desinteressiert klingen, doch man musst kein Genie sein, um zu erkennen, dass ich wütend war.
"Oh doch, das hat er!", Red legte seinen Arm um meine Schultern als seien wir alte Freunde, "aber ich hatte gehofft, du änderst deine Meinung nach ein paar Tagen ohne Dach überm Kopf..."
"Du weißt genau, dass ich nicht zum ersten Mal keine Bude hab. Und hier draußen ist die Luft so viel frischer", langsam aber sicher reizte ich Red, das war mir klar. Aber so dumm diese Aktion auch war, es gab mir Genugtuung.
"Das letzte Mal als du obdachlos warst, wer hat dich da aufgenommen? Zeig ein wenig mehr Dankbarkeit, dass ich dich so höflich aufsuche!", oh ja, er wurde sauer, aber ich hatte noch immer nicht genug.
"Du findest es also höflich, andere von hinten so zu überfallen? Und du hast mich nicht einfach aufgenommen, du hast mich schon damals überredet, zu dir zu kommen und glaub mir, nochmal steige ich nicht in den fensterlosen Wagen, weil du mich mit Hundewelpen lockst!", das mit dem Auto und den Welpen war natürlich nur eine Metapher. In Wirklichkeit war es in erster Linie um Geld gegangen.
"Ist das dein letztes Wort?", Red war erstaunlich ruhig geworden, das war niemals ein gutes Zeichen.
Dennoch erwiderte ich beinahe ein wenig trotzig: "Ja. Ja, das war es."
"Schön... Aber wir werden uns wiedersehen, mal sehen, ob du dir dann noch immer so sicher bist, mein Lieber... Bis dann, Jones!"
Ich war beunruhigt. Wusste Red von Drew? Michael und Zachary, die beiden Typen, die versucht hatten, den Blonden zu überfallen, hatten Red mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über dem Vorfall unterrichtet. Fraglich war nur, ob ihm bewusst war, dass der Junge momentan meinen einzigen wirklichen Schwachpunkt darstellte und ob er ihn fand.
Ich wollte mich beruhigen, ich durfte jetzt nicht unüberlegt handeln. Wenn ich jetzt einfach zu ihm ging, könnte ich unter Umständen nur jemandem den Weg bereiten und außerdem würde dadurch viel zu offensichtlich, dass ich seinetwegen besorgt war.Es viel mir unvermutet schwer, Andrew nicht aufzusuchen, doch ich beherrschte mich. Zumindest bis Montag.
Es war bereits Mittag, die Sonne strahlte hell und freundlich vom wolkenlosen blauen Himmel herab und ließ mich selbst im T-Shirt noch leicht schwitzen. Überhaupt sehnte ich mich langsam aber sicher nach einer Dusche und einem Rasierer.
Doch all das war nebensächlich, wichtiger war meine Hoffnung auf dem sich mit Schülern fülle den Schulhof irgendwo Drews blonden Haarschopf auszumachen.
Ich hatte bereits Freitag beim Frühstück eine ausgedruckte E-Mail von der Schule in der Küche liegen sehen, weswegen ich wusste, welche er besuchte. Ich war unwahrscheinlich froh über diesen Umstand, denn so musste ich nicht zu ihm nach Hause. Jetzt würde ich sichergehen können, dass er unverletzt war ohne ihn unnötig zu bedrängen.Es dauerte eine Weile, doch schließlich konnte ich Andrew ausmachen. Er verabschiedete sich scheinbar gerade von Darren, dann steuerte er auf dem Ausgang zu, vor dem ich stand. Er hatte mich noch nicht gesehen, noch würde ich mich beruhigt wieder aus seinem Leben verziehen können. Doch dann blickte er auf und sah mich an.
Hi:)
Gegen meine Erwartungen habe ich doch Internet, also gibt's auch ein Kapitel!:)
Ich kann nicht versprechen, dass am Freitag wieder eins kommt, weil ich wie gesagt im Urlaub bin und um ehrlich zu sein brauche ich auch Mal Ferien. ;)So oder so, ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende, eure c_in_medias_res <3
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Dexter Jones
Teen FictionDexters Leben war noch nie einfach, doch als der Einundzwanzigjährige nach vier Jahren aus dem Gefängnis kommt, scheint er am Tiefpunkt angekommen zu sein. Perspektivlos wie er ist, versucht er sich über Wasser zu halten. Doch seine Lage verändert s...