Die Gestalt war komplett in schwarze Kleidung gehüllt, das Gesicht von einer Kapuze bis zur Unkenntlichkeit verhüllt. Aus ihrer rechten Hand strahlte ein greller, giftgrüner Lichtball, der helle Funken versprühte.
Der gesamte Wald schien durch das grelle grüne Licht zum Leuchten gebracht worden zu sein. Die Funken spiegelten sich im Wasser der Flusses. Das Licht war so hell, dass es Evan blendete und dennoch wusste er instinktiv, wer die Gestalt war, die sich ihm immer weiter näherte. Es konnte nicht sein. Auch wenn es Evans sehnlichster Wunsch war, konnte es einfach nicht sein."Alex", hauchte er ungläubig. Er war außerstande sich zu bewegen, wie gebannt starrte er einfach nur den Todesfürsten an, der sich immer weiter auf ihn zubewegte. Die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, versuchte er vergeblich weg zu blinzeln, als wieder die Kontrolle über seine Beine spürte und auf die vermummte Gestalt zu stürzte.
Hemmungslos schluchzend fiel der Vampir seinem Freund in die Arme. Die beiden eng verschlungenen Körper sanken zu Boden, wie lange sie so da gesessen hatten, wusste keiner von beiden. Das spärliche Licht des Mondes, das trotz der Bäume bis zu ihnen vordrang, erhellte die Szenerie. Der Lichtball war bereits vor einer Stunde immer dunkler geworden, bis er schließlich vollständig verschwunden war, doch die giftgrüne Farbe aus Alex' Augen strahlte Evan noch immer an.
"Ich hab dich vermisst", flüsterte der Brünette irgendwann so leise, als hätte er Angst, sein Freund könne sich in Luft auflösen, würde er die die Stimme heben.
"Ich dich auch... Evan, ich liebe dich", gab Alex in der gleichen Lautstärke zurück und beugte sich leicht vor. Er stoppte, als er nur noch Zentimeter von Evans Gesicht entfernt war und betrachtete den Brünetten ganz genau, nachdenklich fügt er noch hinzu: "du ahnst gar nicht wie sehr..."
Dann endlich schloss er den Abstand zwischen ihren Lippen und küsste Evan gefühlvoller als je zuvor.
Atemlos stellte der Brünette die eine Frage, die ihn nicht aus dem Kopf ging: "Warum?"
Alex runzelte die Stirn, es verwunderte ihn nicht, dass der Vampir fragte, doch er hatte sich erhofft, frühestens am nächsten Tag darüber reden zu müssen, weshalb er nur erwiderte: "Warum was?"
"Ich will wissen, warum du zurück bist.", Evans Stimme klang vollkommen ernst und ruhig, er würde sich nicht mit einem Ausweichmanöver zufrieden geben. Die letzten Tage hatte er unendlich gelitten und es gab absolut nichts, was ihn auch nur annähernd so glücklich machte, wie das Wissen, dass der Schwarzhaarige wieder Teil seiner Welt, seines Lebens war. Aber er brauchte einfach diese Antwort und er brauchte sie jetzt.
Seufzend murmelte Alex: "Einen Versuch war es ja wert... Ich... ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. Als er... also als Maverick mich wissen gelassen hat, dass ich nicht mehr viel Zeit auf dieser Erde hab, war das natürlich hart. Das klingt vermutlich nicht besonders logisch, aber wenn du über dreihundert Jahre alt bist, denkst du irgendwann, der Tod wäre nicht so schlimm. Ist er auch nicht! Ich meine, ich war oft im Totenreich und gerade ich sollte keine Angst vorm Sterben haben. Und das hatte ich auch nie, aber plötzlich konnte ich nur noch an dich denken", seine Stimme begann zu zittern, "plötzlich hatte ich so eine Angst davor, dich zu verlieren. Das ist so unfassbar egoistisch, aber ich konnte dich einfach nicht verlieren... Noch nicht jetzt..."
Alex brach ab, wartete unruhig die Reaktion des Vampirs ab.
Evan hatte ihm schweigend gelauscht und antwortete mit fester Stimme: "Als du gestorben bist, hab ich gehört, wie du mir gesagte hast, dass es dir leid tut und dass du mich liebst. Und ich hab schon vorher manchmal gesehen, was du gesehen hast, deine Schmerzen gespürt, als wäre ich du... Vielleicht... vielleicht musstest du wiederkommen. Vielleicht gehören wir irgendwie zusammen."
Aus Alex' Gesicht breitete sich ein Lächeln aus: "Das Schicksal wollte uns wohl noch eine Chance geben..."
"Du hast nur ein bisschen nachgeholfen", lachte Evan leise.
"Ja, das hab ich..."
Hi:)
Das Kapitel ist nicht gerade lang, aber ich will es nicht unnötig in die Länge ziehen. Wahrscheinlich kommt der Epilog noch im Laufe des Abends, ich melde mich dann nochmal!
Eure c_in_medias_res <3
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Das Flüstern des Todes
FantasyEs war ein ganz normaler Tag im Leben des Nekromanten Alex Martin, solange bis er einen Schlag auf den Hinterkopf bekam und von Vampiren entführt wurde. Sein Leben als Einzelkämpfer, wie er sich selbst gerne nannte, war vorbei und auf einmal musste...