Dexter's P.O.V.
Eigentlich hätte ich wohl ein schlechtes Gewissen haben müssen, ich hatte mit einem Minderjährigen rumgemacht und bei Gott, ich hatte es genossen! Doch ausnahmsweise gelang es mir verdammt gut, jegliche negative Dinge auszublenden, heute war ich einfach nur glücklich. Mehr als zufrieden zündete ich mir eine Zigarette an und lief durch die Straßen zu Andrews Zuhause. Dort angekommen war ich allerdings einigermaßen ratlos, was ich machen sollte, bevor der Blonde wiederkam. Eine Weile hatte ich untätig im Wohnzimmer gesessen, hatte meinen Blick aus dem Fenster durch den Garten schweifen lassen. Insgesamt ein durchaus gepflegter Eindruck, der Rasen konnte mal wieder gemäht werden, die ein oder andere Blume verlangte lautstark nach Wasser, aber sonst sehr gut instand. Pfeifend machte ich mich auf die Suche nach einem Gartenschlauch und tat das, was ich konnte, ich kümmerte mich um Pflanzen. In dem schon leicht verfallenen Holzschuppen, der in einer Ecke des Gartens stand, konnte ich auch den Rasenmäher ausfindig machen. Die Sonne strahlte an diesem Tag heiß und grell vom Himmel, ich kam bereits ins Schwitzen. Um so besser, wie ich fand, denn ich hatte in letzter Zeit eindeutig zu wenig Sport gemacht. Durch das helle Licht, das durch das Schuppendach leuchtete, erkannte ich die zahlreichen kleinen Löcher. Bestimmt hatten Andrews Eltern so einen billigen Bausatz gekauft, nur waren die nicht unbedingt langlebig. Prüfend sah ich die löchrige Dachpappe und die morschen Holzlatten an, man würde sie ohne allzu großen Aufwand wohl austauschen können. Hätte ich Geld gehabt, wäre ich wohl zum nächsten Baumarkt unterwegs gewesen, doch ich hatte nun mal kein Geld. Stattdessen begann ich Unkraut zu zupfen, so lange bis ich wirklich keine Lust mehr hatte. Entschlossen zog ich mir das bereits verschwitzte Shirt über den Kopf und begann mit Liegestützen. Es gab genug Übungen, die man ohne Geräte machen konnte, wenn ich auch nicht bestreiten konnte, dass ich nichts gegen ein paar Gewichte oder Hanteln einzuwenden gehabt hätte. Ich war vertieft, so vertieft, dass ich Andrew erst bemerkte, als er mich ansprach: "Heiß..."
"Oh, hey! Du bist ja schon wieder da", stellte ich atemlos fest.
"Allerdings... An den Anblick könnte ich mich übrigens gewöhnen..."
Ich grinste: "Dachte ich mir, aber ich brauch jetzt trotzdem mal eine Dusche..."
"Okay, ich koch in der Zeit mal irgendwas, ja? Achso, vorher lege ich dir noch Wechselsachen raus, wir müssen dir echt mal mehr als ein Shirt zulegen..."
Dazu sagte ich nichts, ich wollte nicht, dass er Geld für mich ausgab, schlimm genug, dass ich kostenfrei bei ihm wohnte, wenn auch nur vorübergehend.
Nachdem ich die Dusche verlassen und die von Drew angekündigten Wechselsachen, die er vor die Tür gelegt hatte, angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche, aus der bereits ziemlich verlockende Düfte drangen. Der kleine Blonde stand mit dem Rücken zu mir und sang mit zu der Musik, die aus den Lautsprechern seines Handys drangen. Grinsend stellte ich fest, dass wir wohl beide nicht die besten Sänger waren und trotzdem wollte ich nicht, dass er aufhörte. Zu schön war das Gefühl, ihn so natürlich zu sehen, ihn zu beobachten, wenn er sich vollkommen unbeobachtet fühlte. Er drehte die Herdplatten aus, griff nach der Pfanne und drehte sich zu mir um. Erschrocken zuckte er zusammen: "Meine Güte, schleich dich doch nicht so an!"
"Wo bliebe denn dann der Spaß?! Was hast du da eigentlich?"
"Hähnchen mit Currysoße und Reis... Magst du sowas eigentlich?", emsig deckte er den Tisch und drückte mich auf einen Stuhl.
Ich lächelte ihn warm an: "Klar."
Andrew war schweigsam beim Essen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendwas sagen wollte. Erst wollte ich warten, bis er von sich aus zu Sprechen begann, doch mal wieder reichte meine Geduld nicht aus: "Was ist los?"
"Mh? Was soll los sein?"
"Komm schon, du lügst nicht besonders gut... Spuck's einfach aus!"
"Ich...", er wurde knallrot und starrte wie hypnotisiert seinen Teller an, "ich hab mich halt gefragt, was das... na ja, was das zwischen uns jetzt ist..."
Ich räusperte mich, das Thema war mir wohl nicht weniger unangenehm als ihm: "Du weißt ja, dass ich nicht so gut in sowas bin... Ich probiere es jetzt trotzdem und bitte unterbrich' mich nicht, ja?", ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr ich fort, "Du solltest wissen, ich wollte das alles nicht. Als ich dich zum ersten Mal gesehen hab, war ich sofort fasziniert von dir. Du hast überhaupt nicht in diese Gasse gehört und doch warst du da. Du hättest nie mit mir reden sollen, aber du hast es gemacht. Du hast mich ganz ehrlich verwirrt und ich wusste, dass ich mit dir aufpassen muss. Du bist nicht nur rein äußerlich mein Typ, sondern auch charakterlich, mutig, meist direkt und einfach ein bisschen wahnsinnig, dabei aber so unwahrscheinlich unschuldig, gutherzig. Um es kurz zu sagen, du bist viel zu gut für mich, auch zu jung für mich, du bist ja nicht mal achtzehn... Und du hast es geschafft, mich mehr als einmal in den Wahnsinn zu treiben mit deiner sturen und so verdammt neugierigen Art und genau deshalb hab ich offensichtlich mal wieder versagt", wie um mich zu demütigen sammelten sich Tränen in meinen Augen, die ich hastig wegzwinkerte, "Andrew, ich hab mich verdammt noch mal in dich verliebt und ich weiß, dass du mich jetzt nicht wegschickst, aber bitte denk immer dran, dass es da draußen bessere für dich gibt..."
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Dexter Jones
Teen FictionDexters Leben war noch nie einfach, doch als der Einundzwanzigjährige nach vier Jahren aus dem Gefängnis kommt, scheint er am Tiefpunkt angekommen zu sein. Perspektivlos wie er ist, versucht er sich über Wasser zu halten. Doch seine Lage verändert s...