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"Jimin? Was machst du in meinem Haus?" der Junge erschreckt sich und lässt beinahe die Pfanne in seiner Hand fallen, doch der Griff verstärkt sich wieder und er stellt schnell die Pfanne auf den Herd ab. "Ah, Herr Min. Guten Abend." er lächelt mich an und ich schaue ihn immer noch perplex an "Was zum Fick machst du in meinem Haus?!" frage ich ihn wieder und diesmal will ich auch eine Antwort.

"Ich habe geklopft und geklingelt, aber keiner hat aufgemacht und dann kam die Nachbarin von neben an und hat mir aufgeschlossen." Frau Choi, jetzt verdamme ich mich selber, dass ich ihr einen Schlüssel zu meiner Haustür gegeben habe. "Ich wollte dir extra Abendessen kochen, als ein Dankeschön." und gerade als ich mich doch irgendwie auf seine Anwesenheit gefreut habe, kippt meine Laue genau wieder deswegen.

Wegen seiner OP.

Ich muss ihn abhalten davon.

"Jimin, wenn wir schon gerade über die OP reden." fange ich an zu reden und komme zu ihm rüber und als er sich umdreht zu mir, kippt er einfach zur Seite und ich fange ihn gerade noch auf. "Hey! Alles in Ordnung?" er nickt und rappelt sich wieder auf "Nur ein kleiner Schwächeanfall." ich schüttel den Kopf und helfe ihm, sich an einen Barhocker an der Küchentheke zu setzen. Ich mache da weiter wo er aufgehört hat und schiebe das Thema erstmal unter den Teppich.

In so einem Zustand spreche ich ihn lieber nicht darauf an.

Als ich mit dem Abendessen dann fertig geworden bin und uns beiden etwas auf zwei Teller legen will, sehe ich Jimin auf der Küchentheke halb liegend. Er ist eingeschlafen. Ich seufze aus und decke das Abendessen mit einem Deckel ab, der zu der Pfanne gehört und gehe zum Jungen, der ziemlich dünn ist, schon fast so gebrechlich wie Glas und nehme ihn hoch. Ich laufe nach oben zum Schlafzimmer und bekomme noch gerade so die Tür zu meinem Zimmer auf, lege ihn ins Bett und decke ihn zu, damit ihm auch nicht kalt wird.

"Du bist zu unschuldig für diese Welt. Ich bitte dich.... Entscheide dich nicht dafür, bitte mach es nicht. Ich weiß was das für Folgen haben kann. Bitte, tuh's für mich... Jimin." flüstere ich, während ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht streiche und ihn betrachte. Er sieht so unschuldig aus, fast schon wie ein Engel.

Ich stehe vom Bett auf und gehe aus dem Schlafzimmer. Als ich nach unten gelaufen bin, fallen mir ein paar Bücher auf dem Tisch auf. Fotoalben. Er hat sich also schlau gemacht, hm? 

Ich nehme eines der Fotoalben vom Tisch, dass mir immer ins Auge sticht und laufe zu meiner Couch, um mich auf dieser fallen zu lassen und das Album zu öffnen. Schöne Erinnerungen. Ich hatte eigentlich immer ein gutes Verhältnis mit meinen Eltern, mit meinem älteren Bruder und vor allem mit meiner jüngeren Schwester.

Aber ich spreche ungern über sie.

Es reißt zu viele alte Wunden auf.

Wunden, die niemals verheilen werden.

Narben, auch genannt.

"Wieso musste sowas nur passieren? Wieso....." ich schaue mir weiterhin die ganzen Bilder an, bis mein Körper den Geist aufgibt und ich ab einem Zeitpunkt einfach weg bin.

» 𝐃𝐨𝐜𝐭𝐨𝐫 - 𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧 «Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt