14 -Gefühle-

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Andrew's P.O.V.

Mir war bisher selten das Herz so in die Hose gerutscht wie in dem Moment, in dem Darren plötzlich vor der Haustür stand. Ich kannte ihn, ich wusste, er würde von Dexter alles andere als begeistert sein. Nicht, weil die beiden charakterlich nicht miteinander auskommen könnten, sondern nur, weil Dexter im Gefängnis gewesen war. Ich konnte meinen besten Freund nicht dafür verurteilen, hätte ich ihn in so einer Situation erwischt, wäre ich mit Sicherheit ausgerastet vor Sorge. Trotzdem musste ich die Lage irgendwie entschärfen, wollte ich doch weder Dexter noch Darren wegschicken. Doch Dexter ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen, stattdessen legte er alles offen auf den Tisch. Das einzige, was er für sich behielt, war die Tatsache, dass wir die Nacht schmusend in einem Bett verbracht hatten und ich war mir unsicher, ob er diese Geschichte nicht auch nur aus Rücksicht auf mich verschwieg.

"Ich kann mir denken, dass du dir Sorgen machst, aber falls dich das beruhigt, ich habe und werde Andrew niemals bewusst verletzen und außerdem werde ich dieses Haus noch heute verlassen", schloss Dexter seine Erklärung ab.

"Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen, du bist krank!", widersprach ich. Langsam hörte ich mich wohl schon wie eine Schallplatte mit Sprung an. 

"Ich war krank und du weißt genauso gut wie ich, dass das keinen Sinn hat. Ich kann nicht ewig hierbleiben!"

Darren hatte bisher noch immer kein Wort gesagt, doch jetzt machte er den Mund auf: "Andy, ich denke auch, dass es besser ist, wenn er jetzt geht. Ich will mit dir unter vier Augen reden. Dexter, danke, dass du auf ihn aufgepasst hast, aber jetzt bin ich ja da..."

Zu meinem Entsetzen nickte Dexter nur, dann lief er die Treppe rauf, um seine Sachen zu holen. Ich wollte ihm folgen, doch Darren hielt mich am Arm fest: "Lass es gut sein! Das ist doch kein Abschied für immer!"

Doch genau das war die Frage. Würde ich Dexter wiedersehen? Ich wusste nicht einmal, ob er das wollte und außerdem hatte ich verdammte Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Klar, er war erwachsen und nicht gerade der Typ, mit dem sich jemand wie ich anlegen wollte, aber das Straßenleben war gefährlich. Beinahe hätte ich an meiner eigenen Haut spüren müssen, wie gefährlich. Nur dem Dunkelhaarigen hatte ich zu verdanken, dass mir nichts passiert war, aber wer würde auf ihn aufpassen? 

Dexter trug wieder seine Lederjacke, er lächelte schwach und nahm mich etwas zögerlich kurz in den Arm: "Meld dich, wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst..."

"Wie denn? Soll ich dir eine Brieftaube schicken?!", schnaubte ich.

Dexter ignorierte meinen wütenden Unterton und lächelte noch ein wenig breiter: "Du findest mich schon und wenn nicht, dann finde ich dich!"

Dann verschwand er einfach aus der Tür und trotz seiner Worte hatte ich das drückende Gefühl im Bauch, ihn eine ganze Weile nicht wiederzusehen.

"Ich kann nicht fassen, wie dumm du bist! Du kannst doch nicht einfach irgendwen hier pennen lassen! Weißt du eigentlich, was für ein verficktes Glück du hast, dass du ausgerechnet an Dexter und nicht an einen Vergewaltiger oder Massenmörder gekommen bist?! Du hättest mir wenigstens bescheid sagen müssen!", ich riss meinen Blick von der jetzt geschlossenen Haustür und ließ die Predigt meines besten Freundes über mich ergehen. Das Schlimmste war, dass mir bewusst war, dass er mit all seinen Anschuldigungen vollkommen recht hatte und ich dennoch unendlich froh war, dass ich Dexter hier hatte schlafen lassen. 

Als ich nicht reagierte, verdrehte Darren die Augen und ließ mich allein. Am nächsten Tag kam er wieder und bemerkte meine psychische Abwesenheit erneut.

"Andy? Was ist los mit dir? Ist das immer noch wegen gestern?"

"Nein, mir geht's prima wegen gestern",  brummte ich sarkastisch. 

Darren seufzte: "Hör mal, es tut mir leid, dass ich dich so beschimpft hab. Ich hab mir einfach Sorgen gemacht und du musst zugeben, dass das ziemlich ins Auge hätte gehen können! Allein schon, dass du alleine ins Starlight gegangen bist... Und dann war da auch noch dieser Kerl, da hab ich vielleicht ein bisschen überreagiert..."   

"Ist schon okay", murmelte ich und kaute lustlos auf meinem Toast herum.

Eine Weile beobachtete Darren mich schweigend, runzelte zwischendurch die Augenbrauen und setzte endlich zu Sprechen an: "Du hast dich in ihn verliebt oder?"

Vor Schreck verschluckte ich mich, wurden von Hustenanfällen geschüttelt und wischte mir die Tränen aus den Augen, nachdem ich endlich wieder Luft bekam. 

"Wie kommst du denn dadrauf?", vorsichtig trank ich ein bisschen Wasser, um das unangenehme Kratzen in meinem Hals etwas zu beruhigen.

"Du bist dermaßen schlecht gelaunt, nur weil er einen Tag weg ist und mal ganz im Ernst, so wie du ihn anguckst, hast du nicht mal Dan angesehen..."

Ich konnte förmlich spüren, wie das Blut mir ins Gesicht schoss: "Ich... ich weiß nicht, ich mag ihn einfach... Er ist... naja, er ist halt er. Und ich bin ich..."

Darren lächelte leicht gequält: "Du kannst dir denken, dass ich nicht unbedingt Luftsprünge deshalb mache, aber das erklärt immerhin einiges..."

"Scheiße", mir war ein Gedanke gekommen, der mir ganz und gar nicht behagte, "meinst du, er hat was gemerkt?!"

Er überlegte kurz und erwiderte: "Ich weiß es natürlich nicht, aber ich glaube es nicht. Ich glaub eher, dass ihm bald auffallen wird, dass er dich auch mag..." 




Hi ihr Lieben! :)

Ich fahre am Montag in den Urlaub und habe deshalb zwei Wochen wahrscheinlich kein WLAN, in der Zeit kommen dann natürlich keine Kapitel. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich morgen oder Sonntag noch was hochlade, aber falls ich es nicht schaffe, wünsche ich euch schon mal eine schöne sonnige Zeit!

Lasst gerne Feedback da, ich melde mich spätestens am 09.08. wieder!

Bis dann, eure c_in_medias_res <3

Dexter JonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt