Andrew's P.O.V.
Vierzig Minuten später saß ich zufrieden grinsend neben einem eher weniger begeisterten Dexter und biss genüsslich in meine Pizza. Der Fernseher lief und ich hatte den Dunkelhaarigen schon mehrfach murmeln hören, dass das Programm in den vergangenen vier Jahren scheinbar alles andere als besser geworden war. Allerdings war er seit einiger Zeit eher schweigsam und auch seine Pizza aß er ziemlich lustlos und legte den Karton weg, nachdem er gerade mal ein Achtel aufgegessen hatte.
"Alles okay bei dir?", fragte ich alarmiert.
Dexter wirkte blass als er sich zu mir wandte: "Ja... Mir ist gerade nur ein bisschen schlecht, hört gleich bestimmt wieder auf!"
Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch: "Okay, aber wenn's schlimmer wird, sagst du bescheid!"
Er nickte nur und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher, doch nur etwa zehn Minuten später sprang er plötzlich auf und rannte ins Bad. Erschrocken lief ich ebenfalls dorthin und sah, wie er gekrümmt auf dem Boden kniete und sich immer wieder übergab. Der beißende Geruch von Erbrochenem machte sich breit und auch ich musste meinen Würgreiz krampfhaft unterdrücken. Gott sei Dank hatte er es bis zur Toilette geschafft! Als scheinbar endlich alles aus seinem Magen raus war, atmete Dexter schwer und stützte erschöpft seinen Kopf auf seinem Arm auf, während er mit der freien Hand die Spülung betätigte.
Vorsichtig strich ich ihm mit der Hand über den Rücken und sagte leise: "Bleib bitte kurz hier sitzen, ich hol dir einen Eimer und dann bringen wir dich mal schnell wieder ins Bett!"
Dexter nickte wehrlos und ich machte mich auf die Suche nach dem Eimer. Der war auch schnell gefunden und nachdem ich Dexter gezwungen hatte, eine Jogginghose von meinem Dad anzuziehen, legte er sich vorsichtig ins Bett. Ich hätte ihm ja eine Hose von mir gegeben, aber für die war er einfach zu groß und ich konnte ihn unmöglich krank mit Jeans hier liegen lassen.
"Soll ich hier bleiben oder willst du versuchen zu Schlafen?", ich musterte mit Sorge seine kupferbraunen Augen, die einen leicht fiebrigen Glanz angenommen hatten.
"Kannst du bitte noch ein bisschen hier bleiben?", er wirkte eigenartig unsicher.
Entschlossen nickte ich und zog einen Stuhl neben das Bett, um mich zu ihm setzen zu können: "Klar..."
"Da hatte ich vier Jahre lang die Chance auf Kosten des Staates krank zu werden und wann passiert's? Wenn ich wieder draußen bin..."
"Aber dafür hast du jetzt jemanden, der sich um dich kümmert!", etwas leiser füge ich noch an, "und außerdem kannst du mir so nicht weglaufen..."
Dexter lachte gequält: "Da hast du wohl recht..."
Die nächsten drei Stunden, in denen er sich zum Glück nur noch einmal übergeben hatte, hatte ich so an seinem Bett verbracht und mit ihm geredet, dann waren ihm die Augen zugefallen und ich konnte ein schwaches Schnarchen vernehmen. Grinsend deckte ich ihn richtig zu und konnte den Drang, ihm mit dem Finger über eins seiner Tattoos zu streichen, einfach nicht unterdrücken. Beim besten Willen verstand ich die Bedeutung der schwarzen Tinte auf seiner Haut nicht. Es war ein kompliziertes Spiralmuster, es sah wunderschön aus, aber was es darstellte, war ein Rätsel für mich. Mühsam riss ich mich von dem Anblick des schlafenden Mannes ab und wollte aus dem Zimmer gehen, als mein Blick auf das zerfledderte Taschenbuch fiel, das neben dem Bett lag. Einem spontanen Impuls folgend, ließ ich mich wieder auf dem Stuhl nieder, klappte das Buch auf und begann zu lesen. Um ehrlich zu sein verstand ich nicht wirklich, was Dexter an diesem Werk finden konnte. Entweder ich war einfach nicht intelligent genug, um den Sinn der Geschichte zu erkennen oder dieses Buch war schlicht und ergreifend totlangweilig. Trotzdem kämpfte ich mich durch die ersten Kapitel, draußen setzte bereits die Dämmerung ein, als ich schließlich merkte, wie meine Lider immer schwerer wurden.
Gähnend erwachte ich und riss im nächsten Moment hektisch die Augen auf. Um mich herum war es dunkel, ich bewegte mich, fühlte einen Körper an meinem. Es dauerte überraschend lange, bis ich verstand, dass Dexter mich gerade von dem unbequemen Stuhl, auf dem ich offensichtlich eingeschlafen war, hochhob und ins Bett legte. In sein Bett. Er hatte nicht bemerkt, dass ich wach war. Sanft legte er mich hin und schlüpfte schließlich selbst unter die Decke. Ich wusste selbst nicht wieso, aber ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich nicht mehr schlief, weswegen ich schnell die Augen wieder schloss. Vorsichtig zog er die warme Bettdecke über unsere Körper und ich hörte ihn ganz leise aufseufzen. Eine Weile passierte nichts, doch dann spürte ich plötzlich Dexters Arme, die mich an seine Brust zogen und ich fühlte mich mit einem Schlag geborgener als je zuvor in meinem Leben.
Hi:)
Ich bin ehrlich gespannt auf eure Reaktionen! :D
Bis nächste Woche, eure c_in_medias_res <3
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Dexter Jones
Teen FictionDexters Leben war noch nie einfach, doch als der Einundzwanzigjährige nach vier Jahren aus dem Gefängnis kommt, scheint er am Tiefpunkt angekommen zu sein. Perspektivlos wie er ist, versucht er sich über Wasser zu halten. Doch seine Lage verändert s...