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Ich begutachte die blaue Zimmertür bis sie nach meinem Anklopfen aufgerissen wird. Casey sieht mich mit großen Augen an. Es wäre nicht Casey, wenn nicht etwas hinter diesem Blick liegen würde. Bevor ich nachfragen kann, kommt ein Geräusch aus ihrem Zimmer. Das Geräusch ist eine Männerstimme.

Ein schwarzhaariger Junge kommt zu uns an die Tür. Er knöpft sich gerade seine Jeans zu und wirft sich schließlich das Shirt lässig über die Schulter. Dann geht er mit einem Zwinkern und oberkörperfrei an uns vorbei aus dem Zimmer. "Bye Ladys."

Einen Moment stehen wir schweigend da. Dann, nach wenigen Sekunden, lachen wir uns die Seele aus den Leib. "OH GOTT." Rufe ich zwischen zwei Lachern. Als ich hergekommen bin um mich bei Casey zu entschuldigen, hätte ich nicht gedacht, dass ich sie mit dem erstbesten Typen erwischen würde.

"Der so: bye Ladys." Äfft sie in gespielter Männerstimme und zieht mich in ihr Zimmer. Wir reden und lachen noch weiter über den Kerl, der sich als Chad herausstellte und in Casey's Vorlesung war. Mittlerweile haben wir uns hingesetzt. Sie hat einen Pullover über ihr Top angezogen, welches sowieso auf Links gedreht war.

"Hör mal, ich wollte-" doch sie unterbricht mich.

"Nein, du musst nichts sagen. Du hattest Recht. Mit allem." Sagt sie und sieht mich aus ihren grünen Augen an. Sie zuckt ihre Schultern. "Ich hätte meine Klappe halten sollen. Weißt du, manchmal braucht man jemanden, der das einem auch mal sagt." Erklärt sie und lächelt.
Und es ist tatsächlich ein aufrichtiges und ehrliches Lächeln von ihr.

"Ich war bisher in meinem Leben nur einmal mit jemandem wirklich zusamnen. Und diese Erfahrung hat mich so sehr geprägt, dass ich alles und jeden in einer Beziehung einfach in Frage stellen muss." Sie seufzt als würde sie in Erinnerung schwelgen.

"Was ist denn damals passiert?" Frage ich sie. Denn ich würde gerne wissen, was Casey passiert ist, dass sie jetzt zu dem Menschen geworden ist, der sie heute ist.

"Damals" fängt sie an und setzt sich so hin, dass sie im Schneidersitz an der Wand gelehnt auf dem Bett sitzt. Sie blickt auf die Decke vor sich. Zögernd spricht sie weiter.

"In der Highschool war ich mit diesem Typen zusammen. Sein Name war Jason. Wir hatten für ein paar Monate was. Nicht so lang. Jedenfalls war er mein erster Freund. Er hat mir meine Jungfräulichkeit genommen." Casey knetete ihre Hände während sie weiter redete. "Ich war echt Happy, aber nur für eine kurze Zeit. Denn nach und nach beschlich mich ein seltsames Gefühl wegen Jason. Er hatte immer irgendwelche Ausreden um sich zu entschuldigen, wenn er mich mal wieder vergessen hat. Er sagte mal, er wäre mit dem Bus gekommen, der einen Platten hatte. Dann hat er mal am Telefon behauptet, er sei bei seiner Oma in Canada, obwohl ich ihn am nächsten Tag gesehen habe. Er hat sich nicht mal mehr Mühe gegeben. Seine Ausreden wurden schlechter." Sie schluckt, was mir ein komisches Gefühl gibt. Ich habe das Gefühl ich weiß, was der Typ ihr angetan hat. "Hat er dich betrogen Casey?"

Casey hebt ihren Blick nicht sofort. Erst bemerke ich, wie sie sich versteift. Dann schließt sie die Augen und öffnet sie, um mich aus glänzenden Augen anzusehen. Sie nickt.

Was für ein Arschloch.

"Das Mädchen, mit dem er Wochenlang was am Laufen hatte, wusste genau dass ich seine Freundin war. Sie hat es gewusst und hat trotzdem mit ihm geschlafen." Sie schüttelt ihren Kopf. Arme Casey. Ich weiß, dass sie nie weint, aber das hier scheint sie ziemlich zu treffen. "Sie war meine Schwester."

Meine Kinnlade klappt auf. "Was?!?Deine...eigene Schwester??" Ich traue mich nicht zu laut zu reden und sehe sie geschockt an. Doch sie zuckt die Schultern. "Am Ende hat es mich nicht überrascht. Ich mein, habe ich es kommen sehen? Nein. Hat er mir das Herz gebrochen? Ja. Konnte ich meiner Schwester je verzeihen? Nein...Aber es hat mir auch gezeigt, wie naiv ich war. Und deshalb lasse ich mich auch nicht mehr so auf Jungs ein. Einmal Ficken und weiter schicken." Sagt sie und verschränkt die Arme.

Ich sehe sie weiterhin mit großen Augen an. Ich habe niemals gedacht, dass jemandem wie Casey so etwas zugestoßen ist. Sie hat immer so stark und selbstbewusst gewirkt. Ich hätte eher gedacht, dass sie das jemandem eher antun könne, als umgekehrt. Doch anscheinend habe ich mich geirrt. Man sollte nie voreilige Schlüsse ziehen und über jemandem herziehen, wenn man nicht seine ganze Geschichte kennt.

"Casey" sage ich und rutsche etwas näher an die heran. "Wenn du irgendwann mal reden willst, ich bin da." Versichere ich ihr und sehe ihr ins Gesicht, damit sie weiß, dass es mir Ernst ist.

Sie wirkt noch etwas verwundbar, doch im nächsten Moment lächelt sie wieder und verdreht die Augen. "Ich weiß doch, du Nervensäge." Sagt sie. "Komm jetzt, lass uns Pizza essen gehen. Ich habe Hunger." Sie zieht mich an der Hand hinter sich her. Und das ist okay. Manche Menschen sind verschlossen und reden nicht gerne über solche Erfahrungen. Also ist es für mich okay, dass Casey ihre Ablenkung braucht und nicht über ihre Vergangenheit reden möchte.

He's my Badboy/FuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt