29| Das Kopftuch

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Kapitel 29:


Vanessas Sicht:


Ich machte Leon und mir einen Kakao und wir setzten uns ins Wohnzimmer. „Also Frau Butz, legen Sie los! Ich bin ganz Ohr!" sagte Leon und lehnte sich zurück. Ich musste lachen. Schön, dass es momentan so gut zwischen uns lief. Aber was genau lief eigentlich zwischen uns? „Na gut Herr Wessel. Ich hab dieses Kopftuch irgendwie schon immer getragen. Meine Oma hat es mir damals geschenkt, kurz nachdem meine Mutter gestorben war. Irgendwie habe ich mich damit stärker gefühlt und wilder." begann ich meine Erzählung. „Immer wenn mir eines zu klein oder abgenutzt war, hat sie mir ein Neues geschenkt. Ich trug es Tag und Nacht. Irgendwie wurde dieses Tuch ein Teil von mir. Bevor wir dann zu den Wölfen aufgebrochen sind, haben mir Raban und Joschka das mit der Aufschrift „WILD" geschenkt. Sie meinten, es würde besser zu den neuen Trikots passen." zwischendurch nippte ich immer mal wieder an meinem Kakao. „Als du dann Anne hinterhergefahren bist, war ich einfach so sauer und enttäuscht. Ich war nicht nur sauer auf dich, sondern auch auf mich. Ich hatte andauernd Alpträume und eine solche Angst dich an Anne zu verlieren." ich machte eine Pause und sah Leons ernsten Blick. „Dann hab ich eines Nachts ein Kleid angezogen und das Kopftuch abgenommen, weil ich dachte, dass du mich dann hübscher finden würdest. Ich dachte einfach, du würdest mich dann eher als Mädchen wahrnehmen oder keine Ahnung was. Jedenfalls habe ich es seitdem nicht mehr getragen. Ich habe daraus einfach gelernt, dass ich kein Kopftuch brauche, um mich stark und wild zu fühlen. Wenn ihr alle bei mir seid, dann fühl ich mich stark genug. Ich habe das Gefühl, dass ich mit euch alles schaffen kann." beendete ich meine Erzählung und wartete gespannt auf eine Reaktion von Leon.


Er hatte die ganze Zeit auf dem Sofa gesessen und mir aufmerksam zugehört. Dennoch wich er meinem Blick immer wieder aus. „Dann bin ich schuld, dass du es nicht mehr trägst." murmelte er. Ich zuckte leicht mit den Schultern. Das war jetzt keine Schuldfrage. „War das in der Nacht, als Maxi dir gesagt hat, dass er dich liebt?" wollte Leon jetzt wissen und mein Magen zog sich sofort zusammen. Ausgerechnet das Thema musste er jetzt ansprechen. Ich nickte leicht und trank meinen Kakao aus. Nun nickte auch Leon. „Ich finde dich mit und ohne Kopftuch hübsch." flüsterte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich lächelte ihn verlegen an. Er kam mir immer näher und ich konnte bereits seinen Atem an meiner Haut spüren. Leon legte eine Hand an meine Wange und küsste mich zärtlich. Es war ein kurzer Kuss, dennoch war er wunderschön und voller Gefühl. „Was ist das nur zwischen uns?" hauchte er, als er seine Stirn an meine legte. Ich sagte nichts, sondern zog ihn erneut in einen Kuss. Ich wollte nicht mehr reden. Wir hatten genug geredet. Das Einzige, das ich wollte, war ihn zu küssen.



Es war mittlerweile eine leidenschaftliche Knutscherei entstanden, die wir erst lösten, als Leons Handy klingelte. Ich war ganz durch den Wind. Ich holte tief Luft und musste sofort lächeln. Glücksgefühle durchströmten meinen Körper. „Wo bist du?" hörte ich Joachim in den Hörer schreien. Leon erschrak und hielt den Hörer ein paar Zentimeter weiter weg von seinem Ohr. „Bin schon auf dem Heimweg. Hab nur Vanessa nach Hause gebracht." lautete seine Antwort. Man merkte ihm an, dass auch er noch ganz durch den Wind war. „Achso ok. Ja dann, bis dann." sagte Joachim nun etwas leiser. Leon beendete das Telefonat und stand gleich vom Sofa auf. „Ähm... ich.. ähm.. geh dann mal lieber nach Hause." stammelte er und sah mich verwirrt an. Ich nickte leicht und begleitete ihn noch zur Tür. Leon zog seine Jacke und Schuhe an und lächelte mich dann leicht an. „Gute Nacht." hauchte er an mein Ohr, als er mich umarmte. „Gut Nacht" flüsterte ich ebenso leise zurück. Zu meiner Verwunderung küsste er mich nochmal sanft ehe er mit einem „Schlaf gut." verschwand.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt