14| Baggersee

1.5K 36 4
                                    


Kapitel 14


Leons Sicht:


„Leon jetzt mach doch mal hin!" schrie mein Vater, als ich in Gedanken auf die Visitenkarte starrte. Die letzten Gäste waren vor einer Stunde gegangen und seitdem brachten wir das Chaos wieder in Ordnung. Ich steckte die Karte in meine Hosentasche und nahm den Müll mit nach draußen. „Was ist denn los mit dir? Du bist seit vorhin so komisch." fragte mein Papa nach. Ich schaute ihn an und überlegte, ob ich es ihm erzählen sollte. „Nichts! Ich bin nur müde!" log ich ihn an. Es würde ihn vermutlich sowieso nicht interessieren. Außerdem wusste ich noch gar nicht, ob ich sie anrufen sollte oder nicht. Vielleicht war das alles nur ein Witz. Vielleicht war das aber auch meine große Chance.



„Jungs jetzt kommt schon! Noch 2 Runden!" rief ich meinen Wilde-Kerle-Kollegen zu. Klar war es warm und ja, um den Platz rennen war anstrengend... aber Training musste sein. Ich merkte, wie mich jeder der Jungs Sekunde für Sekunde mehr hasste. Das war mir jedoch egal. Ich sah, wie Vanessa ziemlich zurückhing. Das war sehr untypisch für sie. Und das war mir so ganz und gar nicht egal. Eigentlich war sie immer eine von denen, die ganz vorne mitlaufen. Ich ließ mich zurückfallen bis ich neben ihr war. „Alles gut bei dir?" fragte ich meine Freundin besorgt. Sie atmete ziemlich schwer und nickte. „Nein, du lügst." merkte ich und hielt sie fest, damit sie stehen bleiben musste. Sie hatte ihre Hände auf den Knien abgestützt und sich nach vorne gebeugt. „Wenn sie nicht mehr laufen muss, dann will ich auch nicht mehr!" schrie Nerv und setzte sich auf den Boden. Er kassierte dafür nur einen finsteren Blick von mir. Ich hatte jetzt keine Zeit, um den Giftzwerg zu schimpfen. „Alles gut, es geht gleich wieder!" lächelte Vanessa mir zu, als sie sich wieder gerade hinstellte. Ich sah ihr in die Augen und sie wich meinem Blick andauernd aus. „Wir machen Pause!" rief ich den Jungs zu. Die ließen sich sofort auf den Boden fallen und übergossen sich selbst mit Wasser. Ich nahm Vanessa am Arm und zog sie mit zu Willis Wohnwagen, damit wir im Schatten sitzen konnten. 


Willi saß im Wohnwagen uns laß ein Buch. „Willi hast du ein Wasser für mich?" fragte ich ihn. Er reichte mir eines und ich reichte es wiederum Vanessa. „Geht's wieder?" fragte ich sie, als sie einen großen Schluck Wasser getrunken hatte. Sie nickte und lächelte mich an. Dieses Mal wich sie meinem Blick nicht aus. Auch ich zog meine Mundwinkel nach oben. „Ganz schön heiß heute!" sagte sie. „Achja? Findest du?" lachte ich. Sie streckte mir gespielt beleidigt die Zunge raus. „Hey, nicht frech werden Fräulein Butz!" scherzte ich herum. Und wieder lächelte sie. Es war so ein unglaublich schönes Gefühl, wenn ich sie zum Lächeln bringen konnte. Ich hätte am liebsten noch stundenlang hier mit ihr gesessen, aber die Jungs warteten schon auf uns. „Dann würd ich sagen machen wir für heute Schluss mit dem Training." verkündete ich, als wir wieder bei den Jungs waren. Die Jubelschreie konnte man vermutlich sogar in Berlin hören. „Wie wäre es, wenn wir alle an den See gehen würden?" fragte nun Markus in die Runde. „Klar, gerne!" rief Joschka. „Super, dann holen wir unsere Badesachen und treffen uns dort?" fragte Marlon. Marlon hatte sich vor Beginn des Trainings bei den Jungs entschuldigt. Die hatten ihm auch sofort verziehen. Er hatte aber ja auch keinen von ihnen so beleidigt, wie Vanessa. Sie redeten miteinander, aber es war noch nicht so wie früher. Das würde vermutlich einfach noch eine Weile dauern. 



Am Baggersee angekommen, packten wir erst einmal unsere Handtücher, Picknickdecken, Fußbälle und vieles mehr aus. Raban und Joschka waren schon im Wasser. Markus und Nerv sprangen ihnen gleich hinterher. Ich belächelte die ganze Situation, während ich mein Handtuch ausbreitete und erst einmal gemütlich Platz nahm. Marlon, Juli, Klette und Maxi legten sich auch vorerst in den Schatten. „Hey entschuldigt die Verspätung." begrüßte uns Vanessa. „Das macht doch nichts!" grinste ich sie an und stand auf, um sie zur Begrüßung zu umarmen. Gut, vielleicht war das ein wenig übertrieben immerhin hatten wir uns vor einer Stunde erst gesehen, aber egal. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ja nur eine Badehose trug und es ihr vielleicht unangenehm war mich so halb nackt zu umarmen. Dafür war es jetzt aber schon zu spät. Ich hatte vorhin extra ein wenig Platz neben mir gelassen, damit sie sich neben mich legen konnte. „Ich lege mich ein wenig in die Sonne." lächelte sie mich an und nahm ein ganzes Stück weiter weg von mir Platz. Ich war ein wenig enttäuscht, ließ mir aber nichts anmerken. Sie trug ein recht weites schwarzes Kleid und man konnte ihre Bikiniträger erkennen, die hinten am Hals zugeschnürt waren. Würde sie sich jetzt vor all den Jungs im Bikini in die Sonne legen? Ich als ihr Freund hatte sie noch nie im Bikini gesehen. Da wäre es doch irgendwie komisch, wenn sie jetzt gleich alle so halb nackt sehen würden. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da hatte sie sich das Kleid ausgezogen und lag im Bikini vor uns. Sie hatte sich auf den Bauch gelegt und ihren Kopf auf den Armen abgestützt. WOW! Sie hatte eine verdammt gute Figur. Ich muss zugeben, dass ich verdammt beeindruckt war. Gleichzeitig war ich aber auch eifersüchtig, dass alle Jungs sie jetzt so sehen konnten. Ich wollte nicht ganz so auffällig auf sie starren und blickte daher auf den Baggersee. Da kamen Erinnerungen in mir hoch.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt